Diese Instrumentenbeschreibung soll meine tatsächlichen, positiven Erfahrungen und Eindrücke zur Harley Benton Traveller-E-Steel bekunden.
Mit einigen kleinen leichten Veränderungen und Verbesserungen (siehe --->weiter unten) ist die Traveller-E-Steel eine meiner Lieblingsinstrumente geworden.
Nach der Bestellung war die Reisegitarre innerhalb von drei Wochentagen wohlverpackt bei mir. Gleichzeitig hatte ich ein mitbestellt.
Nach dem Auspacken habe ich die recht klobigen Originalsaiten der „Minigitarre“ gestimmt um mir einen Eindruck zu machen. Ich wurde nicht enttäuscht und mir war klar, dass es genau das ist was ich mir erhofft hatte: eine reisetaugliche, handliche und leichte Gitarre für verschiedenste Gelegenheiten und Möglichkeiten. Ich wollte eine Gitarre um auf der Couch und im Computerstuhl zu Hause Spielen und Üben zu können sowie auch mal auswärts im Auto oder in der Natur in Ruhe die Gitarre Benutzen. Und das ganze natürlich ohne andere dabei zu stören. Dazu ist mit dieser Gitarre auch ein leises Spielen möglich. Sie kann aber auch laut und am Amp angeschlossen – sehr laut.
Zum Klang des Instruments!
Die Traveller-E-Steel konnte nach dem Stimmen der Saiten sofort gut gespielt werden! Dabei spiele ich nur Akkorde. Ich bin kein Profi und spiele nur zum Hausgebrauch und in einer kleinen Amateurband (E-Gitarre und Westerngitarre). Ich war angenehm überrascht, dass die Gitarre doch fast wie eine „erwachsene“ Gitarre klingt. Ich war eigentlich auf etwas ukulelenartiges gefasst ;). Sie klingt für diese winzige Größe doch sehr gut. Mit Plektrum auch in höherer Lautstärke. Natürlich kein Vergleich zu einer großen Westerngitarre. Die recht dicken Saiten sind im Gegensatz zu den einen Tag später aufgezogenen Adamas-Saiten klanglich akzeptabel, aber zu grob und nicht schön zu „Greifen“. Aber das dürfte fast bei jeder Gitarre ähnlich sein um die Produktionskosten zu minimieren.
Die optische Qualität und Eindruck des Instruments:
Auf den ersten Blick fiel mir beim Auspacken auf, dass die Holzoberflächen zwar schön glatt und ohne grobe Fehler oder Poren sind, aber die Flächen waren allesamt recht stumpf und machten einen staubtrockenen Eindruck. So fühlte es sich auch an. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt, als sich beim ersten Anspielen meine „Fingerabdrücke“ an den berührten Holzflächen zeigten. Eben wie auf total ausgetrockneten Holz. Meine Hände waren sauber und gewaschen;). Eine eigentliche Lackierung ist nur zu erahnen und sehr dünn vorhanden. In der Beschreibung wird ja als Farbe: „Natur“ angegeben?! Die fast naturbelassene Holzoberfläche sollte von Thomann dann vielleicht sogar als Vorzug angepriesen werden. Es wird ja oft auf eine dicke Lackierung verzichtet, da eine Lackierung das Holz versteift und somit der Klang negativ beeinflusst wird! Evtl.bin ich ja durch diese Beschaffenheit der Oberflächen so über den guten Klang erfreut und erstaunt. Es könnte ja durchaus Absicht sein. Ausserdem kann kein Lack zerkratzt werden wenn man keinen sieht. Ich muss sagen, dass diese doch recht offene und saugfähige Oberfläche mir sehr gut zu Pass kommt. Ich kann das Holz ölen und so selber ein schönes und optisch ansprechendes Aussehen schaffen. Dazu nutze ich das gleiche D’Andrea Lemon Oil aus den USA wie ich es auch für die Hölzer der Gitarrengriffbretter verwende und von Thomann vertrieben wird. Um es vorweg zu nehmen, ich habe es auf die Traveller an verschiedenen Tagen insgesamt zwei Mal dünn aufgetragen und nach kurzen Einwirken trocken gewischt und das Holz mit einem Tuch nachpoliert. Die vorher recht blasse Mahagoni-und Fichtenoberflächen zeigte eine schöne Farbe und die Holzmaserungen kamen besser zum Vorschein. Jeder (fast) kennt das sicher von der Behandlung der Gitarrengriffbretter. Dieses wurde natürlich auch mitgemacht und war auch dringend nötig. Die gezeigten Produktfotos der Kopfplatte stimmen nicht mit der Optik meiner Gitarre überein. Meine Traveller hat Einlagen (?) des Harley Benton Schriftzugs UND der Buchstaben H und B. Insgesamt macht die wohl neue Ausführung einen gefälligeren Eindruck. Der Harley Benton Schriftzug besitzt auch eine m.M. nach schönere Schriftart als auf den Fotos.
