Was war das für eine lange Reise, bis ich mich für den Art Headamp 6 Pro entschieden habe. In meinem Tonstudio brauchte ich die Möglichkeit, mehrere Kopfhörer zu befeuern, wollte dazu aber nicht Haus und Hof verkaufen müssen… 😉 Außerdem reichten mir eigentlich 4 Ausgänge.
Meine Ansprüche an einen zusätzlichen Kopfhörerverstärker:
Nachdem ich alles digital bearbeite, sollte das hier kein Rauschhobel werden, denn ich bin nicht ohne Ansprüche ans Equipment. Der Klang sollte zumindest für meine Ohren nicht vom Kopfhörerausgang meines Digitalmischpults abweichen. Und wie schon erwähnt, hätten es 4 Ausgänge auch getan.
Er sollte robust und im 19-Zoll-Format sein, damit er in mein Studio passt. Ich brauche ihn zum Gegentesten meiner Mixes, die ich sonst über zwei verschiedene aktive Lautsprecherboxenpaare gängiger Hersteller abhöre. Harmonie mit meinen Studio-Kopfhörern (Beyerdynamic DT 1990 Pro, DT 770 Pro und einem Billigheimer) habe ich selbstverständlich auch erwartet.
Engere Auswahl und mein Favorit:
Mich hatten auch der Mackie HM-400 und der Behringer HA6000 angesprochen, aber obwohl der ART von allen der mit Abstand Teuerste war und ist, habe ich mich nach unzähligen Recherchen (Testberichte, Videos, persönliche Beratung usw.) für den ART entschieden.
Warum der ART Headamp 6 Pro:
1. KLANG: Der Kopfhörerverstärker überzeugt durch seinen neutralen Klang und hat genug Boost, um auch einen 250 Ohm-Kopfhörer mit ausreichend Energie zu versorgen. Zwar höre ich nicht mit Presslufthammerlautstärke ab (ich hänge sehr an der Lebensdauer meines guten Hörvermögens), aber es soll eben auch mal funzen, wenn das gewünscht wird. Hauptargument für mich war aber die weitestgehende Abwesenheit von Rauschen. Denn Digital und Rauschen passen so gut zusammen wie Abnehmen und fettes Essen.
2. VERARBEITUNG: Die gute, sehr robuste und schöne Verarbeitung gefällt mir ebenso, wie die Verbreitung in vielen Tonstudios. Das kommt auch nicht von ungefähr, sondern ist der Qualität und dem ansprechenden Preis-Leistungsverhältnis geschuldet. Die Potis bieten ein angenehm zähes und fettes Dreherlebnis und sind mit Muttern am Frontblech gegengekontert (im Vergleich z.B. des Behringer). Robust und gut! Die LEDs sind ausreichend hell, ohne zur Lichtorgel im Studio zu werden. Perfekt! Zum Design: Ich finde ihn professionell und schick. Er wirkt wie ein echtes Profigerät aus der Tonstudiotechnik. Zwar sieht der Beringer moderner aus, hat aber keine gekonterten Potis, was (vielleicht, nicht zwangsläufig) irgendwann mal zu Haarrissen auf der Platine führen kann, wenn man häufig zu grob an den Potis rumzwurbelt.
3. VERBESSERUNGSPOTENTIAL: Wo viel Licht…
a) SCHLITZE FRONTBLENDE ZU SCHMAL: Ich hatte mir nichts dabei gedacht, aber wenn der ART passgenau in ein Rack eingebaut werden soll, muss für genormte Rack-Schrauben (M6), die Bohrmaschine herhalten. Die Schlitze auf der Frontblende sind werkseitig zu schmal (ca. 0,5 mm fehlen). Liebes Team von ART: Ist eure AutoCAD-Version virenverseucht oder wart ihr vorher auf einer längeren feucht-fröhlichen Firmenfeier? Das ist wirklich Murks! Wenn Du über passendes Heimwerker-Equipment verfügst und die Nachbohrerei nicht den Wiederverkaufspreis schmälert, kannst Du Dir helfen. Aber wehedem, Du bist ohne Werkzeug…
b) KLANGREGELUNG - DOSIERUNG UNGENAU: In der Nullposition passt es wunderbar (natürlich je nach Kopfhörer), aber sobald man die Regler bewegt – finde ich jedenfalls - verändert sich der Klang viel zu schnell und zu intensiv. Da wären nicht lineare Potis besser, die um die Nullachse eher wenig Widerstandsänderungen aufweisen und mit zunehmender Strecke entsprechend mehr. Dann wird es schnell zu brachial, sowohl im Bass- als auch im Höhenbereich. Man muss sehr filigran agieren, um die passende Einstellung zu finden. Für mich ist das aber kein Thema, weil ich es einmal für meinen Hörgeschmack einstelle und gut ist es.
MIN PERSÖNLICHES FAZIT:
Ich habe es nicht bereut. Der ART ist ein sehr guter Kopfhörerverstärker für anspruchsvollere Ohren, die einen neutralen Klang wünschen und ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis schätzen. Er ist robust gebaut, verfügt über eine angenehme Haptik und hat bis auf die etwas zu engen Schlitze in der Frontblende keine nennenswerten Schwächen. Meine klare Kaufempfehlung.