Ich kann es nicht anders sagen, der GE1000 haut mich um. Als inzwischen vollständig auf digital umgestelltes Studio in Sachen Gitarre (UAD und Helix, Kemper nur mal testweise – war nicht meins) war ich sehr gespannt was Mooer hier nach einigen Jahren Gitarren-Multi-Prozessor-Abstinenz so zu bieten wagt – und muss sagen, mich hat es wirklich überzeugt. Sowohl von der Bedienung als auch vom Sound!
Kurz zu meinen recht eigenwilligen Setup: Ich schicke mein(e) Gitarrensignal(e) gern über einen Lehle1@3-Dreier-Verteiler an Helix, UAD Ruby und nun GE1000 zeitgleich. Ich mag es, die Wahl zu haben, was meine Klänge angeht und layere gern auch mal den ein oder anderen Gitarren-Klangteppich. Das Setup neigt bei der Fülle an Devices durchaus auch mal zu Störgeräuschen (so etwa beim vormals genutzten Two-Notes Revolt plus Torpedo – ganz schlimm). Mit dem GE1000 herrscht aber bei Nutzung der DI-Ausgänge mit aktivierter Ground-Lift-Schaltung absolute Ruhe, selbst wenn Helix und UAD auch aktiv sind – Toll!!
BEDIENUNG: Das Layout des GE1000 ist aus meiner Sicht durchdacht und alles sieht robust und gut verarbeitet aus. Ich nutze den GE1000 auf meinem Tisch, daher bin ich froh, dass die Fußschalter keinen (Knacks-)Druckpunkt haben und sich relativ einfach drücken lassen. Der Touchscreen funktioniert weitestgehend gut bis sehr gut, eine minimaler Delay ist zwar wahrzunehmen, aber für mich kein Problem. Das Erstellen neuer Setups/Signalketten funktioniert am kleinen Screen absolut tadellos und macht sogar richtig Spaß. Die Desktop-Lösung via USB funktioniert ebenfalls problemlos, macht für mich aber keinen Sinn, da alles sehr bequem via Touchscreen bedienbar ist – USB-Verbindung erfolgt bei mir nur hinsichtlich Firmware-Updates, auch das ging nach Anmeldung bei Mooer tadellos. Das Audio-Interface bleibt bei mir ungetestet, da ich via USB immer wieder mit Einstreuungen kämpfe, deshalb nutze ich den Mooer ohne Interface. Genial finde ich, dass die einzelnen Signalketten-Elemente auch als beleuchtete Druckknopf-Äquivalente zur Verfügung stehen. Damit ist es noch einfacher auf die jeweiligen virtuellen Amps, Poweramps, Cabinets und Pedale zuzugreifen. On/Off geht im Handumdrehen, sowohl auf dem Screen als auch via Tasten. Die Berechnung der einzelnen Amps, Cabinets und Co erfolgt schnell und zuverlässig und lädt zum Durchscrollen und reinhören ein. So findet man sehr bequem seinen Basis-Sound und kann weiter am Klang frickeln. Der Switch von einem Cabinet/IR zum anderen ist wirklich fix – super! Die Menüführung ist ebenfalls einfach erlernbar, der Switch zu Looper und Drummachine ist einfach, beides lässt sich super synchronisieren, bei Bedarf aber auch unabhängig voneinander nutzen. Insgesamt macht es einfach Spaß, den GE1000 zu bedienen - auch ohne Desktop-Software. Es gab bisher keinen Moment, wo ich „lost“ war. Sehr gut!
KLANG: Im Prinzip kann ich hier nicht viel mehr schreiben als – ich bin begeistert. Meine favorisierten Klangwelten befinden sich eher im Clean und Crunch-Bereich. Aus irgendeinem Grund habe ich Mooer immer eher im High-Gain-Segment verortet, aber der GE1000 klingt für mich schon ab Werk (Presets) in wirklich allen Welten verdammt gut. Cleane Sounds mit Tele und Strat kommen astrein rüber, besonders bei der Wahl geeigneter Amps und Cabs. Die klangliche Bandbreite ist hier nahezu unerschöpflich, von Vintage-Sounds bis zu wirklich sterilen Pop-Klängen. Das setzt sich im Kontext von etwas mehr Zerre weiter fort, egal ob Fender, Gibson, Chapman oder Supro: Jedes Instrument wird mit seinem jeweiligen Charakter abgebildet und ist durchsetzungsfähig. Damit sind wirklich viele individuelle Sound-Optionen gewährleistet und gerade für Sound-Tüftler wie mich, ist das einfach grandios. Und ja, wenn’s krachen soll ist auch für jeden was dabei, würde ich behaupten. Die Effekte sind aus meiner Sicht durchweg gut bis sehr gut, wenngleich vielleicht nicht jeder Reverb absolut Top-Notch ist (ich persönlich mag den Room, Modern Rotary oder Jet Flanger aber bspw. wirklich sehr). Die Werkspresets sind vielleicht hier und da etwas zu effektbeladen, Geschmackssache. Die Einstellungsmöglichkeiten lassen jedenfalls kaum Wünsche übrig und die Auswahl ist wirklich beachtlich. Was den intelligenten EQ angeht… keine Ahnung, ob das Esoterik ist und was da eigentlich vorgeht, da bilde ich mir erst noch mein Urteil, aber davon unberührt: das Teil klingt amtlich und ist für meinen Geschmack mindestens (!!!) konkurrenzfähig mit den weitaus teureren Marktkonkurrenten.
PERFORMANCE: Aussetzer, Abstürze oder ähnliches habe ich bisher nicht bemerkt. Auch wird der GE1000 nicht zu heiß, wie es beim Helix Stomp immer mal der Fall ist. Was im Vorfeld bei dem ein oder anderen für Nervosität gesorgt hat, war die Prozessor-Anzeige, die nach Wahl von Amp, Poweramp und Cabinet gern schon mal bei 50 bis 60 Prozent Auslastung hängt. Ich kann nur für mich sprechen – aber mehr als 4 oder 5 virtuelle Pedale werfe ich nach Amp und Cabinet sowieso nicht in die Signalkette. Testweise habe ich mal wahllos 13 von 14 Instanzen belegt, danach war Schicht im Schacht und weitere Auswahloptionen werden ausgegraut. Reicht mir vollkommen. (Nachtrag: Nach Firmware-Update ist die Prozessorlast nochmal deutlich gesunken, also auch hier alles gut). Ach ja und auch toll: Der Stereo FX-Loop funzt einwandfrei, wer also sein analoges Lieblingspedal in die Kette bauen möchte, wird keine Probleme haben.
Ob Mooer hier (wie Line6) tatsächlich immer wieder auch via Firmware für Updates sorgen wird, who knows, bekannt ist Mooer dafür zumindest meines Wissens nicht. Wer klanglich noch mehr Vielfalt braucht, kann sich aber auch jetzt schon in der GE-Cloud via Bluetooth bedienen – Sehr cool!! Viel mehr brauche ich eigentlich auch nicht.
Wenngleich ich sicherlich noch nicht sämtliche Feinheiten des GE1000 durchschaut und getestet habe, so bleibt mir nach den ersten ausgiebigen Studio-Tagen mit dem Teil nur das Urteil: SEHR GUT! Der Mooer ist bereits jetzt fester Bestandteil meines Gitarren-Setups. Ich bin wirklich begeistert. Ein tolles Gerät, mit tollem Sound und wirklich hervorrangendem Preis-Leistungs-Verhältnis.