Seit ich in den 80er Jahren zum ersten Mal das Sitar-Solo von Denny Dias in Steely Dan's "Do It Again" gehört hatte, war ich auf der Suche nach diesem Sound.
Lange Zeit dachte ich es handele sich um ein Effektgerät, das diesen Klang erzeugt. War er doch in so vielen Hits und Rockklassikern zu hören wie: Cliff Richard - Dreamin', Lenny Kravitz - It Ain't Over Till It's Over, Ugly Kid Joe - Cats in the Cradle, Pur - An so nem Tag, Stevie Wonder - Signed, Sealed, Delivered, Elvis - Stranger In My Own Home Town, Lemon Pipers - Green Tambourine, Paul Young - Everytime You Go Away etc.
Es dauerte bis in die 90er als mich schließlich ein Musikalienhändler aufklärte, dass es sich hierbei um ein spezielles Instrument handele, nämlich die Coral Sitar, die aber leider nicht mehr erhältlich sei. Dieser freundliche Mensch gab mir dann den Hinweis auf Jerry Jones, einem Gitarrenbauer in den USA, der diese Instrumente nachbaute. Zur damaligen Zeit konnte ich mich allerdings nicht durchringen das viele Geld für so einen einzigen, speziellen Sound auszugeben. Gewartet hatte ich letztlich zu lange, nämlich bis Jerry Jones seine Produktion einstellte und in Rente ging. Aus die Maus dachte ich - haste zu lang gewartet und hab mich geärgert. Allerdings nicht allzu lange - denn mit Freuden stellte ich vor 2 Monaten fest, dass Danelectro das Original wieder aufgelegt hat und das Instrument in Deutschland erhältlich ist. Ich hab's mir sofort bei Thomann bestellt und da gab's erst mal gemischte Gefühle. Der Sound - super! Fast 30 Jahre hatte ich danach gesucht, jetzt hatte ich ihn - den "Do It Again" Sound.
Aber: die Sitar kommt im Pappkarton, sie macht eher den Eindruck einer Zigarrenschachtel als einer soliden Hollow-Body. Die Kunststoffplatten und Pickups sind per primitive Holzschrauben in den Korpus eingedreht und die Kunststoffränder nicht besonders glatt geschliffen. Zudem ein ganz großer Nachteil: um an die Halsstellschraube ranzukommen muss der Hals abgeschraubt werden! Es war definitiv nötig dort Einstellungen vorzunehmen, da der Hals nach hinten gebogen war. Hat 'ne Zeit gedauert, bis das gepasst hat. Eine Bedienungsanleitung liegt dem Instrument leider nicht bei. Somit weiß man auch mit den 13 Sympathetic-Strings erstmal wenig anzufangen. Es hilft nur googlen, oder wie ich es getan habe beim Kundendienst von Thomann nachfragen, wie diese Saiten gestimmt werden und wie sie ggf. zu ersetzen sind.
Um der Sache jetzt wieder etwas Wind aus den Segeln zu nehmen: Danelectro ist ja die Firma, welche das Original in den 60ern gebaut hat, und ich vermute die Konstrukteure haben sich bei diesem Reissue Modell am Originalbauplan gehalten. Und genau deshalb klingt sie wohl auch so authentisch. Bespielbarkeit und Bundreinheit sind übrigens sehr gut (sofern die Gotoh Bridge korrekt eingestellt ist).
Einen letzten großen Nachteil muss ich anfügen:
Die Sitar ist beim Spielen mit Gurt extremst kopflastig. Der Hals fällt ständig nach unten. Ich habe mir damit beholfen, indem ich in eine der Halsbefestigungsschrauben einen zusätzlichen Gurtpin integriert habe. Hierzu empfehle ich das "Harley Benton Gurthalteknopf Set Chrome" und eine Senkkopfkreuzschlitzschraube 5x45 aus dem Baumarkt. Damit ist die Balance perfekt (auch bei glattem Gurt). Bitte auch meine Rezension beim o.g. Gurtpin lesen.
Fazit:
Wer so wie ich, lange auf der Suche nach diesem speziellen Sound war, kommt um dieses Instrument nicht herum. Allerdings würde man sich angesichts des hohen Preises ein hochwertigeres Instrument incl. Case wünschen. Letzterer ist nämlich nicht dabei und nur im 60 EUR teureren Bundle erhätlich. Auch setzt das Instrument etwas Einstellungserfahrung und Bastelgespür voraus (siehe Gurtpin-Problem und Halsstab). Insgesamt ein Luxus, den man(n) sich halt genau 1x im Leben gönnt, in der Hoffnung, dass das Instrument möglichst lange hält.