Ich habe in den letzten drei Jahren viel Zeit (und natürlich auch Geld) in ein zwar selbst gefertigtes, aber dennoch "professionelles" Effektboard investiert. Eine selbst entwickelte Midisteuerung für alle Teile des Boards war mir wichtig. Eine flexible Lösung entstand, die mir meinem Grandmeister 36 wahrlich traumhafte Klänge entlockte. Die größte klangliche Überraschung war jedoch der Versuch, ein Wet-Dry-Setup zu gestalten. Der tonale Fortschritt war unglaublich effizient und doch so einfach. Doch dafür war mein Board so nicht konzipiert. Also musste eine Lösung her...
Die Palmer PGA03 Y-Box ist genau die benötigte Lösung. Das Kistchen trennt den Signalweg zwischen Verzerrern und Modulationseffekten auf (natürlich auch an jeder beliebigen sonstigen Stelle) und erlaubt es, an dieser Position einen zweiten Verstärker anzusteuern (bei mir entweder der Marshall DSL20HR oder ein Fender Blues Junior). Gibt man die Modulationseffekte wie bisher auch auf den anderen Verstärker, so kann man den Effektanteil über die Lautstärkepotis der Amps anpassen. Das klingt unglaublich geil!!! Dabei müssen es nicht einmal zwei hochwertige Amps sein.
Es gibt prinzipiell auch andere Möglichkeiten, das Signal aufzutrennen. Manche Volume-Pedale haben einen Tunerausgang, der für diese Technik missbraucht werden kann. Einige Effekte (z.B. der Boss-Tuner) haben einen Dry-Out-Ausgang, der ebenfalls zum Einsatz kommen könnte. Wenn so etwas vorhanden ist, probiert es einfach mal aus! Es lohnt sich. Allerdings entstehen auf diese Weise oft einige Probleme: Das Brummen der Verstärker wird zunehmen, da über die Leitungen eine Erdschleife entsteht. Zudem kann der Sound sehr dünn werden, was an den unterschiedlichen Schwingrichtungen der Lautsprecher liegt. Für beide Probleme schafft die Palmer-Box Abhilfe. Der Schalter GND-Lift trennt die Brummschleife wieder auf und ein Invert-Schalter ändert die Polarität des Kabels an einem Ausgang. So schwingen beide Verstärkerlautsprecher wieder in die gleiche Richtung. Der Unterschied ist meist deutlich zu hören. Durch die aktive Schaltung im Splitter werden Höhenverluste, wie sie beim passiven Trennen in Volumenpedalen oder anderen Effekten entstehen, weitest gehend ausgeglichen. Daher ist die Investition in diese aktive Box eine wirklich sinnvolle Sache.
Einen Abstrich muss ich (persönlich) bei dem Kistchen allerdings machen. Die Gehäusewände sind auf drei Seiten bis über die Buchsen verlängert. So sind die Schalter gut geschützt, was sicher die Überlegung zu diesem Design war. Auf einem engen Effektboard muss man aber ggf. auch mit gewinkelten Steckern an die Buchsen. Diese ist jedoch äußerst schwierig. Zudem ist das Gerät aus Metall und hat damit ein gewisses Eigengewicht. Sicher ist es so unkaputtbar. Mein Board, was bei der Menge an Effekten bereits stattlich viel wiegt, wird so jedoch nicht gerade leichter. Das ist aber "Mäkeln auf hohem Niveau". Zudem würde ich mir noch wünschen, dass das Gehäuse etwas flächer wäre, um besser unter einem Board befestigt werden zu können.
Wer noch nie Wet-Dry probiert hat, sollte sich dieses Kistchen zulegen. Die Qualität ist sehr gut und die klanglichen Möglichkeiten unwahrscheinlich ansprechend. Die Box kann ich nur wärmstens empfehlen. Vorsicht jedoch beim Kauf anderer Splitter. Diese sollten wenigstens GND-Lift und Inverterfunktion besitzen! Diese Palmer PGA 03 Y-Box bekommt von mir aber beide Daumen hoch!