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5. Musikstile

Die kubanische Musik, in der die Conga eine besonders wichtige Rolle spielt, hat sich aus einer Mischung von afrikanischen und europäischen, vor allem spanischen Elementen entwickelt. Das lässt sich heute noch an den Melodien, Rhythmen und Instrumenten erkennen.

Rhythmusinstrumente wie Congas, Bongos, Timbales, Cajons oder auch Glocken, Claves, Maracas, Guiros spielen eine besonders wichtige Rolle in der afrokubanischen Musik. Die Hauptkennzeichen dieser Musik (und auch von großen Teilen der Musik Afrikas) in ihren folkloristischen Formen sind:

  1. das Wechselspiel von Frage und Antwort beim Gesang (zwischen Solostimme und Chor)
  2. die Polymetrik (d.h. die Gleichzeitigkeit verschiedener Metren bzw. Taktarten, zum Beispiel von 4/4 und 6/8 Takten)
  3. die Polyrhythmik (d.h. die Überlagerung verschiedener rhythmischer Stimmen innerhalb eines Metrums bzw. einer Taktart)
  4. die Verwendung pentatonischer und nicht westlicher Skalen bei der Melodie.

Besonders wichtig für die afrokubanische Musik ist aber das Konzept der Clave. Das Wort „Clave“ (Spanisch für „Schlüssel“) bezeichnet sowohl ein aus zwei Holzstäben bestehendes Instrument, als auch eine rhythmische Grundstruktur. Sie wird auch Time-line-Formel oder Time-line-pattern genannt. Und tatsächlich strukturiert die Clave die Zeit des Rhythmus. Sie dient der Orientierung aller anderen beteiligten Instrumente. Im afrokubanischen Ensemble richtet sich das Zusammenspiel nach dem Grundrhythmus der jeweiligen Clave. Sie bestimmt den Einsatz und das Ineinandergreiffen der Rhythmen und Melodien aller anderen Musiker und Instrumente. Die wichtigsten Claven der kubanischen Musik sind die ...

Son Clave
I II III IV Beat
1 + 2 + 3 + 4 + 1 + 2 + 3 + 4 + Zählung der Achtelnoten
X X X X X Schläge

... und die ...

Rumba-Clave
I II III IV Beat
1 + 2 + 3 + 4 + 1 + 2 + 3 + 4 + Zählung der Achtelnoten
X X X X X Schläge

Beide gibt es in der 3/2-Variante, wie oben notiert, oder in der 2/3-Variante. Die rhythmische Struktur bleibt jeweils gleich, nur die Reihenfolge der beiden Teile und dadurch der Anfangspunkt (die „Eins“ des Beats) wird umgekehrt. In der 2/3-Variante notiert, sehen die beiden Clave-Stimmen dann so aus, die ...

Son-Clave
I II III IV Beat
1 + 2 + 3 + 4 + 1 + 2 + 3 + 4 + Zählung der Achtelnoten
X X X X X Schläge

... und die ...

Rumba-Clave
I II III IV Beat
1 + 2 + 3 + 4 + 1 + 2 + 3 + 4 + Zählung der Achtelnoten
X X X X X Schläge

Die beiden Clave-Stimmen unterscheiden sich also nur durch einen einzigen, den jeweils dritten Schlag des Dreier-Teils. Die Kenntnis dieser rhythmischen „Schlüssel“ und ihrer Funktion ist notwendig, sie erleichtert es einem Musiker, sich in der afrokubanischen Musik zu orientieren.

Besonders wichtig für die Weiterentwicklung der afrokubanischen Musik, für ihre Vermischung mit dem Jazz und die Entstehung der Salsa ist der Son. Der Son vereint wie die kubanische Musik insgesamt spanische und afrokubanische Elemente in Melodie und Rhythmus. Er entsteht im 19. Jahrhundert in den ländlichen Zonen der östlichen Region Kubas. Die typische Instrumentalbegleitung im Son-Ensemble besteht aus Zupfinstrumenten (Gitarre, Tres und später auch Kontrabass) und Schlaginstrumenten (Bongos, Maracas, Clave und Guiro). Zwei dieser Instrumente entstehen sogar erst im Zusammenhang mit dem Son: die Tres (ein der Gitarre ähnliches Instrument) und die Bongo. Zu seinen ältesten Formen gehört der Changüi aus Guantánamo.

Die wechselseitige Beeinflussung von kubanischem Son und nordamerikanischem Jazz beginnt in den frühen 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, als beide immer populärer werden. Gegen 1930 dann verbreitet sich die kubanische, aber auch die puertoricanische und andere Musik aus dem Karibikraum vor allem über New York in ganz Amerika. Dazu tragen sowohl nach New York ausgewanderte und aus der Karibik stammende Musiker, als auch die Entwicklung von Massenmedien wie dem Radio und der Schallplatte bei. Ab den 1940er Jahren entwickeln dann Musiker wie zum Beispiel Machito und Tito Puente die Latin Big Band. Typisch für die Musik dieser Gruppen ist, dass sie rhythmische Muster unter anderem der afrokubanischen Musik mit Elementen des nordamerikanischen Big-Band-Jazz, zum Beispiel der Bläser-Sektion, zu einem neuen Stil vermischen. Hieraus entstehen Chachacha, Mambo und die moderne Rumba, Tänze und Musikstile, die zwischen 1940 und 1960 in Amerika und Europa sehr erfolgreich sind.

Ab den 1960er Jahren setzt sich dann für diese Musik die Bezeichnung Salsa durch. Im Spanischen heißt Salsa eigentlich „Soße“. Als musikalische Kategorie umfasst die Salsa sehr verschiedene Stile. Sie ist ein genauso breit gefasster Oberbegriff wie Jazz oder Rock. Ursprüngliche Elemente der Salsa sind Rhythmen wie Plena und Bomba aus Puerto Rico, Cumbia aus Kolumbien, Tamborito aus Panama, Son und Rumba aus Kuba sowie Boleros aus verschiedenen Ländern. Die Salsa ist also weder identisch mit dem Son noch eine allein kubanische Erfindung. Eine Gemeinsamkeit der ursprünglichen Rhythmen und auch der heutigen Stile bildet aber nach wie vor die Orientierung an der Clave.

Zusammengefasst ist die Salsa also ungefähr so entstanden:

Son plus Jazz plus andere afrokaribische Rhythmen entwickeln sich zu Mambo, Chachacha usw. In den 1960er Jahren kommen afroamerikanische Elemente aus dem Soul und Funk dazu, und jetzt entsteht, vor allem in New York, die ‚gemischte, pikante, feurige und sehr tanzbare Soße‘, die man bis heute Salsa nennt.

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