Man tut es sich sicherlich nicht leicht, gleich fast drei Scheine nur für ein Cajon-Pedal auszugeben.
Gleich vorweg: eigentlich sollte das Pedal fünf Sterne erhalten. Ich gebe aber einen Stern Abzug wegen: 1. es wurde ein anderer Beater geliefrt als abgebildet und 2. das Kabel ist zwar wunderbar kurz und kompakt, aber eben auch ein Ticken zu kurz. Enthalten ist ein 2-Fuß Kabel (80cm), ideal wären 2.5Fuß (1m) gewesen. Aber dazu noch mehr im Vergleich.
Ich konnte das DW CP 5000 CJ Cajon Pedal vergleichen mit einem Meinl TMCP Cajon Pedal (siehe ).
Zunächst mal die augenfälligsten Unterschiede:
== Position des Beaters ==
Bei Meinl (und auch bei sonst allen anderen Cajon-Pedalen) trifft der Beater auf das obere Drittel der Cajon, bei DW im unteren Drittel.
Wir alle wissen, dass die "schönen" Bässe bei der Cajon normalerweise im oberen Drittel anzuspielen sind. Dennoch war ich überrascht, welchen Sound man mit der DW und einem guten Beater am unteren Drittel erreichen kann. Hier klingt das Cajon beim vollen Drive wie eine härtere Rock-Bassdrum, und man muss sich natürlich überlegen, ob das eher der Sound ist, den man auch rausdrücken will. Ich mag das gerne, gerade, weil es ein anderer Bass ist: den anderen kann ich ja auch vielleicht doch besser mit der Hand spielen. Im Wechsel den Bass von unten und dann den Bass von oben mit der Hand: ja, das ist möglich, und das kann auch ganz schön grooven. So hat man plötzlich eine Bass-Drum, eine Stand-Tom und eine Snare zur Verfügung. Und wenn man nicht Vollantrieb spielt, sondern eher bouncend und mit kurzem Attack, dann klingt die Cajon auch von unten angespielt wieder viel wärmer.
Das Anspiel im unteren Drittel ist ein Selling-Point dieses DWs: denn tatsächlich "stört" der Beater nicht, wenn man dann doch nochmal ganz normal nur mit den Händen grooven will. Wenn man das Meinl an der Cajon geklemmt ist, entscheidet man sich quasi dafür, den ganzen Abend mit Fußmaschine zu spielen. Zwar kann man auch an der Meinl den Weg / Winkel des Beaters weit machen, so dass dieser nicht so unmittelbar dazwischen hängt: dann aber braucht man auch mehr Kraft am Meinl-Pedal. Dennoch bringt der Meinl-Beater in der Standard-Position weiter oben natürlich auch einen wärmeren Bass hervor.
Neben diesen beiden augenscheinlichen und auch hörbaren Unterschieden im Sound nun zum Pedal selbst:
== Antriebssystem ==
Das Meinl hat einen eher klassischen oder gewohnten Antrieb mit Kette und Feder direkt am Pedal. Man bekommt ein unmittelbares "Force-Feedback", sozusagen, beim Ablassen des Fußes auf der Maschine. Es erinnert auch stärker an die typischen Fußmaschinen, die man sonst so vielleicht kennt, wie bspw. an der Bassdrum eines Schlagzeuges. Man kann damit auch Spielen wie an einer Bassdrum: einfach tap, tap, tap mit dem Fuß nach unten, oder die Schenkel in der Luft und mit "Hacke und Fuß" zittrig ein "bambabambabambabamba" spielen.
Beim DW ist die Feder nicht am Pedal, sondern vorne beim Beater. Das Pedal ist dabei denkbar einfach: Dieses liegt unverbunden auf einem Knopf, der dann die Stange dreht, die das Seil vom Körper weg zieht. Man kann das Pedal quasi an dem Scharnier komplett um 180° umklappen. DW nennt das "Pivot Drive System". Was ist nun anders vom Spielgefühl? Zum einen ist das "Force-Feedback" nich so stark, sprich: man tappt das Pedal quasi ohne großen Widerstand und der Beater macht "Bam". Da das Pedal nur aufliegt, wird dieses Gewicht dann von der Feder vorne am Beater wieder nach oben befördert (habe die Feder nochmal deutlich nachgespannt, so dass das Pedal schneller zurück kommt). Damit hat man einen unglaublichen, sehr direkten Kontakt zur Schlagfläche auf dem Cajon und kann sehr akzentuiert spielen - da man ja auch nicht viel Kraft braucht, ermüdet das Spiel auch nicht so schnell. Wunderbar! Mir ist es nicht gelungen, das klassische "Hacke und Fuß" mit zittrigem Schenkel in der Luft Spiel mit diesem Pedal hinzubekommen. Vielleicht ginge das noch, wenn man die Feder noch ein bisschen kräftiger zieht. Wahrscheinlich ist es aber dafür irgendwie nicht gebaut (dadurch, dass Pedal und Antriebsstange ja im Grunde unverbunden sind und immer irgendwie anders sein werden als das klassische Pedal). Nichtsdestrotrotz kann man auch mit diesem Pedal schnelle Bässe feuern.
