Nach dem mein altes Stimmgerät nach 15 Jahren auf einmal aufgehört hatte zu funktionieren, musste es ersetzt werden. Aufgrund der vorhandenen, zu stimmenden Instrumente sollte der Nachfolger über einen Klinkeneingang sowie ein eingebautes Mikrofon verfügen und über ein intuitives Verfahren Drop-Tunings ermöglichen. Ein Gerät in Clip-Bauform wurde wegen fehlender Befestigungsmöglichkeiten an manchen Instrumenten nicht in Erwägung gezogen.
Auf den ersten Blick mag das Angebot an Stimmgeräten in diesem Bereich reichlich erscheinen. Blendet man aber alle Gerät mit mehreren Zusatzfunktionen wie Metronom aus bzw. faktorisiert man die Nutzererfahrungen in die Entscheidungsfindung ein, bleiben nicht mehr viele Geräte übrig.
Im Ende habe ich mich für den Korg GA-50 entschieden, da es alle Funktionalität bereitstellt, die ich benötige und die auf Thomann veröffentlichten Nutzererfahrungen passabel waren. Nach einigen Wochen gelegentlicher Nutzung kann ich sowohl die guten wie auch die schlechten Erfahrungen bestätigen.
Vorteile:
- Sehr kompakt
- leicht Bedienbar
- gut ablesbares Display
- tut was es soll
- Preis-Leistungs-Verhältnis ok
Nachteile:
- Stimmgenauigkeit (vor allem bei Drop-Stimmungen)
- manchmal etwas träge Reaktion
- eingebautes Mikrofon reagiert nicht auf leise Instrumente (z.B. E-Gitarre ohne Verstärker direkt vor dem Stimmgerät)
- klappbarer Ständer fragil/unpraktisch/nicht nutzbar
- Batteriefachdeckel nur schwer zu öffnen
- Verarbeitung könnte besser sein
- Inkludierte Batterien waren beim Kauf schon Monate abgelaufen (eventuell nur ein Einzelfall bei meinem Gerät)
Die Vorteile bedürfen keinerlei weiterer Erläuterungen; zu den Nachteilen ist anzumerken:
Das Stimmen einer Gitarre auf CFBbEbGC (Standard Stimmung 4 Halbtöne tiefer auf Resonatorgitarre) lieferte nicht immer gute Ergebnisse. Manchmal wurden die Saiten gar nicht oder falsch erkannt. Aus diesem Grund würde ich das Gerät nicht unbedingt für Bass empfehlen (konnte die mangels eines Basses aber das Verhalten nicht verifizieren). Auch fühlte sich die Genauigkeit nicht so gut an: Der Zeiger am Display verharrte sehr lange auf einer Position, obwohl er gefühlt schon längst hätte weiter wandern müssen. Ob diese wahrgenommene Trägheit ein eigenes Design-Problem ist oder aus der beschränkten spektralen Auflösung des Gerätes resultiert, kann nicht festgestellt werden. Fakt ist, dass der Effekt bei tiefen Frequenzen stärker auffällt, aber auch bei Standard Stimmung merklich - wenn auch viel schwächer - ist.
Zur Empfindlichkeit des eingebauten Mikrofones ist zu sagen, dass selbst in einem ruhigen Raum ohne Nebengeräusche eine E-Gitarre sich nicht rein akustisch (d.h. nicht mit einem Verstärker bzw. dem Stimmgerät per Kabel verbunden) nicht stimmen lässt; es war nicht möglich, irgend einen Ausschlag am Stimmgerät zu erreichen. Das ging mit meinem alten Stimmgerät ohne Probleme.
Zwar macht die Verarbeitung auf den ersten Blick einen guten Eindruck, aber die Details zeigen deutliche Schwächen: So muss zum Ein-/Ausbau der Batterien die komplette Rückseite des Gerätes um 1cm bis 2cm nach unten geschoben werden. Diese erfordert ein wenig Gewohnheit/Übung, da man nicht viele Optionen hat, wo man das Gerät greifen kann. Gleichzeitig verlangt die enge Passung des Deckels einen relativ hohen Kraftaufwand, wodurch ich auf Dauer Schäden befürchte. Diese Konstruktion mag vielleicht ohne Werkzeug benutzbar sein und keine sichtbaren Befestigungsmittel benötigen, für die wiederholte Nutzung im Alltag und vor allem der Reparierbarkeit (es ist nicht ersichtlich, wie dieses Gerät jemals zerstörungsfrei geöffnet werden kann) ist das unschön.
Das Gegenteil zu dem streng-gängigen Batteriefachdeckel ist der ausklappbare Standfuß: Er besteht aus einem dünnen Stück Plastik, dass aus dem Batteriefachdeckel ausgeklappt und nur durch eine schwache, eingegossene Plastikfeder gehalten wird. Das Plastik des Ständers biegt sich schon beim Aufstellen durch. Sobald man das Gerät benutzt und die Tasten drückt (welche relativ steif sind und von daher viel Kraftaufwand erfordern), biegt sich der Ständer deutlich weiter durch und dreht sich über den Endanschlag hinaus, was auf Dauer die dünne Plastikfeder überstrapaziert und sehr bald zu einem Ermüdungsbruch führen wird.
Aufgrund des Batteriefachdeckels, dem Standfuß sowie der zu schwergängigen Tasten leidet das haptische Nutzererlebnis deutlich, weswegen ich für die Verarbeitung nur 4 Sterne gebe.
Fazit: Alles in allem, ein nutzbares Gerät mit ein paar Abstrichen und nicht für jeden Einsatzzweck empfehlenswert.