Die mechanische Qualität des Instruments:
Mich störende Gerüche der Gitarre konnte ich nicht wahrnehmen. Einzig der Holzgeruch ist vorhanden und eher logisch.
Die Verarbeitung ist insgesamt sehr gut. Alle äußeren Flächen sind perfekt glatt und gleichmäßig. Außer die bereits beschriebene Trocken-und Mattheit. Das Mahagoni des Korpus ist etwas dunkler als der Hals. Das führe ich auf die unterschiedliche Dichte der Hölzer (dünner Korpus / massiver Hals) zurück. Die Holzbeize wurde dadurch von der Intensivität wohl unterschiedlich aufgenommen. Bei der Kopfplatte stimmt es dann farblich wieder. Diese leichten Farbunterschiede sind aber kaum sichtbar und nicht störend. Diese war sowohl beim Auspacken, als auch nach dem späteren Ölen des Holzes. Insgesamt finde ich die Maserungen der perfekt gearbeiteten Gitarre wirklich schön. Und noch besser nach dessen einölen und Polieren. Es ist mit wenig und einfachen Aufwand eine edel aussehende Oberfläche entstanden. Die Halseinstellung war von Anfang an ok. Die Original-Saiten kann man erst mal nutzen und haben auch ihre Stimmung gehalten. Die Bünde habe ich wegen geringer scharfer Kanten bearbeitet. Das sehe ich als normal an und ich mache so etwas auch lieber selber. Fertigungstechnisch muss so etwas zeitaufwendig per Hand gemacht werden und ist für den geringen Verkaufspreis nicht voll befriedigend machbar. Den Steg habe ich beim Saitenwechsel ohne Werkzeug aus der Nut herausziehen können und für eine etwas geringere Saitenhöhe ein wenig auf einer Feile abgeschliffen. Dringend nötig wäre es aber nicht gewesen. Ein Blick durch das Schallloch in das Innere der Gitarre lässt die Verbalkung/Beleistung und das X-Bracing sehen. Gut;) ich gebe zu, dass ich auch noch mit einem Endoskop rein geschaut habe, weil mich die Leiste mit der Bohrung für die Mutter des Halsstabes stutzig machte! Für diese wird übrigens ein Inbusschlüssel mit geliefert. Diese Leiste fällt beim bloßen reinschauen in das Schallloch sofort negativ auf, weil sie aus total faserigen, ausgefransten Holz besteht. Offensichtlich handelt es sich zumindest bei meiner Gitarre um einen (hoffentlich nur) optischen Schönheitsfehler. Alle anderen Holzteile im Inneren sehen glatt und gut aus. Auch alle Verklebungen sind sehr sauber und fachgerecht ausgeführt. Dies ist für den Klang einer Gitarre von Wichtigkeit. Da habe ich schon an anderen Gitarren böse Klebeorgien gesehen. Die Sattelbreite von exakt gemessenen 41,4 mm entspricht nicht der Produktschreibung, passt jedoch zur bestimmungsgemäßen Gesamtausführung der Mini-Gitarre. Die 42 mm aus der Beschreibung würden dem Standard einer E-oder Western-Gitarre entsprechen – aber nach unten wird das Griffbrett ja breiter ;) . Das Binding des Korpus und des Griffbrettes ist schön gemacht, könnte aber für meinen Geschmack am Übergang zur Decke etwas abgerundeter sein.
Die Bespielbarkeit und Ergonomie des Instruments:
Die kleine Gitarre ist wirklich ideal wenn man wenig Platz zur Verfügung hat. Eben z.B. auf einer Sitzgelegenheit mit Seitenbegrenzungen (PKW, Sessel, Bürostuhl etc.). Für mich ist es praktisch, dass man sie in Reichweite legen oder stellen kann und mit einem Griff die super leichte Gitarre verfügbar hat. Eine große Gitarre ist für eine kurzzeitige Nutzung oder schneller Verfügbarkeit oft unhandlich, schwer oder man stößt sie beim Hantieren irgendwo an oder lässt sie gleich stehen. Aber das ist ja alles in der absichtlichen Bestimmung einer Traveller-Gitarre. Sie lässt sich fast wie eine gewöhnliche Gitarre spielen und hört sich auch noch nach Gitarre an! Das Griffbrett bedarf trotz etwas kleinerer Abmessungen kaum einer Umgewöhnung und dürfte für alle Arten der Anwendung und Nutzer geeignet sein. Der an der Oberseite der Zarge eingebaute Preamp ist bequem zu bedienen. Die bei Verwendung eines Verstärkers angebrachte Klinkenbuchse befindet sich an perfekter Position. Die Gitarre eignet sich sehr gut zum Spielen im Sitzen. Auch auf dem weichen tiefen Sofa und für alle Alters- und Gewichtsklassen (wobei ich zu den höheren Klassen zähle ;) Das „Roseacer“ - Griffbrett (aus wohl wärmebehandelten Ahornholz) ist von perfekter Optik und fasst sich sehr gut an. Leider fällt es ab dem Beginn des 14. Bundes bzw. ab dem Übergang des Halses zum Korpus, leicht in Richtung der Fichtendecke ab. Spieltechnisch dürfte das kaum ins Gewicht fallen, wäre aber sicher irgendwie vermeidbar gewesen. Evtl. ist es ja nur ein kleiner Fehler an meiner Gitarre. Es ist auch nur nach genauerem Suchen zu bemerken aber beträgt auf der Länge von 85 mm auf dem Kopus gemessen ganze 1 mm und ist auch mit ungeschultem Auge ohne weiteres sichtbar, aber halb so schlimm. Die sechs verchromten Mechaniken sehen sehr gut aus, lassen sich gut und normal zum Stimmen verwenden und halten auch die Stimmung. Aber beim Saitenwechsel ist mir doch stark aufgefallen, dass sie ohne Saitenzug doch recht klapprig sind. Die Präzision ist aber mit aufgezogenen Saiten trotzdem gegeben. Die Gitarre passt übrigens in fast jeden Gitarrenständer.
