Das Pedal sieht gut aus, ist schick gemacht ("Magic-Eye" als Level-Indikator wie beim Original!) und hochwertig verarbeitet, Potis laufen gut, absolut kein Rauschen, Input und Output-Jacks sehr solide, Footswitches ohne Klickgeräusche.
Dass die virtuellen Heads einzeln angewählt werden können finde ich besser als das Konzept anderer Hersteller (Drehknopf). Naja, stimmt schon: das Binson Echorec 2 hatte ja auch nur einen Drehknopf, aber beim Echorec PE 603-T und den Folgenden konnten die Heads (6) ja schon einzeln angewählt werden. Finde ich so besser und übersichtlicher!
Der "Drum-Age"-Regler, oben mit Minishaft regelbar, erzeugt schöne und authentische Modulationseffekte, gutes Feature.
Der Regler "Bass-Treble" regelt den Charakter des Delay-Signals: heller oder dumpfer. Gut hörbar, ergibt ein schönes Timbre.
"Swell" regelt die Intensität und somit die Anzahl der Delay-Wiederholungen. Auf "Null" gestellt ertönt ein Repeat-Signal, gute Sache!
"Drum-Speed" eröffnet wirklich coole neue Möglichkeiten, denn das originale Binson Echorec 2 hat dieses Feature ja nicht: beim Binson Echorec 2 beträgt das Time-Delay am 4ten Head stets ca. 296ms, hier kann das auf ca. 1000ms verlängert werden, das ist schon super.
Durch Anpassen des Eingangssignals ("Input-Control", seitlich mit Minishaft regelbar) können allfällige Lautstärke-Verluste beim Einschalten des Effektes kompensiert werden. Klasse!
Die Swell/Repeat-Funktion erzeugt einen schönen sphärischen Sound, vergleichbar mit einem leicht pulsierenden bubble-artigen Reverb.
Zu beachten: die Aussentrimmpotis ("Drum-Age" und "Input-Control") sind direkt auf die Platine montiert, also Obacht beim Gebrauch "on the road" bei eingesteckten Minishafts! Das Gerät kann zudem NICHT mit Batterie betrieben werden und zieht mit 9V/200mA relativ viel Strom. Presets sind NICHT möglich. Das Pedal kommt im Querformat, nimmt also mehr Platz auf einem Board als ein hochformatiges Pedal ein.
Einsatz in der Praxis
a) zu Hause: um beim Üben oder im Home-Studio wirklich authentische und coole Echorec-Sounds zu generieren, dafür ist das Boonar wirklich bestens geeignet. Obwohl ich kein professionelles Studio habe, denke ich mir, dass das Boonar in einem solchen eingesetzt werden könnte. Man schafft es problemlos, diese schönen, warmen, sphärischen und auch schwebenden Klänge zu erzeugen, für die das Binson Echorec 2 so berühmt geworden ist. Zudem kostet das Pedal ca. 20-mal weniger als ein originales Binson, hat überall und auf jedem Board Platz und - whs. das Wichtigste - es muss nicht gewartet werden! Fazit: sehr empfehlenswert!
b) live: meiner Meinung nach sind die Einsatzmöglichkeiten im Live-Betrieb aufgrund der Natur des Pedals eher eingeschränkt. Punk, Hardrock, und Schwermetall sind so oder so eher nicht die Domäne eines Binsons. Rock, Blues, Country, Jazz schon, aber bitte dann doch sparsam im Bandsound. Man landet denn auch nach einiger Zeit des Einstellens gelegentlich in einer Zone, wo's ein sehr gutes Reverb-Pedal auch täte. Will man in einer Rockband unter Livebedingungen mal einem Solo Farbe geben, sind die Einsatzmöglichkeiten durch das Fehlen von Presets zwar eingeschränkt, aber immerhin: machbar.
Fazit: Ein klassisches Nischenpedal, nicht universell einsetzbar, aber dort, wo es seinen Platz hat, phänomenal! Das Pedal wird bei mir mutmasslich eher zu Hause im Einsatz sein, behalten werde ich es auf jeden Fall. Kaufempfehlung, da das Pedal in seinem Bereich einsame Spitze ist.