Keeley bewirbt das Caverns V2 als ultimatives Pedal für das Ende des Effektboards. Da passt es auch gut hin. Ich selbst habe es gekauft, um es als einziges Pedal in den Effektweg meines Röhrencombos (Mesa Express Plus 5:50) einzuschleifen. Dort funktioniert es exzellent und begeistert mich mit einer großen Ausbeute an unterschiedlichen, durchweg sehr gut klingenden Sounds. Es inspiriert dazu, auf Entdeckungsreise zu gehen, was sich dank intuitiver Parameter-Steuerung entspannt bewerkstelligen lässt. Anstelle einer Bedienungsanleitung liegt lediglich ein Pappkärtchen bei, das stichwortartig erklärt, welcher Regler was macht. Mehr brauche ich auch nicht, einfach plug and play.
Das Pedal bietet zwei Sektionen, Reverb und Delay, die unabhängig voneinander genutzt werden können und ihren Status mit einer gut sichtbaren hellblauen Leuchtdiode anzeigen. Jede Sektion verfügt über drei Modi. Beim Reverb sind das:
1. "Shimmer" - hier wird dem Hallanteil ein Glanzlicht (eine Oktave höher) aufgesetzt. Dieser Effekt klingt nicht schlecht, er bleibt auch bei Maximaleinstellung noch geschmackvoll. Aber ich nenne ihn "nice to have" und glaube nicht, dass ich ihn oft einsetzten werde.
2. "Spring" - impliziert einen einfachen Federhall, bietet aber zusätzlich auch ein gut kontrollierbares Tremolo, das an das "Vibrato" eines Fender-Amps angelehnt ist. Nancy Sinatras "Bang Bang (My Baby Shot Me Down)" lässt grüßen. Aber wenn man den Rate-Regler zudreht, bleibt das Tremolo gänzlich stumm und allein das Spring-Reverb erklingt.
3. "Modulated" - fügt dem Hall einen Choruseffekt hinzu. Auch das funktioniert gut und mit durchweg praxistauglichen Ergebnissen.
Die Delaysektion bietet eine Delayzeit bis zu 650 ms. Für die meisten Anwendungen reicht das aus, wer aber mehr will, braucht ein spezielleres Gerät. Die drei Modi der Delay-Sektion heißen:
1. "Off" - hier bleibt das Delay pur. Obwohl es sich um ein digitales Gerät handelt, klingt der Effekt nicht klinisch rein (wie das Boss DD3, das ich mal hatte), sondern fühlt sich etwas analog an. Mir gefällt dieser Sound.
2. "Deep" - fügt dem Delay eine amplitudenstarke De-Tune-Modulation hinzu. Mir ist dieser Modus auch bei niedrigen Rate-Einstellungen zu krass. Aber es bietet die Möglichkeit, experimentellere Sachen herzustellen oder schwindelerregende Klangräume zu kreieren.
3. "Light" - ist dann logischerweise der gemäßigte Modus, der dem Echo eine gutklingende Lebendigkeit einhaucht. Hier gefällt mir eine leichte Dosis ganz gut, es lässt das Delay noch etwas analoger klingen. Das bereichert alle Sounds, egal ob old style Slap-back-Delays, U2-mäßige Rhythmus-Sounds oder ausdrucksstarke Soli. Es ist mein bevorzugter Modus, den ich jedem empfehlen würde, der keine zusätzlichen Modulationseffekte vorschalten möchte.
Das Innere sieht sehr sauber und solide verarbeitetet aus. Man schraubt das Pedals auf, wenn man die beiden Fußschalter von "Trails" auf "True Bypass" umschalten möchte. Ich habe es bei der voreingestellten Trails-Schaltung belassen, denn ich finde es vorteilhaft, wenn der Effekt beim Ausschalten nicht plötzlich weg ist, sondern noch ausklingt.
Eine Tap-Funktion ist nicht vorhanden. Somit ist man für die Delay-Zeit und die Modulationen allein auf die Regler angewiesen. Da mir das ausreicht, habe ich in der Gesamtbewertung trotzdem die volle Punktzahl vergeben. Bei Features und Bedienung habe ich deswegen aber je einen Stern abgezogen.
Zusammenfassung:
(+) Verarbeitung, Design
(+) intuitive Bedienbarkeit
(+) Soundqualität
(+) Soundvielfalt (Tremolo oder Chorus zum Reverb, Modulation zum Delay)
(+) keine Nebengeräusche
(+) Trails-Schaltung lässt Effekt ausklingen
(+) Schaltung kann auf True Bypass umgestellt werden
(+) Preis-Leistungs-Verhältnis
(0) Delay-Zeit 30 - 650 ms
(0) alle Anschlüsse auf der oberen Seite des Pedals
(-) kein Tap-Tempo-Taster (auch keine Buchse für optionalen Taster)
(-) keine Stereo-Funktion
(-) kein Netzteil im Lieferumfang (kein Batteriebetrieb möglich)