Harley Benton TUBE15 Celestion

Nach all den (sehr berechtigten) Belobigungen hier ein paar negative Aspekte des Geräts. Ich vermutete beim ersten Exemplar, es sei eine Fehlproduktion, doch ein zweites Gerät hat exakt dieselben Eigenschaften.

- Es brummt. Und zwar linear abhängig von der Stellung des Volume-Reglers. Und irritierenderweise unabhängig vom Leistungsreduktionsschalter. Also: Der Brumm bleibt gleich laut, auch wenn man die Leistung runterschaltet. Das nervt natürlich besonders bei unverzerrten Klängen und aufnehmen möchte ich so und damit nicht.

- Einschleifweg: irgendwie komisch. Auch wenn ich das jetzt gerade nicht reproduzieren konnte, das einzige Gerät von mir, was dafür in Frage kommt (Strymon El Capistan) klingt dumpf. Ich lege es jetzt also vor den Eingang.

- 1 Watt? Nein. Mit Pegelmesser ist die reduzierte Lautstärke 8 - 10 dB leiser als bei Volleinstellung. Wenn wir die 15 Watt mal als Industriestandard nehmen, dann kommen bei Reduktion so 1,5 - 2 Watt da raus. Viel zu viel für eine Mietwohnung.

- Die Röhren knispeln. Es knuspert teilweise heftig vor sich hin im Leerlauf, so eine Art moduliertes Rauschen. Hatte ich auch mal bei einem Marshall und da ging es nach Tausch einer Vorstufenröhre eine Weile lang weg. Hier ist es aber deutlich störender als beim Marshall.

Und natürlich der Lautsprecher. Ich rate dringend, das Gerät an eine richtige Box anzuschließen. 1x12 closed back mit Celestion V30 z.B. Die Bordausstattung klingt sehr "boxy". Man kann sich dran gewöhnen, aber so richtig toll ist es nicht.

Gute Verarbeitung, klasse Features: mit brauchbarer Hallspirale und sogar Einschleifweg! Klangregelung mit sehr guten Einsatzpunkten und Umfang.
Wenn man wissen will, was man aus dem Amp wirklich rausholen kann, dann empfehle ich zwei Modifikationen:
1. In die Position 1 der Vorstufenröhren eine JJ ECC83 (Goldpins) für mehr Druck/Sättigung oder eine JJ ECC82 für mehr Headroom. Mit beiden Austauschröhren kommt der Amp noch sahniger und differenzierter! Die Stock-Röhren sind ziemlich harsh im Sound, aber wie alles eben, Geschmacksache.
2. Den Stock-Speaker austauschen gegen einen Celestion G12 NEO Creamback 8 Ohm. Tönt wärmer und runder, löst etwas besser noch auf, gleichzeitig kan man noch ein paar Kilo sparen, ist aber nichts für die Metal-Fraktion.
Wer in der Ausgansleistung noch eine Schippe Richtung Brüllwürfel drauf legen will, kann im Austausch zu den Stock-Endstufenröhren zu den JJ EL84 greifen.

So wird aus einem klasse Combo-Amp ein wirklich vielseitiger und ausgereifter Allrounder!
Übrigends passt das Fender Champion 40/50 Amp Cover.

Für mich war dieser Amp gesetzt, da ich damit im Wohnzimmer jammen kann, ohne die Nachbarn zu nerven. Clean Sound ist ganz gut, für leise Jazz Musik sehr geeignet. Aber Distortion gefällt mir gar nicht, obwohl drinnen 12 AX7 und EL 84 sind. Weiss nicht warum… aber mit Victory Pedalpreamp Sheriff, der über Send - Return angeschlossen ist, Sound wird wirklich super!
Noch etwas: wenn ich nehme über den Lautsprecherausgang z.B. mit einem Box Celestion Vintage V30 auf, Sound wird – Great! (wenn ein externer Speaker angeschlossen, ist der Interne deaktiviert).
Der eingebaute Celestion Lautsprecher klingt auch nicht wie Greenback oder Vintage 30…muss man auch sagen. Attenuator funktioniert ohne Fehler!
Das ist auch sehr wichtig, obwohl 1 W ist für die Wohnung auch ziemlich laut!
Am Ende des Endes: Sehr gut für die Aufnahme mit Victory Sheriff Pedal Preamp und externalen Lautsprecher und leise Jazz Solo abends!

Kaufgrund + Erwartung:
Ich wollte nach meinem Vox 10 Zoll (und einem uralten Hiwatt 2x12 Zoll ohne Vorstufenverzerrung) gerne einen 12-Zoller haben, um die vollen Bässe zu genießen. Als alter Sparfux aber nicht den mittlerweile ziemlich teuren Fender Tweed genommen, sondern den günstigen HB. Daran reizte mich auch die 1-Watt Einstellung (Nachbarn), sowie das schicke Design.
Erfahrung:
Alles in allem eine gute Wahl.
Klang ist gut. Verzerrung gut. Lautstärke noch nicht ansatzweise
Ich kann nur 2 Dinge nennen, die nicht so optimal sind:
a) Meine Gitarren klingen etwas dumpf (sogar Gretsch), auch wenn ich die Höhen hoch und die Bässe runterdrehe. Vielleicht hilft hier ein anderer Lautsprecher oder bessere Röhren?
b) Auch in der 1-Watt Schaltung für die Mietwohnung eigentlich noch zu laut, ich komme nur gerade so in die Verzerrung rein.
Ob der Fender Tweed das besser kann, weiß ich nicht, würde mich interessieren.

Habe mir den Tube 15 als Amp für das Wohnzimmer und wegen leichter Transportmöglichkeit gekauft und bin sehr zufrieden. Der kleine Kerl hat durchaus Charakter und einen guten Sound, der auch im Proberaum bestehen kann, oder für Recording verwendet werden kann. Die Klangregler sind recht effektiv und gut einsetzbar.
Als kleinen Verbesserungsvorschlag würde ich einen zweiten Eingang bzw. wenigstens einen Impedanz Umschalter des Inputs wünschen, da der Gainregler mit einer Strat bereits ab 2-3 in den Breakup geht und so als echter Cleansound z.B. für das Pedalboard nicht viel Reserven bestehen.
Lästig finde ich nur das chromblitzende Bedien-Panel. Dies ist je nach Betrachtungswinkel leider kaum ablesbar, hier wäre Schwarz mit weisser Schrift weit besser.
Alles in allem eine Kaufempfehlung! Der Amp klingt weit besser als so manche anderen in dieser Preisklasse.