Ich habe zwei dieser Ukulelen gekauft, weil ich sie mit meinen Kindern bauen wollte.
Das habe ich auch getan. Der Bausatz besteht aus drei größeren Bauteilen: Korpus, Hals und Griffbrett. Außerdem gibt es dann noch die Mechaniken, den Sattel, den Steg und die Saiten.
Handwerkliches Geschick ist hier nicht vonnöten: Der Hals wird an den Korpus geleimt und mit den bereits installierten Dübeln in Position gebracht. In der Theorie. Aber dazu gleich mehr.
Das Griffbrett wird auf Hals und Korpus geleimt. Mechaniken werden geschraubt (kleine Schraube unten, Konter oben), Sattel und Steg geleimt, der Steg zudem geschraubt. Theoretisch.
Denn nun kommen wir zur Verarbeitung: Bei einer der beiden Ukulelen, war der Hals, wenn man auf der Oberseite entlang fluchtet, an den Seiten, mit denen auch der Steg abschließen soll, nicht gerade, sondern mit mehreren Kurven versehen.
Dies ließ sich durch Schleifen angleichen. Nur schade, dass die Bauteile vorher gefärbt werden und der schöne Farbverlauf durch das Schleifen beschädigt wurde.
Dass der Korpus, wenn er gefärbt werden soll, gut geschliffen werden muss, da er aufgrund Spachtelungen nicht überall gleichmäßig die Farbe annimmt, wird erwähnt. Entweder in älteren Bewertungen oder sogar in der Beschreibung - das wusste ich jedenfalls. Ich erwähne es trotzdem, weil es nicht gut sichtbar ist, ob man bereits genug geschliffen hat, oder ob die Farbe dann an den entsprechenden Stellen immernoch schlecht angenommen wird.
Hier trat bei jeder Ukulele letzteres ein - ich kann es verkraften, die Kinder freuen sich, was solls.
Die Dübelstellen, die den Hals beim Verleimen mit dem Korpus in Position bringen sollen, sind nicht so hilfreich. Tatsächlich sollte man bewusst danach schauen, ob die Oberseite des Halses a) mit dem Korpus abschließt und nicht etwa eine Stufe dazu bildet und b) in ihrer Neigung genauso wie die Oberseite des Korpus ausgerichtet ist. Die Dübelstellen sind leider etwas ungenau, haben aber minimales Spiel. Ich habe beides glücklicherweise beachtet, und konnte so bei beiden Instrumenten verdrehte Hälse vermeiden. Augen auf, ausrichten, Spannung (Spanngurt am besten).
Die Stellen, an denen die Schrauben für den Steg vorgebohrt werden sollen, sind mit winzigen Löchern markiert. Diese Löcher haben je nachdem, wie genau man den Sattel anbringt, keine Relevanz. Die Strecke vom nullten bis zum zwölften Bund sollte so lang sein, wie die Strecke vom zwölften Bund bis zum Steg der Bridge. Doppelte Schwingung, halbe Strecke etc. Plaziert man nun den Sattel nur einen Millimeter weiter unten oder oben, passt das mit den Vorbohrungen nicht mehr. Mein Tipp: lasst ETWA die beschriebenen fünf Millimeter für den Sattel frei und messt das ganze dann aus, so dass ihr die Bridge dann nach euren Messungen anbringt. Ansonsten kann es bei "blindem" Befolgen der Anleitung sein, dass das Teil nicht bundrein ist.
Die Schrauben zur Befestigung der Bridge sind zu weich, die waren gleich durchgenüddelt. Das ist ungünstig und schadet Optik sowie Stabilität: Die Optik leidet, wenn ein durchgenüddelter Schraubkopf noch aus seinem Loch rausguckt und nicht mehr vor- noch rückwärts geht, und die Stabilität leidet, wenn die Schraube gar nicht dort ankommt, wo sie hinsoll, weil der Kopf durchgenüddelt ist. Ich habe bisher geschätzte 45000 Schrauben verarbeitet und weiß ganz gut, wie das geht - den Schuh ziehe ich mir also nicht an.
Soviel zur Verarbeitung. Drei Sterne, angesichts Licht und Schatten, Bauspaß mit Kindern und Preisgestaltung.
Die Features kriegen vier Sterne. Saiten, Mechaniken, und alles was ich erwähnt habe, ist alles da. Die Mechaniken haben keine große Freude daran, den Ton stimmstabil zu halten. Da ist ab und an nachstimmen angesagt. Aber bei dem Preis sind bessere Mechaniken möglicherweise zuviel verlangt...
Der Sound ist so lala. Aber zum Glück ist das den Kindern egal, die machen sich darüber noch keine Gedanken. Wenn ich sie mit einer "Fertig-Ukulele" vergleiche - ein Freund hat für seine Schule einen Klassensatz bestellt - dann ist diese hier doch leise und halt etwas schwach auf der Brust...
Es kann auch sein, dass das Instrument etwas "gestresst" ist: Laut Anleitung soll die oberste Saite, das G, die zweitdickste sein, sie hat aber den zweithöchsten Ton. Dann folgt das darunter liegende C, folgerichtig mit einer dickeren Saite, dann dass E über dem C jedoch unter dem G, und dafür wird dann die zweitdünnste Saite vorgeschlagen, und dann wieder folgerichtig die dünnste Saite mit dem A. Ich frage ich, ob das so richtig ist. Bei jedem Anderen Instrument, das ich kenne, wird mit höher werdendem Ton die Saite dünner. Hier müssten zwei getauscht werden.
Also eine Bitte an Thomann: Bitte überprüft die Anleitung, das kommt mir komisch vor. Und falls das tatsächlich falsch ist, wäre ich über eine Information via Kundenkonto oder so nicht unerfreut, dann ändere ich das nämlich ;-)
Außerdem werden in der Anleitung zwei Schrauben je Mechanik bebildert, tatsächlich gibt es aber nur eine Stelle zum Schrauben. Aber darüber stolpert ja jeder automatisch.
Dies zu den oben genannten Punkten.
Trotz allem hat das Gebastel Spaß gemacht. Es sind wunderschöne Sunbursts entstanden (das musste methodisch aufbereitet werden, die Lütten sind halt noch eher lütt) und die Freude war auf Kinderseite groß, weil da noch keine Kriterien für Sound, genaue Fertigung etc im Kopf sind, sondern nur das Erlebnis zählt, mit dem Paps was zu bauen, wo auch Töne rauskommen. Wahrscheinlich habe ich wegen der guten Vibes auch mehr Sterne vergeben, als ich es bei einer Ego-Produktion gemacht hätte...
Für mehr als das Beschriebene taugt der Bausatz allerdings nicht. Es ist also definitiv (und beinahe ausschließlich) was fürs Auge. Wenn man so ein Teil denn gut gestalten kann ;-)