Fangen wir erst einmal mit der Bogenstange an.
Die Bogenstange wird beim Spielen einer starken Belastung ausgesetzt. Sie muss den Zug der Bespannung dauerhaft aushalten können, ohne sich irreversibel zu verbiegen.
Bei Hölzern handelt es sich um gewachsene Naturprodukte, die es natürlich in den unterschiedlichsten Qualitätsabstufungen gibt. Bei einem sehr preiswerten Streichbogen darf man also nicht erwarten, dass es sich um das beste Material handelt. Am besten dafür geeignet und am weitesten verbreitet sind Harthölzer wie Schlangenholz, Fernambuk oder verschiedene Arten von Brasilholz.
Seit einigen Jahren gibt es auch Bogenstangen aus Kohlefasern, die so genannten Carbon-Bögen. Auch hier sind natürlich verschiedene Qualitätsabstufungen möglich. z.B. Composit (Mischung, Verbund von Carbon und anderen Kunststoffen)
Ipè, Massaranduba usw.
Die Bezeichnung Eisenholz umfasst viele Baumarten der Tropen. Es ist ein sehr schweres Holz, das vor allem wegen seiner enormen Härte und hohen Dichte geschätzt wird.
Schlangenholz (Brosimum guianense)
Eigentlich auch zum Eisenholz gehörend, hat dieses Holz seinen Namen seiner besonderen Struktur zu verdanken, die einer Schlangenhaut ähnelt. Es ist ein sehr edles Holz, das außerdem sehr schwierig zu bearbeiten ist. Ein Bogen aus diesem Holz ist sehr schwer und daher für Anfänger nur bedingt zu empfehlen.
Fernambuk - Pernambuco - Pau Brasil
Die Indianer nutzen dieses Holz schon früher für den Pfeil- und Bogenbau und gewannen daraus auch die Farbe für Ihre Kriegsbemalung. Es dauerte aber bis ins 15. Jahrhundert bis die Portugiesen diesen Baum in Brasilien („Terra do Pau Brasil“, daher übrigens auch der Name Brasilien) entdeckten und sie auf das rote Holz aufmerksam wurden.
Bis zum 17. Jahrhundert wurde dieser Baum dann überwiegend als Färbemittel genutzt. Übrigens wurde wegen dem Farbstoff schon damals enorme Mengen nach Europa verschifft, so das dieses Holz schon bald Mangelware wurde. Es war schließlich Francois Xavier Tourte, der 200 Jahre nach der Entdeckung des Baumes durch die Europäer den ersten Bogen aus Fernambuco Holz baute und damit den Bogenbau revolutionierte.
Herstellung
Bei der Herstellung wird die Stange grob in Längsrichtung aus dem Holz geschnitten und dann mittels Hitze (max. 120 Grad) in die eigentliche Form gebogen. Nach dem Erkaltungsprozess bleibt die gebogene Form erhalten. Verantwortlich dafür ist die Substanz Lingin, die in vielen Holzarten vorkommt. Diesen Prozess könnte man beliebig oft wiederholen ohne dass das Holz einen Schaden davon tragen würde.
Manche Streichbögen haben eine runde Bogenstange, andere besitzen eine achteckige Bogenstange. Streichbögen mit achteckigen Bogenstangen sind in der Regel schon deswegen teurer, weil auch die Herstellung etwas aufwendiger ist.
Während die Bogenstange u. a. für die Stabilität und Spannung des Bogens verantwortlich ist, kommt die Behaarung direkt mit der Saite in Kontakt. Diese Kontaktfläche besteht immer aus etwa 190 bis 250 schwarzen oder weißen Pferdeschweifhaaren eines Schimmels. Man nimmt deswegen Rosshaare, weil sie besonders rau sind (unter einem Elektronenmikroskop erkennt man winzige Widerhaken).
Die Haare werden an der Spitze des Bogens fest fixiert und können an der anderen Seite des Bogens über eine Drehschraube unterschiedlich stark gespannt werden.
Kurzer Tip. Ein Austausch Bogenhaar selbst sollte - so erforderlich - nur von einer Fachwerkstatt durchgeführt werden. Es kann sonst sein, dass der Bogen erhebliche Schäden davon trägt.
Für die Beschlagteile des Bogens werden unterschiedliche Materialien verwendet. Sie können aus Silber, Neusilber (eine Legierung mit Nickel) oder Gold bestehen. Auch daher die Qualitäts- und Preisunterschiede.
Auf Meisterbögen wird die Signatur des Bogenbauers oder der Bogenbauwerkstatt oberhalb des Froschs in die Bogenstange „gestempelt“ (d. h. ins Holz eingraviert).
Zum Schluß hier noch eine Auflistung über die gängigsten Bogenmaße.