Es ist ca. 10 bis 15 Jahre her, dass ich ständig diverse analoge Kompressoren in Händen hatte und damit arbeitete. Sehr früh verschob sich alles in die DAW (angefangen mit teuren PROTOOLS Systemen) und damit hielt auch der digitale Kompressor in diversen Formen und von diversen Herstellern Einzug in meinen Arbeitsalltag. Man gewöhnte sich schnell an die 100%ige Recallfähigkeit eines ganzen Projects, kämpfte mit neu dazu gekommenen Problemen (Latenzausgleich, Aliasing ect.) und freute sich über jede Verbesserung im Digitalbereich und jedes neue Update dass dieses Versprach. Die Zeit verging man hatte genug zu Tun. Man gewöhnt sich an alles.
Irgend wie gab es da immer dieses leise nagen. Am meisten störte mich der Sound oder nicht Sound der Kompressoren. Irgendwie spürte ich, dass da einmal irgendwie mehr drin war früher... Nach vielen Tests und langen Gesprächen mit einem befreundeten Tontechniker, wusste ich: Ich muss es wieder einmal 1:1 am lebenden Obejekt testen.
Nach langem hin und her suchen, viele Reviews lesen entschied ich mich den Drawmer 1978 in die engere Auswahl zu nehmen und bestellte diesen bei Thomann.
Gut das erste Gerät kam zerstört bei mir an, wurde aber anstandslos von Thomanns Servicehotline umgetauscht und ein paar Tage später hielt ich dann ein tadelloses Gerät in Händen.
Nach einigen Stunden Akklimatisierung des Drawmers nach dem kalten Postweg, ging er dann das erste Mal ans Netz. Ich band ihn als external Effekt in Cubase PRO ein und konnte ihn so in jedem Kanal/Bus/ oder Master einbinden und direkt, mit angepasstem Pegel, mit Plugins, und davon habe ich viele (fast schon alles probiert), vergleichen.
Zuerst mal in die Stereosumme damit. Dafür wird er vielfach von diversen Reviewern als am wenigsten geeignet beschrieben. Kann ich nach Tagelangem Testen nicht unbedingt bestätigen. Durch seinen EQ und diversen Character Einstellungen lässt er sich durchaus gut in der Summe verwenden. Wenig GR, dezente Ratio, EQ Shaping. Alles wird gut. Wer den Typischen SSL Bus Compressorsound erwartet wird vielleicht entäuscht sein, hat aber dann bei einem FET Kompressor einfach auf das falsche Pferd gesetzt. Zum veredeln digitaler Quellen ist er auf jeden Fall schon mal ein Hammer! Soviel habe ich schnell feststellen können. Was die Energie und leichtes, gewolltes, rythmisches Pulsieren angeht, konnte er von keinem Plugin geschlagen werden. Dabei hilft der EQ (Shaping), der fast schon Wunder vollbringt, immer den Punkt an dem viele Andere Kompressoren schon zu stark ein Summen Signal beeinträchtigen, zu verschieben. Und es blieb ein gutes dynamisches Signal mit viel Charme übrig. Vor allem der Bassbereich ist im Vergleich zu allen Plugins viel stabiler und klarer definiert. Soweit so gut. Ich war schon begeistert genug für diesen Tag. Habe alles noch Echtzeitgebounced (na gut, ja dauert länger!) und abgeschalten.
Am nächsten Tag hörte ich mir die Ergebnisse im Auto an. Und ja es ward gelungen. Ich will es haben. Genau so!
Tage später gab es die Zeit um den Drawmer im Drumbus zu testen. Nach wenigen Handgriffen war klar, hier kommt richtig Freude auf. Gerade bei der BaseDrum merkt man den Unterschied gewaltig. Mit jedem Milimeter am Atackregler tut sich gewaltiges. Selbst meine LieblingsVSTs waren hier nicht in der Lage nur annähernd hin zu kommen. (Arouser, Softubes Germanium, Waves CLA76, U name it...) Keine Chance. Wenn dann noch der ShapingEQ ins spiel kommt wird es richtig lustig. Sowas habe ich selten gehört. Amtlich. Einzig und Allein die interne Pegelfestigkeit kommt irgendwann an Grenzen. Da könnte unter Umständen ein 28dBu Gerät noch etwas länger geschunden werden. Aber das Gainstaging als ext. Effekt ist sowieso ein Thema das man im Auge haben sollte. Meine RME Wandler funktionieren aber mit der +4dBu auslegung des Drawmwer 1978 sehr gut, man muss halt das mal kalibriern mit Testtönen und dann den MIX Regler Und den Outputgain zueinander abstimmen. Der shaping EQ bei 125 Hz und Level 10 war ihm dann halt bei der Basstrommel etwas zu steil.
Drumbus kann er definitiv richtig gut! Er ist schnell, Charakter und Shaping tun ihr übriges. da Geht fast alles von squashed zu snappy und in between. Manchmal hat man das Gefühl egal was du auf ihn einwirken lässt er findet einen Weg. Bei Schlagzeug verwendete ich auch zum ersten Mal den Sturate Regler zu meiner Zufriedenheit im dezenten Bereich von 1-2. Im Stereobus konnte ich damit noch wenig bis gar nichts anfangen.
Tags darauf beschloss ich alle Busse (üblicherweise 8) zu "Printen" Also versuchte ich ob ich alle Insert Kompressoren durch den Drawmer ersetzen konnte. Das ging mal so aus, dass ich statt zwei VSTs nur den Drawmer verwendete, mit besserem Ergebnis. (Bass / Schalgzeug) Beim Bass eine Mischung aus E-Bass und Synthy-Sägezahn war der Saturate richtig eine Wucht. Beim Vocal Bus War es eine Kombi aus Drawmer und VU compressor LA3 von Purafied) Rhodes Piano wurde richtig FETt.
Also alles in allem Zeitaufwändig aber im Ergebnis beeindruckend.
Als letztes testete ich ca. eine Woche Später den Drawmer noch als Teil der Aufnahmekette vor dem Wandler bei einer Vocalaufnahme. Alleine dafür würde ich ihn schon kaufen! WA 47FET jr in den WA12MKII und danach in den Drawmwer 1978. WOW! Wieder hilft hier der Shaping EQ in Kombination mit dem Mixregler einen richtig tollen Vocalsound zu zaubern. Der Wandler dankt es, der Pegel auf der Aufnahme dezent und doch durchsetzungskräftig. Ausgewogen, Stabiles Fundament ohne zu schmieren schöne klare Höhen. Die Kombination macht es natürlich aus, aber Ich bin mir sicher, dass er auch mit andern Preamps und Mikrofonen zu einem super Ergebnis führen wird.
Alles in Allem ist der Drawmer 1978 eine klare Preis-Leistungsgranate!
Ich empfehle ihn auf jeden Fall in die engere Wahl zu nehmen.