Cort hat das eine oder andere Schmuckstück im Portfolio, aber mit der Passion haben sich die Koreaner selbst übertroffen. Die Cort Gold Passion sieht speziell mit dem Korpus aus geflammtem Ahorn und den Einlagen atemberaubend aus, ohne dabei auch nur ansatzweise kitschig oder überladen zu wirken. Nicht einmal die vergoldete Hardware wirkt protzig. Cort hat dies durch die Kombination von erstklassigen Hölzern mit moderner Linienführung geschafft, und natürlich durch die behutsame Dosierung von Zierrat und Einlagen. Dazu kommt, dass die Passion eine eher kleine Gitarre ist – für zu viel Schmuck ist da einfach kein Platz.
Mit der Passion stellt Cort eine eigene Interpretation der Korpusform „Concert“ vor. Dabei handelt es sich um eine der kleinsten derzeit gebräuchlichen Bauformen, die hier jedoch einen vergleichsweise umfangreichen „Bauch“ aufweist. Ein Cutaway im eigentlichen Sinne gibt es nicht, jedoch eine sehr intensiv gestaltete Abrundung der Korpuskante am Hals-Korpus-Übergang. Dieser Übergang befindet sich übrigens, anders als bei dieser Bauform üblich, erst am 14. Bund. Boden und Zargen bestehen aus intensiv geriegeltem Ahorn der Güteklasse AAA, die Decke aus torrefizierter (wärmebehandelter) Engelmann-Fichte – selbstverständlich handelt es sich um massive Hölzer. Zur elektrischen Abnahme hat Cort der Passion das superbe Anthem-System von L.R. Baggs spendiert.
Die Passion ist keine Allroundgitarre, sondern richtet sich an Gitarristen, die ziemlich genau wissen, was sie wollen – in diesem Fall einen extrem ausgeglichenen und transparenten Gitarrensound, der zudem sehr dynamisch daher kommt. Der Vorteil solch kleiner Bauformen ist, dass der Ton eine deutliche Registertrennung besitzt, sodass sich Basslinien und gleichzeitig gespielte Akkorde deutlich voneinander abheben. Den dafür nötigen, ausgebildeten Anschlag findet man bei Gitarristen, die schon lange spielen, die genau wissen, was sie da tun, und die auch bereit sind, den verhältnismäßig hohen Preis zu zahlen – nur um dann verblüfft festzustellen, dass die Passion für das, was sie kann, dann doch erstaunlich preiswert ist.
Die südkoreanische Firma "Cort Musical Instruments" baut seit den frühen 1970er-Jahren Gitarren und hat sich seither zu einem der größten Gitarrenhersteller der Welt entwickelt. Während Cort in seinen Werken in Indonesien und China als sogenannter Erstausrüster auch preiswerte Instrumente für andere Hersteller mit Lizenz herstellt, hat sich die Firma seit den 1990er-Jahren vor allem der Eigenprodukten im Gitarren-, Bass- und Verstärkerbereich gewidmet. Dabei kam es gehäuft zur Zusammenarbeit mit vielen namhaften Künstlern, die teilweise eng in die Entwicklung der Produkte eingebunden waren: Larry Coryell, Matt Murphy, TM Stevens, Matthias Jabs, Gene Simmons, Jeff Berlin oder Frank Gambale, um nur einige von ihnen zu nennen. Unter dem Firmendach Cor-Tek produziert und exportiert der Hersteller nach eigenen Angaben pro Jahr über eine Million Gitarren und rund 300.000 Verstärker.
Studio oder Bühne, auf jeden Fall aber in einer High-End-Umgebung – das ist das Umfeld, in dem die Cort Passion vielleicht nicht immer eingesetzt wird, aber so häufig wie möglich eingesetzt werden sollte. Durch den ausgewogenen und neutralen Sound ist die Passion stilistisch nicht festgelegt. Diese Eigenschaft macht sie ideal für die Zusammenarbeit mit Audio-Equipment aller Art: Sowohl über ein (möglichst gutes) Mikrofon als auch über den Tonabnehmer sind dabei herausragende Ergebnisse zu erwarten. Wer allerdings denkt, die Passion sei eine leise Gitarre, der irrt sich: Durch den kleinen Korpus muss sie keine Bässe produzieren. Die ganze Energie geht daher in überraschend viel Pegel. Enjoy!