Ich habe länger nach einer vollmetall-Resonatorgitarre gesucht, die sowohl einen tollen Klang hat, als auch ein hübsches Äußeres - ich habe beides in der Honey Dipper gefunden.
Da sie die erste Vollresonatorgitarre in meinem Besitz ist, musste ich mich einen Moment an das Gewicht auf dem Oberschenkel gewöhnen, das geht allerdings recht schnell. Die Befürchtung, dass das Finish furchtbar empfindlich sein könnte, erwies sich als unbegründet - ich habe das Teil in einem dreiviertel Jahr nie poliert und es sieht immer noch aus wie neu. Einzig mit Gürtelschnallen sollte man vielleicht etwas vorsichtig sein, wenn man die Gitarre umhängt...
Beim Anspielen fiel mir als erstes die intuitiv lockere Bespielbarkeit durch den super auf das Instrument abgestimmten Hals auf. Darüber hinaus ist der Sound meiner Meinung nach unwahrscheinlich schön. Die Gitarre ist laut, wenn man kräftig anschlägt, und hat einen vollen, mittigen Klang, bei Slide oder Strumming. Je nach Spielweise räsoniert die Honey Dipper warm oder mehr metallen, untermalend oder herausstellend. Mir gefallen gerade Pickings in oberen Lagen durch den fast Banjoartigen Klang, den man so hervorbringen kann. Auch das Spiel mit Capodaster kann ich nur empfehlen, es bringt oft noch einmal anders schönen Nachklang aus dem Resonator. Dessen Sustain ist, allgemeiner gesprochen, ausgeglichen und lang. Wichtig: Hier schnarrt und klappert nichts mit, was wohl bei günstigeren Biscuit-Resonatorgitarren ab und zu der Fall sein soll.
Kurz gesagt wird klanglich eine Bandbreite geboten, die erst bewusst wird, wenn man länger auf der Gitarre spielt und verschiedene Dinge ausprobiert. Z.B. klingen meiner Ansicht nach gezupfte, minimale Delta-Blues-Sachen ziemlich original und natürlich, ohne dass der Klang jemals zu dünn würde. (Kleiner Exkurs: Wer die Möglichkeit hat, in einem kleinen Raum mit Stereomikrofonie hobbymäßig Aufnahmen mit der Gitarre zu machen, wird feststellen, dass wenig EQing, Hall oder Kompression in der Bearbeitung der Aufnahme notwendig sein werden, was für mich auch für die Qualität und Vielseitigkeit des Instruments spricht.)
Die Seitenlage ist ab Werk sehr niedrig eingestellt, was zunächst die Bespielbarkeit begünstigt. Allerdings, und hier liegt das einzige kleine Manko, wird es somit wahrscheinlicher, dass eine Saite ein bisschen am Bundsteg sirrt, was noch eher passiert, wenn man unsauber greift. Nun ist ein gewisses Sirren bei einem Instrument, das größtenteils aus Metall besteht, speziell wenn man Blues mit Messingslide spielt o.Ä. nicht nur nicht zu vermeiden, sondern gehört fast dazu - insofern für mich ein eher winziger Minuspunkt. Darüber hinaus lässt sich der Hals mit ein bisschen know-how schließlich auch nachstellen.
Fazit: Meiner Meinung nach kann man mit der Honey Dipper nicht viel falsch machen, wenn Lust auf originalen Resonatorsound und Sustain in diversen Klangbreiten hat. Mir macht die Gitarre immer wieder Freude!