Ich hatte schon einige Headless Bässe, darunter mehrere "richtige" Steinberger unterschiedlicher Bauart (80-er und 90-er, Graphit) und auch mehrere "Billig-Kopien", z.B. von Hohner. Nachdem ich seit einiger Zeit nur noch "normale" Bässe gespielt habe, wollte ich endlich mal wieder bequem und entspannt zu Hause auf dem Sofa üben können.
Zustand bei Auslieferung:
Der Bass kam sehr gut verpackt bei mir an. Ich habe die Saiten gestimmt und die erste Erfahrung war: Der Bass ist nicht bespielbar. Die Saiten lagen, korrekt gestimmt, fast auf dem Griffbrett auf. Auch mit leichtestem Anschlag war kein Ton ohne Nebengeräusche zu entlocken. Mich hat das nicht weiter erschreckt, weil ich weiß, wie man einen Bass richtig einstellt. Ein Anfänger hätte das Teil zurück schicken müssen. Ansonsten gab es absolut nichts auszusetzen.
Klang:
Der Klang ist recht flexibel. Kernig, tief, das Teil kann richtig knurren, die Höhen sind klar, aber vielleicht etwas "langweilig", woran zumindest zum Teil sicherlich die billigen schuld sind.
Der Ton ist also sehr gesund, der Bass hat aber keinen "Charakterton". Im Bandsound habe ich das bisher aber fast immer als eher positiv empfunden, der Klang ist vergleichsweise "neutral".
Der XT-25 klingt m.E. übrigens deutlich besser als alle 4-Saiter Pendants. Liegt vermutlich am voluminösen Hals des XT-25, aber Klang ist natürlich auch Geschmackssache. Jemand anderes mag das anders empfinden.
Wenn ich unbedingt einen Vergleich nennen müsste, würde ich einen Rickenbacker wählen. Der XT hat ebenfalls einen durchgehenden Hals, durch die Humbucker auch einen etwas "komprimierten" Ton und Sustain bis übermorgen.
Ein Bass von Onkel Leo klingt schon durch die Konstruktionsweise bedingt völlig anders.
Ergonomie:
Für das Spielen auf dem Sofa ist die Beinstütze für meinen Geschmack zu weit rechts angebracht, ich habe Sie ca. 4,5 cm nach links versetzt. Damit der Klapp-Mechanismus funktioniert, muss man zusätzlich noch eine kleine Vertiefung anbringen. Jetzt liegt der Bass absolut ausgewogen auf dem Oberschenkel.
Der Saitenabstand ist recht gering, im Bereich der 5-Saiter gehört der XT zu denjenigen mit kleinem Saitenabstand. Wenn man bereits einen 5-Saiter spielt, sollte es gehen. Wer vom 4-Saiter umsteigen und slappen möchte, wird Probleme damit haben. Finger- und Plektrumspieler sollten keine Probleme haben, vielleicht sogar eher Vorteile.
Der Hals ist, wie bei allen Steinbergern, ganz schön voluminös. Ich finde das gut, da hat man richtig was in der Hand.
Diesen Bass am Gurt zu spielen ist recht gewöhnungsbedürftig. Dadurch, dass der linke Gurtknopf ungefähr auf der Höhe des 21. Bundes(!) sitzt, hat dieser Bass eine ganz andere Position vor dem Körper, als gewohnt. Der Hals ist viel weiter links und man muss den linken Arm weiter strecken, um an die tiefen Lagen zu kommen. Das kann ganz schön anstrengend sein.
Ich habe mich nach ein paar Wochen dazu entschieden, meine frühere Lösung wieder einzubauen. Man nehme: eine 10mm Alustange, ca 18cm lang, und bohre dafür ein Loch am oberen "Horn" in den Korpus. Parallel zum Hals und in einem leichten Winkel nach oben. Dann in die Alustange ein Gewinde für die Schraube zur Aufnahme des Gurtknopfes schneiden. Das Teil einharzen, so dass es etwa 12 bis 14 cm aus dem Kopus ragt. Gurtpin anschrauben, darüber einen Schrumpfschlauch aufschrumpfen und fertig. Bisher sind mir nur zur Form des Basses Fragen gestellt worden, noch nie zur Gurtbefestigung. Die wird scheinbar als "original" angesehen, fällt nicht auf und es funktioniert einwandfrei. Mein Gurtpin ist jetzt zwischen der 14. und 15. Lage und das lässt sich sehr bequem spielen. Und nach dem Wechsel auf einen anderen Bass greift man damit auch nicht mehr ständig daneben.
Die Stimmbarkeit der Brücke wird immer wieder mal kritisiert. Diese Brücke sieht optisch aus wie die von meinem XQ5 aus den 90-ern, ist aber aus anderem Material. Die "Original"-Brücke war aus massivem Messing und hat sich gleichmäßig und sehr feinfühlig stimmen lassen. Die Brücke auf dem XT ist aus Guss und hat beim Stimmen Spiel. Es dauert dadurch halt ein klein wenig länger, bis perfekt gestimmt ist. Oft stimmen muss man diesen Bass sowieso nicht. Was die D-Saite angeht: diese Saite lässt sich definitiv schwerer stimmen als alle anderen, das war auf allen meinen Steinbergern so, warum weiß ich nicht.
Mein Exemplar wiegt exakt 3,38 kg.
Etwas schade finde ich, dass die neuen Pickups von der Form her nicht wie EMG 35 oder EMG 40 gebaut. Dadurch kann man die Pickups nicht mehr ohne weiteres gegen andere austauschen. Möglich ist es aber schon. Aber immerhin klingen diese Pickups wesentlich besser als die früher verbauten.
Mit dem Saitenadapter werde ich demnächst mal andere Saiten testen, ich bin davon überzeugt, dass da noch einiges an Potential schlummert.