Hintergrund:
Ich habe das Banjo gekauft, um darauf alten Jazz – New Orleans Jazz, Chigaco Jazz, Swing – zu spielen. Für diesen Stil ist es eigentlich eine unkonventionelle Wahl: Typischerweise spielen Jazz-Banjoisten schwere Resonator-Banjos mit Tonring, damit es ordentlich klingelt. Und dieses Banjo hat weder einen Resonator noch einen Tonring. Es wird also weder so glockenhell klingen wie ein Bacon&Day noch wird es so laut sein wie ein Paramount.
Und genau deshalb ist es einen Blick wert: Auf Fotos alter Jazz-Bands aus den 20ern und 30ern sieht man oft Openback-Banjos. Und auch zeitgenössische Jazz-Banjoisten spielen sie immer öfter – Cynthia Sayer, Eddy Davis, Don Vappie. Ein Openback kann also durchaus stiltypisch sein.
Problematischer für den Jazz-Klang ist da schon, dass es keinen Tonring hat (es würde wenigstens 50–100 Euro mehr kosten, wenn es einen hätte). Das Banjo klingt also von Haus aus nicht glockenhell, sondern eher "abgerundet". Aber selbst das kann man mit dem richtigen Setup, einem dünnen Plektrum und der richtigen Technik einigermaßen ausgleichen.
Was habe ich gemacht, um das Banjo "jazziger" zu machen?
Vorab: Ich bin erfahrener Banjoist im Old-Time und Bluegrass. Deshalb war mir schon beim Bestellen klar, dass ich an diesem Banjo erst einiges einstellen werde, bevor es meinen Wünschen gerecht wird. Zunächst habe ich ein Renaissance-Fell aufgezogen – jedoch eher aus optischen Gründen. Ich habe es recht straff gestimmt und das Tailpiece sehr locker eingestellt (für knackigen "Twang" und maximale Lautstärke). Der Hals musste dann natürlich nochmal etwas justiert werden und die Bridge unten etwas abgefeilt, damit die Saitenlage stimmt. In das Tailpiece habe ich einen Filzgleiter geklebt, weil es sonst etwas gerasselt hat. Dann noch Nickel-Saiten drauf und mit einigen Plektren experimentiert. Fertig.
Im Ergebnis erhält man vergleichsweise günstig ein angenehm leichtes und exzellent verarbeitetes Banjo. Es ist gut geeignet, um leise zu spielen und dennoch nach Banjo zu klingen (freut die Nachbarn). Es kann auch mal laut sein, aber das ist naturgemäß nicht seine Stärke.
Fazit:
Wer Lust hat, ein bisschen zu experimentieren und sich auch traut ein bisschen zu schrauben, der bekommt hier ein einwandfrei verarbeitetes Banjo zum unschlagbaren Preis. Und es kann sogar Jazz, wenn man will.