"Eine Offenbarung"... So könnte eine zweite Überschrift zur Serie "Hören, Lesen & Spielen" lauten!
Als Inhaber einer eigenen Musikschule, Dirigent und Ausbilder in verschiedenen Musikvereinen und Instrumentalist auf verschiedensten Blasinstrumenten habe ich im Laufe der Jahre viele unterschiedliche Unterrichtsmaterialien kennengelernt.
Bisher war ich ein Fan von nach und nach aufgebauten Lernheften, die Schritt für Schritt die Schwierigkeit erhöhen. Von vorne herein setze ich da auf zweistimmige Literatur (z.B. Elementar-Schule für Bläser aus dem Bauer Verlag, Karlsruhe, mit der ich diese Schule aufgrund ihrer hochgradigen Unterschiedlichkeit einmal vergleichen möchte). Das einzige was mich bis dahin an einigen dieser Werke störte war, dass sie nur funktionieren, wenn ein Lehrer neben an steht und entweder einen Takt vorgibt, oder eben einen theoretischen Inhalt vermittelt, da einige dieser Werke ohne jeden Textbeitrag auskommen, also eine reine Lied- und Übungssamlung sind.
Angesprochenes Werk aus dem Hause Bauer bietet aber zu jeder Lerneinheit ausreichend vielfältige Spielübungen, immer zweistimmig und die Anforderung wächst meist genauso schnell, wei der Spieler sein Können verbessert: Lange Wiederholungsstunden zu einer einzelnen Übung gibt es fast nicht.
Dann erhielt ich per Zufall die drei Bände "Hören, Lesen & Spielen" und war schlichtweg begeistert:
Ab dem ersten Moment macht das Buch seinem Titel alle Ehre! Von
- Hör- und Nachspielübungen,
- selbst zu improvisierenden Passagen in Liedern,
- eine qualitativ hochwertigen Band, die auf den Begleit CD's gut und vorallem unterschiedlich arrangierte Begleit-Musiken spielt,
- Klatsch-Übungen,
- Notendiktate
- Transponier-Übungen....
Die Vielfalt die hier geboten wird ist der Motivationsfaktor schlecht hin für Neueinsteiger, aber auch für etwas weiter Fortgeschrittene in den höheren Bänden! Die Nachteile oder Vorteile: Das Buch geht relativ zügig voran. Gerade für die ersten Stunden halte ich das Buch für ausgesprochen ungeeignet, da, im Gegensatz zu oben angesprochenem Werk, wenig Übungen auf gleichem Level vorhanden sind. Ein Einstieg im Bereich der Blechblasinstrumente sollte meiner Meinung nach erst nach etwa 3-6 Monaten erfolgen. Im Holzbläserbereich sieht es da meiner Meinung nach etwas anders aus, hier könnte, da weniger Tonbildungsprobleme vorhanden sind, die dann beim teilweise flotten Spiel zur Begleit-CD doch frustrieren können, früher eingestiegen werden.
Allgemein fehlt mir die Zweistimmigkeit. Diese wird in ausgesuchten, relativ wenigen Stücken geboten und dann fast immer ohne Begleitung auf der CD. Warum auch immer. Dadurch das "Hören, Lesen & Spielen" von vorne herein sehr schnell und vieles fordert, sollten Kinder, die ein gewisses Maß an Talent mitbringen, zu einem wirklich umfassenden Lernerfolg kommen, der eben glücklicherweise nicht beim reinen Erlernen ihres Instrumentes halt macht, sondern darüber hinaus viele viele weitere Lerngebiete abdeckt, die sonst durch den Lehrer immer mal wieder eingestreut werden müssen!
Ohne Lehrer kommt dieses Buch auch nicht aus, hilft aber, im Gegensatz zur Bläserschule von Bauer, durch viele Textbeiträge von "Dr. Checkup" dem Schüler dabei, sich wieder an das Gesagte zu erinnern. Einige der Texte sind jedoch teilweise verwirrend: Sagt "Dr. Check-Up" beispielsweise: "Das Stück klingt so nicht gut. Es klingt besser wenn du mit dem Ton g beginnst." Bedeutet das: Spiele das gesamte Stück einen Ton tiefer! Ich denke mein Satz würde hier gleich für Klarheit sorgen, während Dr. Check-Up lediglich den ersten Ton ändern möchte. Einige Schüler schaffen diesen Transfer nicht, wenn sie sich im Selbststudium einmal zu Hause ein solches Stück anschauen möchten!
Schade finde ich, dass die Hefte nicht zu den anderen Instrumenten-Ausgaben passen, bzw. kombinierbar sind. Auf der einen Seite spricht das deutlich dafür, dass für jedes Instrument eine eigenständige Herangehensweise, die in den Bänden, die ich besitze auch nachvollziehbar ist, jedoch wären einige sPielübungen schön gewesen, die in allen Instrumentengruppen gespielt werden könnten. Die strahlenden Kindergesichter, wenn die Band einsetzt und sie ihr geübtes Stück vorspielen dürfen zeigt eindeutig: So kann Unterricht Spaß machen!
Ich persönlich habe gut Erfahrungen damit gemacht, die CD nur im Unterricht einzusetzen, sofern der Schüler Taktfest genug ist. Ansonsten neigt der "WOW"-Effekt der Beleitband abzustumpfen, wenn die Kinder jeden Tag mit der CD zusammen üben. So kann man sich eine Belohnung für hartes Üben in der Hinterhand behalten! Ansonsten: Beide Daumen hoch für "Hören, Lesen & Spielen"