Gleich vorne weg, der Synth ist in jeder Hinsicht beeindruckend, vom Klang bis hin zur Verarbeitung.
Gehörte ich eher der "Oh Gott, ein Behringer..." Fraktion an, hat mich insbesondere der Poly D davon überzeugt, dass der Name Behringer im Synthesizersektor ein Vertrauens und Qualitätsmerkmal darstellt. Würde bei den Synths von Behringer ein Name mit den Anfangsbuchstaben K bis Y draufstehen, die User sowie die Fachwelt wären vor überschwänglichen Lobeshymnen aus dem Häuschen.
Ein Klon? So what. Der Synth macht die Musik und nicht der Name.
Nach über 40 verschiedenen Synthies in meinem Studio, von Jupiter 4 bis hin zum Microfreak, Vintagesammelwut, Neuheitenjagd und Plugin Overkill, verzaubert mich gerade der Poly D, wie kaum ein anderes Gerät davor. Woran liegt`s?
Er klingt beeindruckend.
Gut, nicht gleich beim ersten Einschalten. Er ist eben KEINE Presetschleuder. Und das ist gut so. Nichts langweilt doch mehr, als das Durchklicken hunderter Sounds, um dann irgendwie vor Ermattung und totgehörter Ohren irgendein Preset in die Produktion einzubauen.
Hier wird im wahrsten Sinne vom ersten Knacksen bis zum fertigen Sound alles selbst kreiert. Der Klang ist sauber und druckvoll, die Filter sehr smooth, der Verzerrer immer musikalisch und der Chorus lässt die Sonne scheinen. Heisser Tip: Die Poly-Funktion ist sicher für Akkorde eine tolle Sache, aber in Verbindung mit dem Arpeggiator eine Sensation. Hier spielt jede getriggerte Note einen neuen VCO an. Dies ergibt, je nach Einstellung der verschiedenen Oscillatoren, ein sehr lebendiges Arpeggio, das wahrscheinlich kein anderer zuvor hatte.
Absolute Kaufempfehlung und ideal, um analoge Synthesizer verstehen zu lernen.
P.S.: 1 Stern Abzug bei der Bedienung wegen der nicht vorhandenen Bedienungsanleitung. Leider Usus in der heutigen Zeit. Andere Hersteller bieten dann meistens eine ausführliche PDF Version an. Nicht so Behringer. Und dann noch dieser kryptische Sequenzer. Den versteht man einfach nicht. Ich erwarte, nein fordere, eine in meiner Landessprache verfasste ausführliche Anleitung und oder Tutorial-Videos seitens von Behringer. Dies ist leider eine Schande und z.Zt. unverzeihlich. Ich hoffe, da wird noch nachgebessert.
UPDATE (08.04.20)
Leider musste ich das Gerät zurückschicken.
Plötzlich funktionierte der Poly-Mode (Strenggenommen ein Paraphonic-Mode) nicht oder nicht mehr.
Folgendes Problem trat auf: Note 1 triggert wie vorgesehen den ersten Oscillator, Note 2 triggert Oscillator 2 & leider ebenfalls Oscillator 1. Spielt die 3. Taste, wiederholt sich das Ganze mit den ersten beiden Oszillatoren usw.
Drückt man also einen Akkord und will dann eine Melodie dazu spielen, triggert jede neue Note den kompletten Akkord. Dies ist mir vorher nie aufgefallen. Leider konnte ich operationsbedingt in den letzten Wochen nur einhändig Flächen eingespielt. Jetzt kann ich wieder beidhändig spielen und mich trifft fast der Schlag.
Dummerweise hab ich 1 Tag vorher bei dem Synth den neuesten Software-Update gemacht. Es kann auch sein, dass dort ein Bug mit aufgespielt wurde. Leider konnte ich das Gerät nicht zurücksetzen.
Zur Verarbeitung: Der Kippschalter für High / Low Pass Filter hat einen Wackelkontakt. High funktioniert, Low hat öfters Aussetzer, und somit ist der Sound natürlich komplett weg. Zusätzlich fehlte auf dem 1. Oscillator Drehknopf die Silberfolie, sah unschön aus und Thomann wollte mir Ersatz besorgen. Später bemerkte ich, dass auf dem EXT. Signal Drehpotie zwei Folien klebten. Also hab ich eine abgefrimelt und auf den Oscillator geklebt. Dies habe ich bei der ersten Bewertung nicht erwähnt, da es halt nur eine Kleinigkeit war. Nimmt man allerdings alle Makel zusammen, bin ich sehr enttäuscht, vor allem, da ich jetzt noch 8 Wochen warten darf bis das neue Gerät wieder in meinem Setup steht.
Ich geb dem Gerät noch eine Chance, da ich sonst mit den Behringer Synthies vollauf zufrieden bin.