Ein Umbau an meiner geliebten Weimann Blues Bird schied für mich aus, und eine originale verchromte Brücke mit vernickelten Einzelstegen konnte ich nicht mehr auftreiben. Deshalb suchte ich nach einer zu den Einschlaghülsen in Abstand, Gewindesteigung und Neigung passenden Steg-Saitenhalter-Kombination und wurde bei der TonePros AVT2M-CH fündig.
Die Bauweise dieser Brücke ist ebenso genial, wie manche ihrer Bauteile empfindlich sind. Ansprache und Schwingungsübertragung sind ausgezeichnet, und der Spielkomfort lässt keinerlei Wünsche offen. Der Radius passt zum Griffbrett und den ebenfalls passgenauen Saitenabständen.
Die Einzelstege sind dezent vorgekerbt. Wesentliches Vertiefen der Kerben ist wenig ratsam, weil der Abstand der Saiten vom massiven Brückenrahmen auf der schwingenden Seite ohnehin recht knapp und der Anpresswinkel auf der aufliegenden Seite sowieso schon recht groß ist.
Der Saitenwechsel erfordert mit angebauter Brücke in unmittelbarer Nachbarschaft der nicht absenkbaren Kappe eines P90-Tonabnehmers Fingerspitzengefühl beim Durchschieben der Saitenanfänge durch die Bohrungen auf der Unterbügelseite der Brücke. Der Weg vom Ballende bis zum Hervortreten der Saiten ist lang genug, um Saitenbruch oder Verletzungen durch die Anspinnungen am Ballende auszuschließen.
Die auf der dem Hals zugewandten Seite befindlichen Verstellschrauben für die Einzelstege sind trotz der Nähe des Stegtonabnehmers leicht zugänglich. Die Einstellwege für die Intonation sind üppig. Leider ist die Verstellschraube der A-Saite recht schwergängig. Die zweiteiligen Pfosten gestatten eine problemlose Verkantung für die Anpassung an die unterschiedlichen Saitenlagen auf Bass- und Diskantseite. Bei geklemmter Brücke schnarrten lang eingestellte Saiten beim Greifen auf höheren Bünden an der dem Hals zugewandten Seite der Brücke und lagen schließlich auf, weil bei meinem Instrument die Einschlaghülsen zum Unterbügel hin geneigt sind. Deshalb war eine Korrektur des Winkels zur Decke durch Lösen der Konterschrauben erforderlich. Die Brücke ist nun nicht mehr geklemmt, und die Konterschrauben werden neben den unterschiedlichen Einstellungen der Saitenlagen auf Bass- und Diskantseite durch zusätzliche Verkantung belastet.
Die Justierung sollte stets nur durch vorsichtiges, schrittweises wechselseitiges Anziehen bei erheblich heruntergestimmten Saiten und unter ausschließlicher Verwendung des beiliegenden Schlüssels erfolgen. Das Verhältnis von Kopf- zu Gewindedurchmesser ist ungünstig groß, die Hebelwirkung der Verkantung entsprechend beträchtlich. Insofern bin ich auf die Lebensdauer gespannt - immerhin zerren in meinem Anwendungsfall sechs Saiten von 0,012" bis 0,054" daran.
Gut zu wissen, dass man die Pfosten als Eratzteile bekommt. Wegen der Torsionsbelastung beim Gewindeschnitt werden nämlich die Konterschrauben wohl kaum in einem Stück gefertigt, sondern Kopf und Gewindestange getrennt hergestellt, komplementär angespitzt und angekörnert sowie durch Impuls-Pressstumpfschweißen verbunden. Man hat bei der Herstellung solcher Bauteile letztlich nur die Wahl des geringeren Übels.