Die Stütze kommt in einer recht großen Schachtel daher und steckt, auseinandergeschraubt und mit Schleifchen verziert, in einer Bodeneinlage aus Schaumstoff.
Von der Gestaltung her besitzt sie selbst für eine Guarneri-Stütze recht viel Masse. Der Teller schließt perfekt mit dem Rand der Geige ab. Die Brücke über den Saitenhalter ist quadratisch gearbeitet und an den Längskanten nur geringfügig abgerundet. Insgesamt ist die Brücke hoch. Wenn man, wie ich, einen durchschnittlichen Hals hat, kommt man anatomisch in den Grenzbereich, selbst wenn man die Füße der Schulterstütze bis zum Anschlag eindreht. Sie ist eher etwas für Leute mit langem Hals, oder für das Spielen ohne Schulterstütze.
Durch die massive Gestaltung der Brücke sind auch die Füße sehr tief geraten, so dass sie nicht flächig auf der Decke aufliegen, sondern nur an den Kanten, zumindest bei einer durchschnittlich ausgeprägten Randhohlkehle.
Klanglich hatte der Kinnhalter mit seiner hohen Masse und Auflagefläche eine recht starke Dämpfung bei meinem Instrument zur Folge. Für manche Instrumente ist das positiv, für andere eher von Nachteil.
Obwohl "-NAT"-Variante, bei der das Ebenholz ungebeizt sein soll, ist es tiefst schwarz und ohne erkennbare Maserung. Ich hatte gehofft, durch Wahl der -NAT Variante ein etwas interessanteres Holzbild zu bekommen, aber wenn das Holz tatsächlich unbehandelt ist, ist es allerbeste Qualität.
Auch der verwendete Kork ist erstklassig und nicht zu vergleichen mit dem krümeligen "Flaschenkork", der oft bei den Stützen zu finden ist.
Die verchromten Metallbügel sind optisch attraktiv und beugen Nickelallergie und Grünspanbildung vor.
Was die Verarbeitung betrifft, fällt die Stütze leider hinter dem verwendeten Material weit zurück. Auf der einen Seite ist sie stellenweise wunderschön gearbeitet; auf der anderen Seite gibt es misslungene Details, die diesen Eindruck leider deutlich trüben. Wenn man die Brücke schon schön geometrisch kastenförmig macht, sollte die Oberseite auch eben sein - ist sie aber nicht: die Hinterkante hat eine Delle. An der Vorderseite der Brücke war wohl der Schleifstein ausgerutscht; hier findet sich eine breite Kerbe, die dann einfach überpoliert wurde, statt sie zu entfernen. Bei montierter Stütze wird sie allerdings vom Saitenhalter verdeckt.
Sehr erstaunlich finde ich, dass die Bohrungen im Holz für den Metallbügel um etwa 2mm zu eng gesetzt sind, so dass die Metallschrauben trapezförmig zusammenlaufen. Das habe ich selbst bei ganz billigen Stützen noch nicht gesehen, und finde es ziemlich unästhetisch.
Die Schraubverbinder sind ein Stück zu lang; das Phänomen habe ich schon bei anderen Schulterstützen von Götz beobachtet. Wenn ich sie von den Windungen her genau ausrichte und dann komplett bis zum Anschlag einschraube, hält die Stütze gerade eben so. Eigentlich müsste man noch Kork unterfüttern. Sie ist also nur für Instrumente mit hohem Zargen geeignet.
Diese Stütze ist aus der "Pristine" Serie, was so etwas wie "makellos" heißt. Dies konnte ich am konkreten Objekt so leider nicht wiederfinden, sowohl in Bezug auf die Konstruktion als auch auf einige Verarbeitungsdetails, und für die edel gehaltenen Werbevideos, die tolle Verpackung und letztendlich auch den nicht ganz so günstigen Preis war sie leider eine ziemliche Enttäuschung.