Das X1204 hat für kleinstes Geld genau die Features, die wir für unsere kleine Besetzung (Bossa, Swing etc.) auf der Bühne brauchen, nicht mehr und nicht weniger:
Für die Vocals (AKG D7) gibt's einen offensichtlich speziell auf Gesang ausgelegten Ein-Knopf-Kompressor - keine Verfärbung, kein Pumpen. Dazu noch ein brauchbarer, dezenter Hall - für Jazz will man ja auch keine Spezialeffekte.
E-Gitarre geht via SM57 ohne Kompressor in 2. Mikrophoneingang.
Spanische Gitarre via Schertler JAM 100 Acoustic Amp über DI Out in eine 3. XLR-Buchse - natürlich ohne Kompressor (hab's spaßeshalber ausprobiert, geht gar nicht!). Gain auf Minimum geht gerade noch ohne Übersteuern (sonst bräuchte man halt ein XLR-Klinke-Kabel).
Drums ohne Abnahme dazu - oder wenn mal nötig via Submixer in einen Stereoeingang.
MP3-Player für die Pausenmucke an einen der Stereoeingänge, damit man ihn elegant ausfaden kann.
Und das Wichtigste: es ist dann noch ein zweiter Auxweg als Monitorweg frei - überlebenswichtig wenn's mal wieder heißt: »...aber nicht so laut, die Leute sollen sich noch unterhalten können.« Dafür nehmen wir jetzt unseren alten Powermixer - nur nix wegwerfen!
Klanglich: die EQs sind m.E. ausgesprochen musikalisch ausgelegt und greifen genau da, wo es nötig ist. Die Low Cuts sind effektiv, was will man mehr?
Klar: ganz spezielle akustische Probleme würde man so nicht in den Griff kriegen, aber für den Preis erwarte ich auch nicht, daß ein vollparametrischer 4-fach Master-EQ im Pult eingebaut ist.
Rauschen: ist mir überhaupt nicht aufgefallen. Für den Preis fast schon sensationell.
Seltsam war nur: bei einem Gig sollten wir u.a. über die Kneipenanlage spielen (MP3-Player per Cinch direkt an Endstufe). Ich wollte mangels anderem Adapter das Signal auf Aux 3-4 ausgeben. Ich hab's nicht geschafft. Die mit "Mute" beschrifteten Tasten, die ja in Wahrheit auf Aux 3-4 routen, scheinen wohl tatsächlich zu Muten??? Schwamm drüber, der Control Room out war dann die Lösung. Vielleicht sollte man so ein Teil nicht direkt aus der OVP bei schlechtem Licht auf die Bühne stellen, sondern vorher mal probieren, wie was geschaltet wird.
Die Verarbeitung finde ich o.k., die eng zusammenstehenden Regler sorgen dafür, daß auch Grobmotoriker etwas vorsichtiger damit umgehen. Ohne Case sollte man eh' kein Mischpult transportieren, also wird das X1204 sicher eine Weile halten. Auch sehr gut: kein externes Netzteil.
Fazit: für kleine Bands, die keinen Mann am Pult brauchen, oder vorwiegend akustisch spielen, Jazz, A-Capella, Folk usw. ist das die ideale Lösung. Ein zweiter Auxweg, der eingebaute Effekt und ein (Vocal)Compessor in jedem Mikrophonweg spart viel Platz und Kabelsalat.
Ein Paar Aktivboxen dazu, die eine oder andere (aktive) Monitorbox, fertig.
Und: das Pult gibt's ja auch größer, falls 4 Mikroeingänge nicht reichen.