PAF ist ein Oberbegriff, der letztlich wenig Aufschluss über das gibt, was der PU zu Gehör bringt, das muss differenzierter betrachtet werden. Als Kind der Achtziger, das den New Wave der ausklingenden Rockmusik der späten Siebziger vorgezogen hat, war dieser zumeist in der Les Paul verbaute Pickup für mich mit irrtümlichen Vorurteilen behaftet. Deren vielfach muffiger, viel zu basslastiger, hin zum Matsch tendierender Sound war keineswegs das eigentliche Synonym dieses Abnehmers.
Es gibt einen YT Clip, in dem Joe Bonamassa mit der „The Beast“, einer berühmten 1959 Les Paul demonstriert was die legendären `59 Les Pauls auszeichnet. Nämlich, dass ausgerechnet diese im Rock weltberühmten Gitarren von Gibson ursprünglich für Jazz konstruiert wurden.
Der ebenfalls von Seymour Duncan angebotene Antiquity Humbucker trägt diesem Klangideal Rechnung, ich spiele ein solches Set in meiner Heritage H150 (LP) aus deren Custom Shop. Der PU zeichnet sich so wie der Seth Lover durch seinen Medium Output aus, ist aber in den Mitten noch zurückhaltender. Damit ist er wie kaum ein anderer PAF sehr gut für das cleane Spiel prädestiniert, hat darüber hinaus auch noch Twang. Aus meiner Perspektive ist es schwieriger einen zu mittigen Ton für das cleane Spiel anzupassen, als umgekehrt. Im verzerrten Kanal die Mitten hervorzuheben ist einfacher. Für mich ein wesentlicher Aspekt bei der Wahl der PU`s.
Nachdem ich meine Heritage H535 (ES 335 Style) eine Weile mit einem Lollar Charlie Christian und einem Düsenberg P90 bestückt hatte wollte ich wieder die ursprüngliche Konfiguration herstellen.
Was zeichnet den Seth Lover aus? Wie bereits erwähnt ist er nicht auf heissen Output getrimmt, er soll möglichst viele Genres abdecken. Obwohl er über etwas prominentere Mitten als der Antiquity verfügt ist er dennoch ein ziemlich ausgewogener Pickup. Er klingt Clean sehr gut, bedient aber auch das verzerrte Spiel und hier sowohl Crunch, als auch HiGain. Dies beschert ihm ein breites Feld an Anwendungen. Jazz und Soul funktioniert, ebenso wie Blues und Rock. Und klar, natürlich auch alle Genres dazwischen.
Was mir gut gefällt ist seine gute Artikulation, er kann perkussiv, bildet sowohl Akkorde transparent ab, hat aber auch genug Bumms fürs Solieren. Er klingt offen und spritzig, dabei sehr homogen über das gesamte Spektrum, und er setzt sich gut durch. Insgesamt sehe ich den Antiquity clean vorne, der Seth Lover ist verzerrt schneller gut eingestellt.
Das ist sehr universeller Pickup, dem man aber nicht nachsagen darf keinen Charakter zu haben! Aus meiner Sicht, um einmal mehr den direkten Vergleich zu bemühen ist der Antiquity eher ein Mittfünfziger, der Seth Lover eher ein Endfünfziger PU. Trotz eines sehr massiven Preisunterschiedes würde ich hier nicht von besser oder schlechter sprechen wollen, eher von einer Geschmacksfrage. Seine Eignung in einer Semiakustik steht außer Frage, er wird von Heritage in nahezu allen Jazzgitarren verbaut. Aber einmal mehr: Er kann auch Rockiges ohne jedwede Einschränkung!
Das Gitarre & Bass Magazin empfiehlt ihn Gitarristinnen und Gitarristen, die gern zwischen Fender SC und Gibson HB Gitarren wechseln ohne die Einstellungen am Amp ändern zu müssen. Ich finde dieses Statement sagt sehr viel über das Verhältnis dieser PU Typen zueinander aus. Klanglich ist jeder eine eigene Domäne, in der Handhabung aber sind sie kompatibel zueinander.
Mein Fazit: Ein rundum sehr gut klingender Allrounder ohne Schwächen für einen gemessen an der Leistung moderaten Preis, insofern wäre Alles unter voller Punktzahl unangemessen.