Eine wirklich fantastische Idee von Harley Benton diesen Bass zu kopieren. Hat doch diese Art Instrument einen ganz besonderen eigenen Charakter und Sound, jedoch eine recht erbärmliche Lieferbarkeit bei dem Fender Spross Squier und eine abstoßende Preisgestaltung bei dem Fender Original.
Bei dem vorliegenden Harley Benton Pentand ist der Hals erstklassig verarbeitet. Keine Mängel bei der Bundarbeit und bestens abgerichtet. Die Rückseite ist mit einer dünnen Mattlackierung eingelassen und schmeichelt der Hand. Indem der Hals auch nicht zu dünn oder gar ein Prügel wäre, ist der Hals auch gut bespielbar. Die Mechaniken verrichten klaglos ihren Dienst und geben keinerlei Grund zur Beanstandung was das Feintuning oder die Stimmstabilität angeht.
Der Body ist einwandfrei Lackiert und von mittlerem Gewicht, damit hängt der 6 Saiter angenehm am Gurt und ist auch nicht Kopflastig. Das Elektronikfach ist vorbildlich mit Graphitlack ausgekleidet zur Unterdrückung von Brummeinstreuungen. Die Pickups haben einen kräftigen Sound und klingen wirklich ausgezeichnet.
Das Alles wäre nun fast schon Grund zum Jubeln, jedoch kann der Bass aufgrund gravierender Konstruktionsfehler seine Stärken nicht ausspielen! Da hat man beim Kopieren wohl nur mit einem Auge hingesehen.
Bei der Endkontrolle ist das bereits im Werk aufgefallen und man hat versucht durch extreme Einstellung das Beste heraus zu holen. Leider ohne Erfolg. Zunächst ist die Saitenlage viel zu hoch und trotzdem scheppern die Saiten auf jedem Bund. Dadurch wirken die Tonabnehmer dünn und kraftlos da sie zu weit von den Saiten entfernt sind. Was beim Hals Pickup noch gerade durch geht verschlimmert sich Richtung Bridge derart dass der Brückentonabnehmer auch noch deutlich leiser rüber kommt. Nun möchte man meinen das dies ja durch ein wenig Einstellarbeit behoben werden kann, aber leider ist dies nicht möglich. Die Tonabnehmer sind im Schlagbrett verschraubt und nicht wie beim Original im Holz. Die Tonabnehmer lassen sich auch keinen Millimeter mehr herausschrauben da die Federn der Befestigung bereits auf ca. 2mm Abgezwickt sind und die Tonabnehmer auf Anschlag herausgeschraubt sind.
Um das Problem halbwegs zu fixen musste ich die Tonabnehmerkappen herunterreisen, was den Hals und dem Mitten Pickup dann bei Anschlag noch mal ca 1,5- 2 mm näher an die Saiten bringt und damit signifikant das Nutzsignal erhöht. Beim Bridge Pickup reicht das aber bei weitem nicht. Hier habe ich einen 30 Jahre alten Schaller Siglecoil eingebaut, da dessen Spule erheblich höher ist kommt dieser dann auch nah genug an die Saiten um nicht nur Nebengeräusche einzufangen.
Ein herabdrehen der Brücke verschlimmert die Schnarrgeräusche auf den Bünden, daher kommt dies nicht in Betracht um die Saitenlage zu verbessern. Ich habe mit Chims den Halswinkel erhöht, so dass die Saiten Richtung zwölfter Bund nicht mehr so grässlich abheben. Dann den Halsstab etwas lockern um ein leichtes Durchhängen des Halses zu bewirken damit die Saiten nicht am jeweils nächsten Bund aufliegen. Jetzt die Brücke noch justieren. Leider sind die Schrauben der Brücke nicht sehr passgenau zu den Gewindebolzen, man kann sie hin und her wackeln. Das ist für die Intonation ein echtes KO. Wenn man die Befestigungsschrauben mit Sanitärmontageband umwickelt kann man das Problem bessern. Bedauerlicherweise hat man das Schlagbrett nicht ausgeschnitten wie beim Original, sondern nur durchbohrt. Das bedeutet, jedes Mal wenn man an das Elektronikfach muss es nötig ist die Bridge komplett ab zu montieren und komplett neu zu montieren und einzustellen.
Das absolute KO aber ist das die Bridge nicht zum Griffbrettradius passt. D und G Saite sind zu niedrig. Wenn man die Brücke so weit herausschraubt das diese beiden Saiten nicht mehr klappern dann sind E,A,H und E Saite viel zu hoch. Mann kann also nur ein Mittelding finden und dann beim Spielen versuchen D und G Saite nicht all zu heftig anzuschlagen um das Scheppern gering zu halten. Die Original Fender Bridge hat sicher auch ihre Tücken aber sie hat die Möglichkeit die einzelnen Saiten in der Höhe zu verstellen. Diese Möglichkeit existiert bei dem Tune-O-matic-Verschnitt leider nicht. Hier heißt es alle rauf oder alle runter. Den Metalshreddern fällt das wahrscheinlich nicht recht auf, denn bei ordentlich Verzerrung nimmt man lediglich ein leichtes Grundgeräusch wahr. Wer allerdings einen astreinen Clean Ton bevorzugt der wird Anfälle und emotionale Ausbrüche bekommen. Dieses Problem lässt einen allerdings ratlos zurück, denn ein Austausch der Brücke dürfte nicht so ohne weiteres möglich sein.
Für wen dieses Instrument nun geeignet ist vermag ich nicht zu sagen. Zu viel muss mit nur mäßigem Erfolg verändert werden so dass eine Rückgabe, wenn man fest stellt das es doch nicht das ist was man sich vorstellt, nicht mehr möglich ist! Doch keine echte Alternative, Schade!