Fender Tone Master Deluxe Reverb

Ich wollte bezahlbaren und tragbaren Röhrensound. Habe ich bekommen. Ich finde der Tone Master klingt sehr nahe an einem echten Röhrenverstärker. Habe im Laden das "echte" Pendant angespielt und dachte jetzt nicht, oh je was für ein Unterschied. Auch wenn es diesen geben mag.

Gerade im Low Gain Chrunch mag ich den Sound sehr, sehr voll und knackig. Und laut ist das Ding, selbst im Clean-Bereich musste ich auf kleiner Open Air Bühne nicht mal ansatzweise den Amp ausreizen, hatte den Power Attenuator glaube auf 5 Watt stehen. Hall und Vibrato sind für mich top, habe ich nichts auszusetzen.

Größter Kritikpunkt, der Direct Line Out. So lange man den Amp im Cleanbereich fährt, also bis Volume 4-5, ist der Lineout fantastisch. Wenn man also Overdrive etc ohnehin über Pedale realisiert und der Amp clean läuft passt das. Will man aber den original Deluxe Chrunch Sound ab Volume 6 nutzen, dann klingt der Direct Lineout für mich wirklich unbrauchbar, ganz schrecklich. Ein Tontechniker bestätigte mir das bei einem Gig auch. Er stellte sofort das Mikro davor und meinte sie hätten auch einen im Studio und der Lineout ginge gar nicht.
Nutzt man also den Amp als Pedalplattform, was ich aktuell so mache, ist auch der Direct Lineout top, sonst nicht.

Der Powerattenuator ist toll, allerdings finde ich den 0,2 Watt Modus unbrauchbar. Und das wäre der wo man Chrunch im Wohnzimmer erreichen könnte. Für Live ist der Attenuator gold wert. Er klingt aber eigentlich erst ab der 1 Watt Stufe gut.

Da ich viel zu Hause im Wohnzimmer spiele, habe ich das Firmware Update drauf gezogen. Damit klingelt es nicht mehr ganz so in den Höhen. Dennoch klang er mir nach einiger Zeit irgendwie nicht ganz ausgewogen, immer noch zu viele Höhen und zu viel Bässe, zu wenig Mitten.

Und dann gibt es ja noch die Blonde Version dieses Amps mit dem Celestion Speaker statt Jensen. Ich habe dann den Speaker gewechselt und nun rockt das Ding wirklich schön. Nicht mehr ganz so brilliant wie mit dem Jensen Speaker aber immer gut, es nervt nichts mehr und hat mehr Druck in den Mitten finde ich.

Ich habe mein Setup gefunden, hatte persönlich keine Probleme mit Pedalen, wie oft berichtet. Hat etwas gedauert aber nun bin ich glücklich mit dem Verstärker. Den einen Punkt Abzug gibt es für die Probleme mit dem Direct Line Out und den aus meiner Sicht unbrauchbaren 0,2 Watt Wohnzimmermodus.

Ansonsten klare Empfehlung.

Der Fender Tone Master Deluxe Reverb ist gut verarbeitet, ist sehr leicht und sieht authentisch aus. Er sollte als Ersatz für meinen originalen Vibrolux-Reverb-Amp aus den 60er Jahren dienen, wenn dieser mal wieder Röhrenprobleme hat.
Im Vergleich zum alten Röhrenamp klingt er heller (aggressiver) und etwas dünner. Er ist ziemlich laut, was gut ist, und er spricht schneller an als der alte Amp, ihm fehlen aber die Wärme und die Durchsetzungskraft des alten Röhrenamps. Er hat einfach nicht die Klangschönheit des Vintage-Amps. Auch im Vergleich zu einem originalen Mesa Boogie Mk1 hat er klanglich keine Chance. Es könnte allerdings sein, dass der Speaker noch eingespielt werden muss. Dadurch könnte vielleicht noch eine leichte Verbesserung des Klangs erreicht werden.
Nach einem ausgiebigen Vergleichstest kann ich sagen: es ist ein guter digitaler Combo, der aber außer seines überzeugenden Erscheinungsbilds mit den „echten“ Röhrenamps nichts gemein hat.
So werde ich wohl weiterhin meinen 22 Kilo schweren Vibrolux durch die Gegend schleppen müssen.
Apropos Gewicht: Es ist schon erstaunlich, wie leicht der Tone Master im Vergleich ist. Allerdings sind Euro 1029.- für das wenige verbaute Material doch sehr teuer (der Verstärker selbst befindet sich in einer relativ dünnen Schachtel). Ich traue diesen Computerbauteilen auch keine lange Haltbarkeit zu. - Was ist, wenn irgend wann Einzelteile defekt sind? Muss man dann die komplette Verstärkereinheit austauschen?
Nach all diesen Erkenntnissen schicke ich ihn nun wieder zurück - schade!