Vorbemerkung: Ich benutze Pickups eigentlich nie so, wie man soll, sondern immer irgendwie anders. Das hier ist das "Bridge"-Modell, ich habe ihn allerdings in der Mittenposition einer RG (Linde/Ahorn). Er wird auch nicht von Potis belastet sondern geht offen raus. Und zu guter letzt: Ich benutze ihn an einem 4-fach Schalter, mit dem ich ihn in den Modi seriell, parallel, Spule-A, Spule-B betreiben kann.
Der Cruiser ist prinzipiell ein in der Breite geschrumpfter Humbucker, was an sich schonmal immer einen speziellen Sound produzieren wird, der weder Humbucker noch Singlecoil ist. Da kann der PU Hersteller so viel an den elektrischen Werten tüfteln, wie er will, das liegt einfach in der physikalischen Realität begründet, dass das Magnetfeld eine bestimmte Ausformung hat und dass die Saitenschwingung über ein bestimmtes, hier eben recht schmales, Fenster "gesampelt" wird. Abgesehen davon zeichnet sich der Cruiser dadurch aus, dass die beiden Spulen EXTREM unterschiedlich sind, einmal ca. 4,5kOhm, einmal etwas über 1(!)kOhm. So eine heftige Differenz führt erfahrungsgemäß automatisch zu einem gescoopten Sound, und das ist beim Cruiser definitiv so: Er hat ein warmes Bassfundament, eine über einen weiten Frequenzbereich sehr dezente und gleichzeitig lineare Mittensektion, und eine für mein Empfinden sehr "saubere" Höhenregion, die ausgeprägt brilliant aber nicht aggressiv, nicht kratzig ist. Absolut ganz und gar nicht SC-artig!
Im Parallelbetrieb wird das ganze zusätzlich nochmal deutlich schlanker, und die Resonanzfrequenz rutscht dermaßen weiter hoch, dass dementsprechend ein sehr weiter Frequenzbereich eben von Resonanz unberührt=linear bleibt, und die Resonanz dann zusätzlich Brillianz als Puderzucker ganz oben drauf streut. Das geht dann schon in Richtung Piezo.
Wer splittet wird erstmal erschlagen davon, wie gering der Output der Einzelspulen ist. Damit muss man klar kommen. Auch ist der Sound schon wirklich sehr hell und dünn, und ich vermute, dass nicht viele damit was anfangen können. Für mich ist es jedoch der Grund, warum ich ihn nicht mehr missen möchte, denn so kann ich in diversen Kombinationsstellungen wie gesagt Piezo-ähnliche, staubtrocken- Hifi-artige Sounds produzieren.
Aber mittlerweile mag ich ihn auch sehr im normalen seriell-Betrieb, insbesondere finde ich, dass er (wie gesagt, in Mittenposition) dann einen sehr süffigen, "lieben" Distortion Sound produziert, der schön definiert ist und tatsächlich genau irgendwo zwischen einem glockigen Halspickup und einem kultivierten Bridgepickup liegt.
Wer den Cruiser für seinen eigentlich angedachten Zweck, als Bridgepickup in einer Strat, einsetzen möchte, sollte auf die DC-resistance achten: der Cruiser hat 5,75kOhm, dementsprechend sollte der Mittenpickup auch in dieser range liegen, oder man verliert die typische Charakteristik von Pos-2.
Verarbeitungsmäßig muss man sagen, dass dies wohl so das robusteste ist, was man an Pickup bekommen kann! Er hat unten eine Platine mit Anschlußpanel (hier kann der geneigte Bastler sogar eigene Kabelage verwenden und per Standardsteckerchen verbinden), was den enormen Vorteil hat, dass das empfindlichste Element eines PUs, nämlich der Übergang vom winzig-dünnen Spulendraht zu dem viel dickeren (und oft in ziemlich steifer Kabelhülle verpackten) Anschlußdraht nicht außen liegt sondern hinter der Platine. DiMarzio macht das nicht bei allen PUs so, scheinbar auch nicht bei allen Rail-PUs, aber zumindest war das bei meinem Cruiser so, und ich finde, es sollte genereller Standard werden.
Fazit: Sehr wertiger, unkaputtbarer Pickup mit eigenem, sehr Hifi-artig -klarem Sound, der allerdings aufgrund des geringen Outputs und niedriger DC-resistance nicht in jeder Konfiguration befriedigend funktionieren wird. Für mich aufgrund der genannten Eigenschaften alternativlos.