Der erste Blick täuscht. Was aussieht wie ein simpler Video-Umschalter ist ein voll ausgestatteter Video-Mischer. Nachdem eine nahmhafte Capture-Karte bei allen möglichen Formaten Schuckauf bekam (1080p59 NTSC beispielsweise), habe ich mir den Atem Mini Pro zugelegt. Dieser hat Scaler auf jedem Eingang und sorgt dafür, daß das Signal in der gewünschten Auflösung und Framerate vorliegt, egal, was die Kamera anliefert. Allein das war schon ein riesiger Pluspunkt.
Dann arbeitet das Gerät hervorragend als Webcam via USB. Kleiner Tip am Rande: Der Treiber ist etwas komisch, wenn man in OBS die Videoquelle einrichtet, hat man keinen Ton. Einfache Abhilfe: Auch noch eine Audioquelle einrichten, und schon geht alles.
Zusätzlich zu der Ausgabe über USB hat man auch noch die direkte Ausgabe via HDMI. Wenn man die nicht braucht, kann man die auch auf eine Multiview umschalten, um beispielsweise auf einem Kontrollmonitor anzuzeigen, was derzeit auf allen Quellen anliegt, ehe man umschaltet. Nützlich.
Das Gerät lässt sich über die Atem Control Software komplett via Ethernet fernsteuern. Man muss den Kasten mit den ganzen HDMI-Kabeln also nicht auf dem Schreibtisch rumliegen haben, wenn man nicht mit dessen Tasten umschalten möchte. Man kann mittels Companion-App die Umschalt-Tasten auch aufs Streamdeck legen, dann braucht man das Gerät gar nicht mehr in Sichtweite und hat trotzdem physische Tasten.
Viele der Pro-Features brauche ich gar nicht, aber ich erwähne sie mal der Vollständigkeit halber: Das Gerät hat zwei Hardware-Keyer mit leicht unterschiedlichen Aufgaben. Der eine kann beispielsweise Greenscreens aus dem Kamerabild ausblenden, während der andere dafür da ist, Einblendungen ins fertige Bild zu machen. Der kann sich sein Material auch von professionellen Zuspielgeräten holen -- aber eine beliebige HDMI-Quelle an einem der Eingänge tut's auch.
Für komplexere Einstellungen kann man in der Software 64 Makros anlegen und auch abrufen.
Alles in allem bin ich mit der Erwartung rangegangen, mir ein USB-Capture-Gerät für vier Kameras zu kaufen, welches weniger Probleme mit Formaten hat als die Capturekarte, die ich vorher hatte, und wurde von den Möglichkeiten und der Einfachheit der Benutzung angenehm überrascht.
Einziger Wermutstropfen: Die Qualität des USB-Streams ist OK, aber nicht überragend. Es reicht völlig aus für meine Anwendungszwecke, aber wer Wert auf höchste Qualität legt, sollte das Bild per HDMI ausgeben und mit professioneller Hardware in den Rechner holen.