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4. Mikrofontypen

Bei den drei Mikrofonmodellen, die für die Abnahme von Gitarrenlautsprechern hauptsächlich eingesetzt werden, handelt es sich um Dynamische-, Kondensator- und Bändchenmikrofone.

Dynamischen Mikrofone sind in der Regel robust und verkraften hohe Pegel – und das ist auch gut so, denn ein aufgerissener Röhrenamp ist in der Lage, einen brachialen Schalldruck zu generieren. Diese Mikrofone benötigen keine Phantomspeisung und sind zum Teil schon zu sehr günstigen Preisen zu haben. Zwar bilden die meisten dynamischen Mikrofone das Frequenzbild eines Gitarrenlautsprechers nicht völlig neutral ab, aber ihre charakteristische Färbung wird von erfahrenen Tontechnikern gerne zum Formen des Gitarrensounds genutzt. Die Klassiker unter den dynamischen Mikrofonen, die sich zum Teil seit Jahrzehnten bewähren, sind das Shure SM-57 oder auch das Sennheiser MD-421. Ebenfalls sehr beliebt und speziell für die Abnahme von Gitarrenlautsprechern konzipiert ist das Sennheiser E-906.

Art.-Nr. 105768 - Shure SM57 LC, Art.-Nr. 128331 - Sennheiser MD421-II, Art.-Nr. 178288 - Sennheiser E 906
Art.-Nr. 105768 - Shure SM57 LC, Art.-Nr. 128331 - Sennheiser MD421-II, Art.-Nr. 178288 - Sennheiser E 906

Kondensatormikrofone sind in der Abbildung des Frequenzgangs etwas neutraler, aber mitunter auch ein wenig empfindlicher, wenn es um hohe Schallpegel geht. Außerdem benötigen sie Strom, mit dem sie entweder über das Mikrofonkabel oder per Batterie versorgt werden. Üblicherweise bieten Audio-Interfaces, Mischpulte oder Mikrofonvorverstärker die sogenannte Phantomspeisung, also die Spannungsversorgung über das Mikrofonkabel. Falls das nicht der Fall sein sollte, übernehmen auch spezielle externe Phantomspeisungen diese Aufgabe. Im Durchschnitt liegen Kondensatormikrofone preislich etwas höher als ihre dynamischen Pendants, lassen sich dafür aber auch variabler einsetzen, beispielsweise für Gesang, Akustikgitarre oder andere Instrumente. Falls mehr als nur E-Gitarren-Aufnahmen auf dem Plan stehen, ist ein Kondensatormikrofon meist die flexiblere Lösung. Sehr hochwertig und in den meisten Fällen im oberen Preisbereich angesiedelt sind die Produkte des deutschen Herstellers Neumann, wobei sich mit dem TLM-102 und TLM-103 zwei Mikrofone anbieten, die sehr gut für E-Gitarren-Aufnahmen geeignet sind und sich preislich in einem moderaten Rahmen bewegen.

Art.-Nr. 237768 - Neumann TLM 102, Art.-Nr. 127970 - Neumann TLM 103
Art.-Nr. 237768 - Neumann TLM 102, Art.-Nr. 127970 - Neumann TLM 103

Bändchenmikrofone sind die dritte Mikrofongattung, die häufig zur Abnahme von Gitarrenlautsprechern benutzt wird. Charakteristisch für ein Bändchenmikrofon ist ein eher warmer Klang, den viele Toningenieure bei der Aufnahme von E-Gitarrensounds bevorzugen. Bändchen generieren einen etwas niedrigeren Pegel als dynamische oder Kondensator-Mikrofone, weshalb das Audio-Interface auch etwas mehr Verstärkung (möglichst ohne zusätzliches Rauschen) liefern sollte. Keine Probleme haben diese Mikrofone mit hohen Schallpegeln, und Phantomspeisung ist ebenfalls nicht notwendig. Allerdings sollte man in diesem Zusammenhang darauf achten, nicht versehentlich die Spannungsversorgung an Preamp oder Audio-Interface einzuschalten, denn die kann Bändchenmikrofone beschädigen. Während dynamische und Kondensatormikrofone in der Regel die Richtcharakteristik „Niere“ haben – also einen nierenförmigen Aufnahmebereich vor der Membran, der in erster Linie den Schall direkt vor der Membran aufnimmt und den seitlichen und von hinten einfallenden weitgehend ausblendet. Bändchenmikrofone haben häufig die Richtcharakteristik „Acht“, die den Schall vor und hinter dem Mikrofon aufnimmt, was man beim Einrichten des Aufnahme-Setups berücksichtigen sollte. Hat man zum Beispiel einen kleinen Raum, der nicht optimal klingt, werden mit einem Bändchen mit der Charakteristik „Acht“ logischerweise nicht unbedingt die besten Aufnahmen gelingen. Ähnliche Probleme kann es im Übungsraum bei Aufnahmen mit der kompletten Band geben, denn dort wird es zum sogenannten Übersprechen kommen, weil das Bändchen auch einiges von den anderen Instrumenten mitnimmt. Für diese Mikrofongattung kann man mitunter auch tief in die Tasche greifen. State of the Art ist das Royer Labs R-121 (Charakteristik „Acht“), ebenfalls sehr beliebt ist das Beyer Dynamic M160, das wesentlich günstiger als das Royer ist und als eines der wenigen Bändchenmikrofone eine Nierencharakteristik besitzt. Als Geheimtipp bei vielen Toningenieuren gelten die T-Bone Mikrofone RB-500, RM-700 und RB-100, die zu einem sehr günstigen Kurs eine sehr gute Performance liefern (alle Charakteristik „Acht“).

