Ich hole zur ganzen Geschichte mal etwas aus:
Immer, wenn es mit der Gitarrenkrach-Band, in der ich Schlagzeug spiele, auf die nächsten Studioaufnahmen zugeht, fange ich wieder an, die Songs schon mal mit Klick auf Kopfhörer zu üben, was ich bei Jams, Songwriting-Sessions oder Proben für Konzerte eigentlich nicht tue. Dafür gibt’s ja durchaus genug gute Gratis-Apps für’s sog. Smartphone, allerdings geht mir dieses abhängige Multifunktionsrumgehampel mit dem Handy eigentlich mehr und mehr auf die Nerven, u.a. auch weil man dann auch noch sein Handyladekabel dauernd zum Proberaum mitnimmt usw.
Es war also irgendwann klar, dass ich mir ein digitales Metronom zulegen werde.
Das Boss DB-90 Dr. Beat Metronome fiel mir vor allem wegen dem Midi-Eingang gezielt ins Auge, denn evtl. werde ich genau dafür in Zukunft noch weitere Verwendung haben, wenn ich zwei meiner musikalisch-aktiven Interessen 1.) Schlagzeugspielen und 2.) elektronische Musik / DAW-less Jams mit Midi-Chain mal irgendwie weiter zusammenführen sollte.
Und das Teil hat außerdem auch noch eine „Anschlussmöglichkeit für Gitarre und Bass mit Amp Simulator“? Da ich meine Bassgitarren-Skills ebenfalls noch verbessern möchte ist das ein weiterer interessanter Bonus!
Natürlich sind 144 € und ein separat zu kaufendes Netzteil auch erstmal ‘ne Ansage. Da kriege ich schließlich im Zweifel auch schon einen richtigen Drumcomputer wie etwa den Alesis SR-16 für, der sich sicherlich genauso gut auch als Metronom benutzen ließe. Es ging aber halt eben doch primär um die Frage „Was habe ich vor allem als Click-Geber im Proberaum rumliegen?“ und nicht um die Frage „Welchen weiteren Drumcomputer lege ich mir zeitnah jetzt auch noch zu und schleppe ihn zweckentfremdet mit zum Bandproberaum hin und her“ (#FirstWorldProblems). Und u.a. mit dem für mich sehr brauchbaren Bonus des Midi-Eingangs ist Dr. Beat da allerdings halt echt alternativlos, weswegen ich ihn mir dann doch mal gegönnt habe, anstatt zu einem günstigeren „Rein-Metronom“ zu greifen.
Da ich nebenbei bemerkt außerdem auch in Besitz eines DR-202 Dr. Groove bin, bringt der Dr. Beat dann auch noch was vertrautes mit…
Zu diversen Features:
Die Midi-Konnektivität habe ich zumindest im Wohnzimmerstudio schon mal ausprobiert, und habe was aus einem Sequencer wabern, synchronisiert das Metronom klicken lassen und dazu mal ein bisschen Bass gespielt…
Und Dr. Beat machte jede spontane Tempoänderung dann natürlich direkt brav mit.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, das so in einer Live-Situation, in der es darum geht Drums zu was „aus der Konserve“ zu spielen, zum Einsatz kommen zu lassen.
Und apropos Bassgitarre habe ich dann natürlich auch mal den Amp Simulator gecheckt.
Dafür sollte man in dem Fall unbedingt Kopfhörer anschließen, denn der Lautsprecher hat alleine nicht genug Power, aber das ist ebenfalls ein cooles Bonus-Feature, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass ich es gebrauchen kann.
Zur eigentlichen Hauptfunktion: Dass man die Eins, Viertel, Achtel, Sechzehntel und Triolen mit den Reglern individuell spontan lauter und leiser drehen und dann auch noch zwischen Geräuschen und sogar einer zählenden Stimme wechseln kann, das ist eine wirklich coole Sache.
Hier wäre noch etwas mehr Soundvariationsmöglichkeit allerdings auch ganz nice gewesen, denn gerade das metallisch klirrende „Ping“ der Eins bei der Default-Einstellung z.B. ist eher so ein bisschen ohrenfeindlich.
Dafür, mich eingehender mit der Coaching-Funktion zu beschäftigen, die angeblich über Mikrofon erkennen kann ob man in time spielt, hatte ich noch nicht so wirklich die Zeit gehabt und werde sie in näherer Zukunft wohl auch erstmal nicht haben, aber eine Sache ist mir in dem Zusammenhang schon mal aufgefallen: Wer das Teil nutzen möchte, um zu den eingebauten Beispiel-Drumbeats mitzuspielen, dem sei gesagt, dass der dabei rauskommende Sound auch irgendwie relativ furchtbar ist, vor allem das HiHat.
Im mittelfristigen Langzeit-Test würde ich noch den Tipp addieren, sich direkt auch das entsprechende Netzteil zuzulegen, denn die mitgelieferte Batterie war dann eigentlich doch relativ schnell leer.
Fazit:
Es fühlte sich zwar zunächst erstmal ein bisschen mit Kanonen auf Spatzen an, sich hauptsächlich für den Click in Proberaum direkt einen gefühlten halben Drumcomputer plus Ampsimulator usw. anstatt ein schlichtes Metronom für einen Drittel des Verkaufspreises zuzulegen, aber die angesprochenen weiteren Einsatzmöglichkeiten dieses regelrechten Schweizer Armeemessers unter den Metronomen machen das Teil tatsächlich nicht ganz unattraktiv.
Mankos: 1.) So ein 9V-Block ist ziemlich schnell durch. 2.) Gerade was die Sounds angeht hätte man dann vielleicht doch noch ein wenig mehr erwarten dürfen und den Sinn in 30 Beispiel-Drum-Patterns, aber keiner Möglichkeit auch eigene einzuprogrammieren, den verstehe ich dann auch nicht mehr so ganz.
Seinen oben erläuterten Hauptzweck erfüllt das Teil aber ohne Frage und wird wohl noch viel zum Einsatz kommen.