Jeder Besitzer einer gewöhnlichen ST-Style-Gitarre, sprich mit drei Single Coils, kennt das Problem: ein toller cleaner Sound ist da – möchte man allerdings die verzerrten Rock-Riffs auspacken, dann geht das Brummen los. Der DP402 Virtual Vintage Blues von DiMarzio soll hier Abhilfe schaffen. Als sogenannter „Noiseless-Single-Coil“ liefert der passive Tonabnehmer Sounds, die ähnlichen regulären Single Coil sind, allerdings mit mehr Wärme und Power. Wenn etwas Verzerrung mit ins Spiel kommt, blüht der DP402 sogar richtig auf – perfekt also für Blues, aber auch für stärker verzerrten Genres. Seine Qualitäten spielt der Virtual Vintage Blues am besten in der Bridge-Position aus, Mitte- oder Hals-Position können jedoch genauso von diesem Tonabnehmer profitieren.
Der Tonabnehmer sieht zwar aus wie ein Single Coil und ist auch für den Single-Coil-Slot einer E-Gitarre vorgesehen; unter der Fassade verbirgt sich aber eigentlich ein passiver Stacked-Humbucker. Zwei Spulen liegen hier übereinander und unterdrücken mithilfe von Phasenauslöschung das Brummen. Trotzdem klingt der DiMarzio Virtual Vintage Blues nicht nach Humbucker, sondern viel mehr wie ein etwas kraftvollerer Single Coil. Dies zeigt sich in einem höheren Ausgangspegel und einem volleren sowie wärmeren Sound, was auch zu dem verwendeten AlNiCo-5-Magneten passt. Der typische „Single-Coil-Spank“ geht jedoch nicht verloren. Der DP402 liefert sehr viel Attack, auch bei hohen Verzerrungsgraden, und ist prädestiniert für einen harten Anschlag. Tatsächlich öffnet sich in diesem Fall der Sound und bleibt dynamisch, anstatt zu komprimieren, wie man es von den meisten Single Coils kennt.
Wer für seine Gitarre einen Single Coil sucht, der auch mit viel Verzerrung funktioniert, findet im Virtual Vintage Blues den passenden Tonabnehmer. Rock-Riffs klingen gleich fetter und werden nicht durch ein nerviges Brummen oder Rauschen, das man sonst von Single Coils kennt, beeinträchtigt. Natürlich passen die Wärme und Dynamik im Klang auch zu einem bluesigen Spiel. Zum Beispiel wie das von Stevie Ray Vaughan. Freunde eines ähnlich harten Anschlags, werden merken wie der DP402 dann besonders aufblüht und der Gitarren-Sound quasi aus dem Lautsprecher springt. Dank der Fülle im Klang, muss man außerdem nicht wie Stevie unbedingt zu einem 13er Satz Saiten greifen. Wer also lieber dünne Saiten spielt oder eine Gitarre besitzt mit einem zu schlanken Klangcharakter, kann vom Virtual Vintage Blues ebenfalls profitieren.
1972 stellte der spätere Firmengründer und Namensgeber Larry DiMarzio den ersten Austauschtonabnehmer für elektrische Gitarren überhaupt her. Längst ist der Hersteller DiMarzio mit Sitz in New York zu einem der größten Anbieter auf diesem Gebiet geworden und stellt dem Musiker eine umfassende Auswahl an Tonabnehmern und sonstigem Zubehör für Gitarristen und Bassisten zur Verfügung. Dabei arbeitet DiMarzio auch intensiv mit namhaften Künstlern wie Steve Vai, John Petrucci, Steve Lukather, Paul Gilbert, Steve Morse oder auch Billy Sheehan sowie verschiedenen Herstellern wie Ibanez oder Music Man zusammen.
Der DiMarzio DP402 Virtual Vintage Blues kann insbesondere dünn klingenden Gitarren mit seiner Soundfülle etwas unter die Arme greifen. Dabei ist es egal, ob der Tonabnehmer in der Brücken-Position, in der Mitte oder im Hals eingesetzt wird – der offene Klang kommt überall genügend zur Geltung und verleiht einem harten Anschlag den nötigen Ausdruck. Da der Virtual Vintage Blues sich nicht einmal vor High-Gain zu verstecken braucht, steht auch dem Einsatz zusammen mit einem Full-Size-Humbucker nichts im Wege. Mit den vier Anschlusskabeln sind dann in Kombination mit einem 5-Way-Switch eine Vielzahl an Schaltungsoptionen möglich, beispielsweise die gesplittete Verwendung als reiner Single Coil. Wer das volle Potenzial aus dem DP402 schöpfen möchte, der sollte den Tonabnehmer mit einem 500k-Poti verwenden, für eine erweiterte Frequenzansprache. 250k-Potis sind aber auch kein Problem, wenn man einen wärmeren Sound bevorzugt.