Folgendes habe ich am Instrument
nachgearbeitet oder Verbessert:
1. Um die kleine Gitarre auch im Stehen vernünftig nutzen zu können, habe ich zur Befestigen des Schultergurts zargen-seitlich am Halsfuß, seitlich nach unten zeigend eine weitere, zweite Gurtbefestigung angebracht. Dazu wurde natürlich passend mit einem Dremel vorgebohrt und ein dunkler, flacher Gurtpin angeschraubt. Ich habe lange hin-und her überlegt ob ich das mache und bin mit dem Ergebnis aber voll zufrieden! Weder stört der Gurtpin beim Spielen ohne Gurt und eine optisch störende Beeinträchtigung ist auch nicht gegeben. Jeder würde denken es sein schon immer so und nun lässt sich das Instrument im Stehen perfekt umhängen. Eben wie man es mit jeder anderen Gitarre auch machen würde. Vorher hatte ich einen Gurt am original vorhandenen unteren Pin und mit einem Bändchen an der Kopfplatte befestigt und war recht unzufrieden mit dieser Lösung. Zum einen stört die obere Befestigung mit einem Band oder Riemchen bei Spielen und zum anderen das zeitraubende Lösen dieser Verbindungsmöglichkeit am Übergang von Hals zur Kopfplatte. Der Pin seitlich (nicht hinten) am Halsfuß ist m.M nach perfekt und funktioniert.
2. Das Abschleifen des Steges wird zur Einstellung der Saitenhöhe meist nötig sein und wurde auch von mir geringfügig gemacht. Beim nächsten Saitenwechsel werde ich noch einmal knapp einen mm abschleifen. Das Bearbeiten des Sattels am Hals erschien mir bei der Betrachtung VOR dem Wechsel der etwas dicken Originalsaiten nötig. NACH Aufziehen der oben genannten neuen und etwas wertigeren Saiten war am Sattel alles perfekt und bedurfte keiner Einstellarbeiten. Die neuen Saiten in den Stärken: .010, .014, .023w, .030w, .038w, .047w waren dünner. Oft müssen ja die Führungen nachbearbeiten werden.
3. Wie oben ausführlich beschrieben habe ich die Holzoberflächen durch Ölen optisch etwas aufgefrischt. Die Gitarre fühlt sich jetzt auch angenehmer an als die vormals sehr trockenen Hölzer.
Die elektrischen Komponenten des Instruments:
Der Piezoelektrische Tonabnehmer und der 2-Band-EQ sind überzeugend! Gute und klangvariable Möglichkeiten sind damit vorhanden. Sofern man die Gitarre an einen Amp anschließt. Dann ist die E-Steel wie verwandelt und es ist akustisch (bei Augen zu ;) nicht mit so einem Winzling zu rechnen. Zur Bandprobe hatte ich sie noch nicht mit und habe Aufgrund der Erscheinung dieser „niedlichen“ Gitarre auch Angst erst mal belächelt zu werden.
Zur mitgelieferten Gitarrentasche sage ich nix da ich ja extra eine gepolsterte mit bestellt habe. Dem Material nach dient sie evtl.zum Transportschutz gegen Salzwasser auf hoher See ;) …Spass?!
Insgesamt bin ich für den zusammengerechneten Gesamtpreis von 101,10 € für das gepolsterte Gigbag (Thomann Uke Bass - Baritone Uke Gigbag), die neuen Saiten (Adamas 1717) und natürlich der herrlichen Harley Benton Traveller-E-Steel zufrieden und freue mich bei jeden Blick und bei jeder Nutzung der schönen kleinen Gitarre!