Art.-Nr. 136816 - Royer Labs R-121, Art.-Nr. 184042 - beyerdynamic M160, Art.-Nr. 172090 - the t.bone RB 500
Art.-Nr. 136816 - Royer Labs R-121, Art.-Nr. 184042 - beyerdynamic M160, Art.-Nr. 172090 - the t.bone RB 500

Was ist besser als ein Mikrofon? Zwei Mikrofone!

Die Variante, einen Gitarrenlautsprecher mit zwei unterschiedlichen Mikrofonen abzunehmen, wird häufig praktiziert. So sorgt beispielsweise ein dynamisches Mikrofon wie das SM-57 für den Biss im Ton und ein Bändchenmikrofon für den warmen Sound. Je nach Gusto kann dann die eine oder andere Komponente durch Veränderung der Laut-stärke der beiden Signale verstärkt werden. Für das Sahnehäubchen auf dem Klang wurden bei vielen legendären Aufnahmen und werden auch heute noch zusätzlich ein oder zwei Mikrofone (meist Kondensator-Mikrofone) in den Raum gestellt, etwas weiter vom Lautsprecher entfernt, in der Regel zwischen 1m und 4m, je nach Geschmack. Damit wird der Sound des Amps im Raum konserviert, was zu einem etwas dreidimensionaleren Klangempfinden führt. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man einen gut klingenden Raum hat, der vor allem keine Frequenzbereiche verstärkt, im Idealfall also ein akustisch optimierter Aufnahmeraum. Kleine Räume neigen dazu, Bassfrequenzen zu verstärken, vor allem bei ordentlich aufgerissenem Amp – mit Raummikrofonen zu arbeiten, ergibt dort deshalb wenig Sinn.

Soll mehr als ein Mikrofon zum Einsatz kommen, gibt es ein weiteres wichtiges Detail zu beachten, und zwar die Phasenlage.

Phase
Phase
Phasenverschiebung
Phasenverschiebung
Phasenauslöschung
Phasenauslöschung

Durch unterschiedliche Entfernungen der Mikrofone zur Schallquelle (Gitarrenlautsprecher), kann es zu Phasenauslöschungen kommen und der Sound wird dünn oder klingt hohl, wenn man die aufgenommene Spur des zweiten Mikrofons hinzufügt. Deshalb muss man entweder die Mikrofone so platzieren, dass keine Phasenauslöschungen entstehen, oder am Audio-Interface oder in der DAW einen Phasenumkehrschalter aktivieren. Das ist kein Drama, aber man sollte dieses physikalische Ereignis im Auge, oder besser gesagt, im Ohr behalten.

Um den klanglichen Unterschied der drei Mikrofontypen auch akustisch zu zeigen, haben wir einen Marshall Plexi mit 4x12 Box mit verschiedenen Mikrofonen aufgenommen. Dabei spielt dieselbe Gitarre bei gleicher Einstellung am Amp dasselbe Riff.

Hier sind die Ergebnisse:

Dynamisches Mikrofon: Shure SM-57

Dynamisches Mikrofon: Beyer Dynamic MD-421

Kondensator Mikrofon: Neumann TLM-103

Bändchen Mikrofon: Beyer Dynamic M160

Kombination SM-57 und M160

Aber nicht nur der Mikrofontyp entscheidet über die Qualität der Aufnahme, sondern ein zweites und immens wichtiges Detail, was wir im nächsten Kapitel ansprechen.

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