Ich spiele mehrere P-Bässe in DGCF Stimmung und habe in der Vergangenheit ausschließlich Roundwound-Saiten gespielt. Um die Spannung und Festigkeit von 45-105 Roundwound Saiten in E-Standard halbwegs auch auf D-Standard zu erhalten, benötigt man mindestens Saiten in der Größenordnung 50-115 (siehe Tension Charts der unterschiedlichen Hersteller). Nach mehreren Jahren auf so dicken Drähten war ich es nun Leid, denn es schlabbert und schnarrt zwar nichts, aber das Spielgefühl ist irgendwie klobig und dickere Saiten schwingen natürlich auch schneller aus.
Dann kam die Erleuchtung: Flatwounds, und insbesondere eben diese hier von Rotosound, haben mehrere Kilogramm Zugkraft mehr pro Saite als Roundwounds in der gleichen Stimmung (siehe Tension Charts der jeweiligen Hersteller). Der Rotosound RS77LD Satz zieht in etwa so stramm an der Kopfplatte, wie der Satz 50-115er Runddraht-Saiten einer anderen Marken, die ich zuletzt häufig spielte.
Nun bin ich restlos begeistert: Ich habe die Rotosound RS77LD auf einem P-Bass auf DGCF gestimmt, habe das komplette Setup angepasst, wobei ich nochmal mehr Spannung auf den Hals geben konnte, und habe nun eine traumhaft niedrige Saitenlage. Ich kann reinlangen mit dem Plektrum und es schnarrt nichts, so steif sind diese Saiten! Sie haben trotzdem noch genügend Sustain für meine Zwecke. Das Griffgefühl ist deutlich angenehmer, als bei dicken Roundwound-Saiten. Bendings und Slides gehen viel müheloser von der Hand, da zwar die Spannung der Saiten immernoch sehr hoch ist, ihr Durchmesser aber eben nur Verhältnismäßig gering (wenn man Saiten-Optionen für Downtunings betrachtet).
Ich hatte mir die Oberfläche im Vorfeld noch glatter vorgestellt, aber bei diesen Saiten sieht und fühlt man die Zwischenräume zwischen den Windungen deutlich. Da ich bisher nur Roundwounds gespielt habe, ist hier für mich aber schon eine große Verbesserung in Richtung angenehmere Bespielbarkeit bemerkbar.
Zum Sound kann ich nur sagen, dass die frischen Saiten klingen, wie etwas dumpfere Vertreter der Nickel-Roundwound-Gattung. Sie haben deutliche Brillianzen, aber eben nicht so harsche. Ich weiß, dass diese Saiten mehrere Wochen eingespielt werden sollten, bevor man den Klang bewerten kann. Ich habe sie mir ehrlich gesagt aber von vornherein viel dumpfer vorgestellt.
Ich bin kein Experte für die Bewertung von Flatwounds und sage daher nochmal ausdrücklich: Ich wollte lediglich eine möglichst dünne Saite, mit der ich eine möglichst niedrige Saitenlage in D-Standard-Stimmung erzielen kann. Material und Klang sind mir dabei völlig egal gewesen. Diese Saiten eignen sich bisweilen hervorragend für mein Vorhaben und ich bin sehr zufrieden, denn sie klingen darüber hinaus noch schön druckvoll und singend (leicht nasal in den Mitten).
Ich ziehe einen Punkt bei der Verarbeitung ab, da die drei höheren Saiten am Ballend sehr abenteuerlich gewickelt aussehen. Der flache Wicklungsdraht ist hier quasi verzwirbelt und steht teilweise scharfkantig ab. Das muss ich ggf. abfeilen, da meine Hand oft auf der Brücke aufliegt, wenn ich mit Plektrum spiele. Ansonsten bin ich absolut begeistert und frage mich, warum ich diese Saiten nicht schon früher getestet habe.
Ich glaube ich spiele ab jetzt wohl vorerst nur noch diese Saiten, anstatt wahnsinnig dicker Roundwounds. Sie gefallen mir auf Anhieb besser, als alles, was ich in den letzten 10 Jahren probiert habe.