Ich hatte mir das Behrunger U-Phoria UMC204HD im Vergleich mit dem Mackie Onyx Producer 2x2 bestellt, da ich bei Behringer trotz der guten Testberichte so meine Vorbehalte hatte. Aber wie bereits in der Überschrift geschrieben, eines vorab: Das kleine, preiswerte Gerät tut seinen Job tatsächlich erstaunlich gut - für das ambitionierte Homerecording oder zum Ideen Festhalten für unterwegs oder mal eben beim Freund meiner Meinung nach absolut empfehlenswert!
Getestet habe ich das Gerät bislang mit angeschlossener E-Gitarre sowie einem Shure Beta-58 für Gesang, zum Abhören habe ich meinen guten, alten AKG K280 (Nennimpedanz 75 Ohm) verwendet - meine Monitoring-Anlage steht leider gerade nicht zur Verfügung. Ich habe das U-Phoria sowohl am Laptop unter Windows 10 (mit einer Intel Pentium CPU N4200 @ 1.10GHz kein Leistungsgigant, aber sehr leise dank passiver Kühlung) unter Reaper sowie am Andrid Mittelklasse-Handy (Qualcomm Snapdragon 732G; Android 11 / ArrowOS CustomROM) unter Cubasis getestet.
Kurz zu den Latenzen:
[*] Unter Windows 10 tadellos, keine für mich wahrnehmbare Latenz (gesamt <10ms laut ASIO-Treiber), trotz schwachem Prozessor.
[*] Unter Android waren das meine ersten Tests bzgl. Audio-Aufnahme. Sowohl das Behringer als auch das ONYX liefen problemlos, allerdings mit deutlich wahrnehmbarer Latenz, die ich definitiv auf >100ms schätze - allerdings hatte ich aufgrund der bekannt schlechten Audio-Latenz von Android auch keine hohen Erwartungen. Dank Direct Monitoring lassen sich trotzdem brauchbare Aufnahmen machen - man muss dann halt auf Effekte beim Einspielen verzichten. So hört man beispielsweise einen Verzerrer erst bei der Wiedergabe des aufgenommenen Signals, während derr Aufnahme muss man sich mit dem komplett trockenen Signal begnügen. Aber immerhin: Es geht trotzdem, und unter Berücksichtigung der Einschränkungen sogar ziemlich gut!
Meine persönliche Meinung zum Behringer:
[*] Die Eingangsverstärker haben gute Reserven und rauschen wenig - das ONYX war in Sachen "subjektiv empfundenem SNR" ähnlich (eine etwa gleiche Verstärkung vorausgesetzt, d.h. das Signal habe ich gemäß Pegelanzeige in der DAW so gut es geht für beide USB-Interfaces gleich eingestellt), die Regler des ONYX waren aber bei hoher Verstärkung recht schnell am Anschlag. Zudem hat das U-Phoria einen angenehm gleichbleibenden Anstieg der Verstärkung über den Regelweg hinweg - auch hier schwächelte das ONYX.
[*] Ähnliches gilt für den Kopfhörerverstärker: Auch hier sind ordentliche Reserven drin! Der Verstärker fängt zwar irgendwann recht deutlich an zu rauschen, aber erst, wenn man ihn in so sehr aufdreht, dass das ONYX schon längst nicht mehr mithalten konnte. Wurden beide Interfaces auf die subjektiv gleiche Lautstärke eingestellt, war auch das Rauschen subjektiv gleich - und bei moderaten Lautstärken auch erfreulich gering. Über die Monitoring-Ausgänge kann ich derzeit leider noch nichts sagen, ebenso wie über die Inserts (aber immerhin gibt es welche!).
[*] Die Pegelanzeige ist zweistufig ausgeführt, es gibt eine grüne (Signal) und eine rote LED (Clipping). Sie ist recht brauchbar, wenn natürlich - wie wohl bei allen Geräten dieser Preisklasse - auch nicht perfekt. Immerhin: Das ONYX hat nur eine Anzeige für das Clipping, womit ich deutlich schlechter zurecht kam. Aber letztendlich wird jeder wohl die Feinjustierung der Aussteuerung eh mit Hilfe der Pegelanzeige in der DAW vornehmen.
