Dieser Effekt ist nichts für jeden Delay-Liebhaber. Wie typisch für BBDs steigen mit langen Delayzeiten auch die Nebengeräusche, tappt man es über den empfohlenen Rahmen hinaus, entsteht hochfrequentes Pfeifen. Die Delays sind weich, dreckig, und das Dry-Signal wird ebenfalls leicht angedickt. All dies ist natürlich Geschmackssache, man sollte sich vor dem Kauf auf jeden Fall im klaren sein, dass es nicht weiter vom "perfekten" Digitaldelay entfernt sein könnte.
Die Features sind großartig, auch wenn man zunächst etwas Einarbeitungszeit braucht.
So reicht der Delay-Regler bis weit in die Oszillation hinein, hierbei wird einem auch schnell der große Headroom klar: Wenn man nicht aufpasst, und den Regler bei hohem Blend unverhältnismäßig weit aufreißt, baut sich ein enormer Pegel auf, mittels des Effektloops kann aber auch dies hervorragend dosiert werden, mehr dazu später.
Das Tap-Feature funktioniert einfach. Es schadet nicht, im Manual nachzulesen, dass über die letzten paar Taps in einem gewissen Zeitrahmen gemittelt wird, sobald man dies im Gefühl hat, liebt man es, denn wenn man, wie ich, mit dem Fuß nicht sonderlich genau ist, ist das nach spätestens 3, 4 Taps ausgeglichen. Die Divisions sind sinnvoll, und das kleine Easteregg ist nichts für den 08/15 Sound, aber ein interessanter und vor allem überraschender Bonus.
Die Modulation ist meines Erachtens das beste Feature. Der große Regelbereich verführt zum Überdosieren, aber moderat eingestellt ergeben sich großartige Flächen, welche durch die gegenüber einem Chorus höhere Verzögerungszeit auch nicht typisch kitschig klingen. Hier kommt auch wieder der dreckige Grundcharakter dem Klang zugute. Für die Rechteckwelle habe ich ehrlich gesagt noch keine Anwendung gefunden, das ist etwas für experimentellere Köpfe als mich.
Der Expressioninput funktioniert durchdacht: Wählt man den Parameter, kann man mit dessen Poti die Untergrenze einstellen, da die meisten Expressionpedale wenn dann ein Poti für die Obergrenze haben. Praktisch! Die Modulation wird auf die Wellenform beschränkt, in dessen Hälfte sich der Regler befindet. Wie schon beim Tap funktioniert es einfach und gut.
Was dieses Delay auszeichnet und gegenüber der Konkurrenz abhebt, ist der Effektloop fürs Delaysignal. Manche berichten von Pitch Shiftern, manche von zusätzlichen Delays, ich habe für mich eine sehr schöne Anwendung gefunden: Mit einem einfachen Overdrive provoziere ich Oszillationen, welche ich dadurch auch in Lautstärke und Ton feineinstellen kann. Wird ein Ton länger gehalten, schwingt die Oszillation zunächst auf dieser Frequenz, um dann immer disharmonischer zu werden.
Ein Problem sollte nicht unerwähnt bleiben: Der Memory Boy streut stark in die Stromversorgung ein. Es sollte also auf jeden Fall ein eigenes Netzteil bzw. ein eigener isolierter Ausgang verwendet werden.