Da ich die Erfahrungsberichte hier insgesamt recht hilfreich fand, schreibe ich jetzt auch einen. Ich spiele häufig open tuning, meist d oder g, bottleneck & picking, also sollte endlich eine Dobro her.
Ich muss zugeben dass ich die Gretsch nach Namen, Aussehen und Preis (in dieser Reihenfolge) gewählt habe, auch wenn mir klar war, dass sie in China gefertigt werden und man natürlich keine National erwarten darf.
Zum Service von Thomann muss ich nicht viele Worte verlieren, ich kann mich da dem häufigen Lob anschliessen: schnell, problemlos, feine Sache. Nun also zum Instrument: das erste was mir auffiel, als ich es aus der übrigens äußerst stabilen und gut gepackten Versandkiste hob, war ein unangenehmer Kunsstoffgeruch, der sich erst jetzt, nach 2,3 Wochen, langsam verliert.
Mit den aufgezogenen Saiten (ich glaube 0.13er) war die Gitarre schnell gestimmt und spielbar, klang beim Schlagen auch schon ganz gut, allerdings in den oberen Lagen etwas dünn und einzeln angespielte Saiten nach dem "plockplock" von Banjos. Das Sustain mit und ohne Bottleneck hat mich nicht befriedigt, also hab ich bald die mitbestellten 0.16er Resonator-Saiten von Elixir aufgezogen, begleitet von dem etwas unguten Gefühl, mit den brachialen Dingern den Hals zu verziehen. Die Saitenlage war genau richtig, nicht zu niedrig, so dass man beim Sliden nicht über die Frets raspelt, aber noch greifbar.
Nach dem Einspielen der neuen Saiten fand ich den Klang insgesamt und das Sustain der hohen Saiten befriedigend, der Hals schien mir ok (werde ihn aber sicherheitshalber dieser Tage mal beim Musikhändler um die Ecke überprüfen und ggf. einstellen lassen). Nun wäre also alles gut gewesen, wenn nicht ein unschönes, falsches Resonanzgeräusch (wie ein zu locker eingestellter Snare Teppich) aufgetaucht wäre, das ich mit aufgezogenen Saiten nicht genauer lokalisieren konnte. Ich habe dann (seufz) das Instrument komplett demontiert, alles auf Sitz etc. überprüft, Schrauben nachgezogen usw.
Dabei wurde mir klar, dass der Biscuit mit Steg, der Sattel und die Mechaniken die eindeutigsten Schwachpunkte der Alligator sind. Das sind wohl auch die Teile, die ich irgendwann mal austauschen werde. Jetzt aber hab ich das Instrument erstmal wieder - ohne große Hoffnung - zusammengesetzt. Überraschung, Überraschung, Geräusch war weg, Klang und Sustain subjektiv verbessert.
Möglicherweise durch Verstellung der Schraube, die Steg, Biscuit und Cone miteinander verbindet, aber eigentlich weiss ich nicht weshalb.
Ich bin mit dem vorläufigen Ergebnis sehr zufrieden. Man sollte sich halt klar machen, dass man bei einem Instrument mit diesem Preis nicht erwarten darf, dass alles von Anfang an so ist wie's sein soll, dazu muss man sicher mindestens das Doppelte oder Dreifache anlegen. Wer damit leben kann (und ich finde, das kann man ganz gut) bekommt ein spielbares und überraschend gut klingendes Instrument zu einem fairen Preis.