[*] Beim subjektiven Klangempfinden lagen U-Phoria und ONYX Producer für meinen Geschmack ebenfalls in einer sehr ähnlichen Liga: Beim Gesang klang das ONYX einen winzigen Tick "wärmer" und "runder", dafür klang die E-Gitarre beim U-Phoria eindeutig besser, lebendiger und präsenter, während sie beim ONYX eher etwas unangenehm "schrill" klang. Wie gesagt, es waren für mich nur marginal festzustellende Unterschiede, die sich mit ein wenig EQing auch schnell in den Griff kriegen bzw. dem eigenen Geschmack oder Erfordernis anpassen lassen sollten.
[*] Die Drehregler für die unterschiedlichen Pegel haben durch die Bank die gleiche "kleine" Größe, auch für den Monitor-Ausgang gibt es keinen größeren Regler, wie dies viele Wettbewerber (wie auch der Producer) bieten. Dafür sind die Regler allerdings sehr griffig, haben einen guten, aber nicht zu festen Widerstand beim Drehen, haben ausreichend Abstand zueinander, damit sie sich nicht gegenseitig bei der Bedienung stören (ich habe allerdings auch eher schlanke Finger), und sie sind auch unter schlechteren Lichtbedingungen prima abzulesen!
[*] Alle Druckschalter an der Frontseite des U-Phoria (Line/Instrument, Pad, Monitor A/B, Monitor Stereo/Mono) sind ebenfalls gleich ausgeführt und lassen sich gut bedienen; allerdings lässt sich ihre derzeitige Stellung recht schwer ablesen, so dass ich mich meist mehr auf ein kurzes Ertasten mit den Fingern als auf meine Augen verlasse. Leider wird auch bei keinem der Druckschalter sein aktueller Status mittels einer LED angezeigt.
[*] LED-Anzeigen gibt es hingegen (neben den jeweils zwei Eingangspegel-LEDs pro Kanal) für die USB-Stromversorgung (Power), MIDI (separat für In & Out) sowie für die 48V Phantomspeisung.
[*] Die Phantomspeisung wird an der Rückseite des U-Phoria mittels Schiebeschalter ein- und ausgeschaltet, was ich persönlich für eine gute Entscheidung halte, da man sie ja eher selten umschaltet und dadurch die Gefahr eines versehentlichen Umschaltens meiner Einschätzung nach geringer ausfällt.
[*] Das Monitoring lässt sich nicht nur stufenlos zwischen Direct Monitoring und DAW umstellen, sondern beim Direct Monitoring auch zwischen Mono (jeder der beiden Eingänge ist auf beiden Stereokanälen zu hören) und Stereo (Input 1 = linker, Input 2 = rechter Stereokanal) umschalten - klasse! Dadurch kann bei Stereoaufnahmen auch Stereo abgehört werden - ein Feature, das kaum ein anderes USB-Interface bietet (u.a. auch das ONYX nicht).
[*] Die MIDI-Buchsen habe ich bislang mangels (dank Umzug) aktuell zur Verfügung stehendem MIDI-Synth noch nicht austesten können, allerdings erwarte ich hier keinerlei Probleme, da MIDI In & Out korrekt in Reaper als zur Verfügung stehende Devices angezeigt werden. Viel spannender finde ich die Frage, ob MIDI auch am Android-Handy unter Cubasis zur Verfügung steht. Cubasis zeigt leider nicht das erkannte MIDI-Gerät an. Allerdings erkennt das "MIDI Scope" aus dem Play Store das Behringer korrekt an, so dass ich auch hier von einer parallelen Nutzungsmöglichkeit von Audio- und MIDI-Interface ausgehe.
Alles in allem hat mich das Behringer U-Phoria UMC204HD durch die Bank absolut überzeugt! Zwar konnte ich einige Features noch nicht ausprobieren, ich erwarte hier - auch aufgrund anderer Test- und Erfahrungsberichte sowie der bis hierher guten Erfahrungen - allerdings auch keinerlei böse Überraschung.
Zu einem mehr als attraktivem Preis erhält man hier ein USB-Interface mit einem der Preisklasse entsprechend wirklich guten Sound sowie überzeugend geringer Latenz, dessen Features eigentlich keinen Wunsch offen lassen!
Für mich ist es derzeit definitiv DAS portable Audio- und MIDI-Interface für's Homerecording unter allen Betriebssystemen (sofern es auch unter Linux läuft, mal schauen) - inklusive Android!