== Sonstiges ==
Ein riesengroßes Plus beim DW Pedal: es passt in eine schlanke und im Paket enthaltene Transporttasche. Es ist in sekundenschnelle auf- und abgebaut (zwei Schrauben lockern bzw. festziehen). Das ist geradezu phantastisch! Hält es denn auch? Ja, solange man auf der Cajon drauf sitzt. Lässt man die Cajon neben sich stehen und haut auf den Beater, dann rutscht diese natürlich weg.
Da ist das Meinl dahingehend stabiler und mit der Klemmstange auch gut befestigt: aber, es ist auch umständlich im Transport. Es ist sehr schwer und unhandlich.
Dafür hat das Meinl ein wesentlich längeres Bowden-Kabel (das aber auch sowohl nach übereinstimmenden Berichten von Bekannten als auch bei den Rezensionen beim Meinl hier auf Thomann eher ein Schwachpunkt des Systems zu sein scheint). Dadurch kann man viel flexiblere Setups bauen: bspw. man sitzt auf einer Cajon, hat das Pedal am rechten Fuß, und links daneben steht eine andere, eher bassige Cajon, mit dem Beater. Das geht.
Das geht bei dem gelieferten Bowdenzug mit 80cm vom DW in diesem Paket nicht. Für große Menschen wie mich wäre ein Kabel von 1m mindestens notwendig, um eine gute Position des Pedals zu ermöglichen. Bei mir ist das Kabel immer komplett ausgereizt. Natürlich passt das so alles wunderbar in die Tasche, aber 20cm mehr wären eben doch besser gewesen. Nach Anfrage bei Drumworkshop bekam ich eine Antwort vom Support, dass DWCPCA4 die Bezeichnung eines passenden 4feet Kabels ist (ca. 1m60) und DWCPCA6 der Name eines 6feet Kabels. Das probiere ich nochmal aus: denn dann wäre das DW für mich "perfekt".
== Fazit ==
Also, welchen Tod will man sterben?
- Den Tod, ein unhandliches und schweres Pedal mit sich rumzuschleppen, bei dem das Spiel viel Kraft erfordert, dann ist Meinl das richtige. Das DW ist viel "agiler" und mit direkterem Kontakt zur Frontplatte, kompakt und ruckzuck mitgenommen.
- Den Tod, ein eigentlich etwas zu kurzes Kabel zu haben, bei dem man nicht mal eben Fuß links und Cajon rechts oder ähnliche Setups machen kann, dann ist das DW in dieser Auslieferung nicht geeignet. Der Trost ist: es gibt Ersatzteile von DW, sprich: man kann nochmal Geld nachwerfen und bekommt dafür ein längeres Kabel. Schöner wäre es, DW würde gleich ein 2.5- oder 3-Fuß Kabel mitgeben. Für größer gebaute Menschen wie mich wäre das ohnehin von Anfang an besser.
- Den Tod, dass der Beater da ist, wo normalerweise die Hände spielen: das ist bei quasi allen Cajon Pedalen so, so auch beim Meinl, aber nicht so bei DW. Ich finde das Konzept von DW hier gut: man hat einen harten Bass, dann noch den normalen Bass von den Händen erreichbar und natürlich die Snare. Ermöglicht ein ganz neues Spiel.
Ich würde sagen, probiert es aus, welchen Sound ihr lieber mögt. Ich fand gerade den etwas anderen Bass von der DW im unteren 1/3 schön. Hängt ja auch immer davon ab, was man so machen will.
Nichtsdestotrotz ist auch das Meinl-Pedal ganz hervorragend und bzgl. Preis-/Leistung (gut 100 EUR günstiger) unschlagbar, wenn man die anderen Nachteile in Kauf nimmt.
Ich bin beim DW geblieben, weil das Antriebssystem mich mehr überzeugt, die Mehrzonen-Bespielung gut passt und es einfach super handlich ist. Nur Bitte in Zukunft 20cm mehr Bowdenzug spendieren, dann gibt es auch fünf Sterne.