Ich gehe jetzt einmal die einzelnen Bewertungskategorien durch, damit ich mich nicht verliere.
Bedienung:
Eins der schlimmsten Geräte, die ich diesbezüglich je gesehen habe, was der Hauptgrund für die Rücksendung war.
Die Erstellung von Sounds ist vom Prinzip her zwar sehr einfach, aber bei der Ausführung dann mühsam. Zum einen, weil praktisch alles über diesen einen Rotary-Knob läuft. Ganz übel ist dabei, dass dieser etwa zehn Umdrehungen braucht, bis man beispielsweise "Gain" von 0 auf 100 gedreht hat. Das sollte eigentlich mit einer 3/4-Umdrehung gehen. Zum andern stellen sich gewisse Effekt-Parameter beim Auswählen des Effekt-Untertyps wieder auf default, andere behalten die Einstellungen: Beispielsweise sucht man sich ein Amp-Modell aus und wechselt da die Boxen-Simulation. Dann stellt man noch ein wenig Gain und B/M/T ein (was schon echt dauert mit dem einen Drehregler). Jetzt will man schauen, wie ein anderes Amp-Modell klingt, und wählt also dieses. Dabei wird dessen Standard-Boxen-Simulation gewählt (ok, soweit). Die Parameter für Gain usw. bleiben allerdings. Hier wird man jetzt ein wenig schrauben, bis der Sound stimmt. Geht man jetzt wieder zur ersten Amp-Sim zurück, hat man da wieder deren Standard-Box und die neuen Werte für Gain, B/M/T usw. Ein schlaues, zügiges Vergleichen ist so nicht möglich.
Auch unglaublich umständlich ist das Benennen des Presets, wenn man es speichert. Solche Sachen werden heutzutage in keinem Review mehr erwähnt. Vielleicht weil jeder Reviewer auf Zuwendungen des Herstellers hofft.
Bezüglich Live-Bedienung hatte ich mir - unter Berücksichtigung der geringen Grösse - relativ viel erhofft, da Mooer hier wohl klar von Boss inspiriert wurde. Mit dem Control-Fussschalter kriegt man so einiges hin, anderes scheitert dann an wirklich blöden Versäumnissen: Man kann beispielsweise das EQ-Modul nicht als Boost verwenden, weil man dessen Output nicht regeln kann. Klar gibt es Workarounds, aber allermeistens auf Kosten von irgendwas.
Das integrierte Pedal ist ein Witz - da ist einfach zu wenig Weg zwischen Maximum und Minimum.
Features:
Man muss hier natürlich die Möglichkeit, Impulse Responses (IR) raufzuladen, erwähnen. Das kann sonst kein MFX zu diesem Preis. Ob zusätzliche IR neben den durchaus anständigen Onboard-Boxen-Simulationen jetzt wirklich noch nötig sind, muss jeder für sich entscheiden.
Die mögliche Signalkette ist knapp bemessen, würde mir aber theoretisch allermeistens reichen... wenn denn die einzelnen Effekte ein paar Einstellungsmöglichkeiten mehr hätten.
Das Display ist schön. Wirklich super ist, wie der Ctrl-Button eingebunden werden kann. Die Möglichkeit, auf einem Ausgang das Signal ohne und auf dem anderen Ausgang mit Boxensimulation laufen zu lassen, ist ebenfalls ein schönes Feature. Der Looper ist ok, die Drum-Machine grässlich.
Sound:
An den Ampsimulationen mochte ich vor allem, dass sie sehr wenig Nebengeräusche haben und einigermassen aus demselben Universum kommen. Ähnliches gilt für die Overdrives und Distortions. Beeindruckt war ich aber trotzdem nicht: Ich wollte mit dem Mooer eigentlich ein Zoom G5 (nicht G5n) ersetzen, und muss einfach sagen, dass der Unterschied nicht annähernd so gross ist, wie ich erwartet hätte. Und dann sind da natürlich die Effekte. Da galt wohl die Devise "wenige, dafür schlecht". Das bisschen besseren Amp-Sound macht man sich da schnell wieder kaputt.
Verarbeitung:
Das Ding wiegt ein bisschen was, was natürlich auch ein beliebter Trick ist, um hohe Materialqualität zu suggerieren. Es sieht auch hübsch aus (also meins war zwar schon abgegriffen). Der Lautstärke-Regler und der universelle Drehregler sind für meinen Geschmack zu exponiert. Wenn da mal einer reinlatscht... aber auch so frage ich mich, wie lange letzterer diese hunderte von Umdrehungen mitmacht.
Fazit:
Ich kann mir nicht vorstellen, für wen dies der richtige Modeller ist. Die vielen guten Bewertungen kann ich mir nur so erklären, dass die hoch zufriedenen Käufer die Alternativen nicht geprüft haben.
Für mich bietet das GE200 zu wenig Besseres und zuviel Schlechteres im Vergleich zum rund fünf Jahre älteren Zoom, womit m.E. der Preis nicht gerechtfertigt ist. Darauf hoffen, dass zukünftige Firmware-Updates daran etwas ändern, will ich nicht, weshalb ich - zum ersten Mal - von Thomanns Money-Back-Garantie Gebrauch gemacht habe.