Die britische Firma Orange stellte im Jahr 2010 ihren ersten leichten Class-D-Minibassverstärker vor: den Orange Terror Bass 500. Und der schlug wahre Wellen in der Bass-Community. Unerklärlich war deshalb, warum Orange die Produktion nach einigen Jahren einstellte. Der darauf folgende Aufschrei der Basswelt war jedoch derart groß, dass er nicht überhört werden konnte, und so brachte Orange 2019 die zweite Generation des Terror Bass 500 (Mark 2) heraus. Äußerlich nahezu identisch mit der Urversion, wurde in dieser Ausgabe jedoch die interne Schaltung überarbeitet. Ein hinzugefügter Clean-Schalter erlaubt es nun außerdem, dem overdrive-affinen Zwerg auch glasklare cleane Sounds zu entlocken, die sich mit satten 500 Watt an 4 Ohm herauspusten lassen.
Orange-Chefdesigner Adrian Emsley verfolgt eine sehr stringente Produktphilosophie: kürzeste Schaltungswege durch Verzicht auf unnötige Extras mit Fokus auf das Wesentliche – eine hohe Klanggüte und eine selbsterklärende Bedienung. Dementsprechend fallen auch die Bedienungsanleitungen bei Orange ziemlich minimalistisch aus. Der Terror Bass 500 MK2 macht da keine Ausnahme. Er verfügt über eine Röhrenvorstufe, die mit einer 12AX7 (ECC83) Röhre angetrieben wird, und je einen Gain- und Masterregler inklusive effektiver 3-Band-Klangregelung, deren Soundästhetik dem AD200B entliehen wurde (dem Vollröhren-Flaggschiff von Orange). Außerdem wurde er mit einer 500 Watt starken Class-D-Endstufe gepaart. An der rechten Seite des hippen Stahlblechgehäuses befindet sich ein hochwertiger XLR-DI-Ausgang, der das Signal hinter Röhrenvorstufe und Mastervolumen abgreift. Auch ein Effekteinschleifweg ist an Bord, der von einer separaten 12AT7-Röhre (ECC81) gespeist wird.
Es ist nicht zu verkennen, dass Orange einen Großteil seiner Anhängerschaft in rockigen Genres wiederfindet. Die Basssounds des Terror Bass 500 MK2 liegen ganz deutlich voll auf dieser Linie, auch wenn der Powerzwerg weitaus mehr kann. Deswegen hat man ihm, neben dem üblichen Pad-Schalter zur Absenkung des Eingangspegels um 6 dB, noch einen zusätzlichen Clean-Schalter spendiert, mit dessen Hilfe sich ohne Probleme komplett zerrfreie Sounds generieren lassen, die dank der 500-Watt-Class-D-Endstufe ordentlich an den Trommelfellen rütteln. Die 3-Band-Klangregelung ist so ausgerichtet, dass sich deren Frequenzbereiche teilweise gegenseitig beeinflussen und sich dadurch eine Vielzahl von Einstellungen generieren lässt.
Die britische Firma Orange wurde 1968 von Elektroniker, Bassist und Gitarrist Cliff Cooper gegründet, der unter anderem Mitglied in der Band "The Millionaires" war. Schon in der Frühphase des Unternehmens, als es bereits Gitarren- und Bassverstärker sowie -boxen herstellte, erkannte man den Wert von auffälligem Design mit hohem Wiedererkennungswert. Die Farbe Orange, das auffällig gestaltete Logo, das Bilderrahmen-Image der bulligen Verstärker- und Boxengehäuse sowie das Korbgeflecht als Speakerschutz sind bis heute das Markenzeichen. 1979 musste Orange wegen plötzlicher Insolvenzen von Vertriebspartnern unverhofft schließen. 1993 revitalisierte der US-amerikanische Gibson-Konzern die Kultmarke in England unter Lizenz. 1997 ging die Marke schließlich zurück in die Hände von Cliff Cooper. Seitdem wird die Produktpalette wieder aktiv weiterentwickelt.
Wenn es ums Musikmachen geht, dann sollte ein Bassverstärker idealerweise ein nützliches und inspirierendes Glied in der Kette der Kreativität und keinen Bremsfaktor darstellen. Häufig verbringt man viel zu viel Zeit an komplex gestalteten Klangzentralen und vergisst dabei das Bassspielen. Das mag etwas überspitzt formuliert sein, aber wer es einfach und effektiv liebt, der wird beim Orange Terror Bass 500 MK2 voll und ganz bedient. Das Einzige, woran man sich in den ersten 5 Minuten gewöhnen muss, ist die spiegelverkehrte Anordnung der Bedienelemente, die hier von rechts nach links statt wie häufig von links nach rechts angeordnet sind. Ist dieser Aufbau aber erst einmal verstanden, steht dem Bassspiel nichts mehr im Wege und der Bassterror kann beginnen – dank der kompakten Ausmaße und des Fliegengewichtes von gerade einmal 4,65 kg auch völlig ohne Transportschwierigkeiten.