Der Tabletop-Synthesizer Nymphes wirkt durch seine kompakten Maße unscheinbar, hat aber eine analoge, polyphone Klangerzeugung im Gepäck. Seine gradlinige Architektur mit einem Oszillator pro Stimme erinnert an die sechsstimmigen Klassiker wie den Korg Polysix oder die Roland-Juno-Serie, die bis heute unter vielen Musikern äußerst beliebt sind. Mit der modernen Ausstattung, bestehend aus unterschiedlichen Play-Modes, einer kompletten MIDI-Steuerung, der Unterstützung von MPE und polyphonem Aftertouch sowie weiteren Features setzt Nymphes eins oben drauf. Das zentrale Merkmal ist aber wohl der hervorragende analoge Sound, der das saubere, polyphone Spiel mit den selbstoszillierenden Filtern erlaubt.
Eine Stimme von Nymphes besteht aus einem VCO mit stufenlos veränderbarer Wellenform, einem Suboszillator, Noise, einem 24dB-Tiefpass- und einem 6dB-Hochpassfilter, zwei Hüllkurven und einem LFO, der bis in den Audiobereich geht, sowie einem globalen LFO. Es gibt sechs Play-Modes mit unterschiedlicher Stimmenanzahl. Im Unison-Modus lassen sich die Oszillatoren auf sieben programmierbare Chords einstellen, die mit einem Fader während des Spielens wiederum gewechselt werden können. Ein digitaler Hall rundet den Klang ab. Die Bedienung der wichtigsten Parameter erfolgt direkt über die Fader. Via Shift erreicht man auch Zweit- und Drittfunktionen. Die Menüstruktur ist auf das Gehäuse aufgedruckt und kommt ohne Display aus.
Nymphes lässt sich über USB/MIDI einfach in eine Studioumgebung integrieren, sodass die analoge Klangerzeugung komplett aus einer DAW ferngesteuert und Parameter in einem Track automatisiert werden können. Dabei nimmt das kompakte Gerät kaum Platz im Studio ein: Nymphes ist so klein wie nur wenige andere polyphone Analogsynthesizer. Im mobilen Betrieb läuft Nymphes beispielsweise mit einer 20.000mA starken Powerbank bis zu 50 Stunden. Parallel schließt man den Synthesizer an einen Sequenzer oder ein Keyboard an, auf geräumigen Tastaturen kann er auch direkt abgestellt werden. Die Bedienung am Gerät selbst erfordert ein wenig Einarbeitung. Mit ein wenig Erfahrung lässt sich der Synthesizer dank MPE-Support und Poly-Aftertouch (ab Firmware 2.0) ausdrucksstark mit einem entsprechenden Keyboard spielen.
Dreadbox wurde 2012 in Athen von zwei Amateurmusikern gegründet, die ihre eigenen Effekte und später ihre eigenen Synthesizer bauten. Entwickelt wurde bisher eine ganze Reihe von Kompaktsynthesizern, die alle nach Figuren der griechischen Mythologie benannt wurden. Hierzu gehören der analoge und duophonische Erebus und der semimodulare Nyx. In Zukunft wollen die Hersteller mehr in die hybride Richtung gehen. Zum Sortiment gehören derzeit auch einzelne Synthesizer-Module, Effektpedale und DIY-Kits.
Verglichen mit anderen Synthesizern erscheint die Klangstruktur von Nymphes zwar etwas einfach, doch ist er damit für Basissounds wie Flächen, Leads und Bässe geradezu prädestiniert – sie fügen sich auch in dicht arrangierte Tracks gut ein. Ohne überbordende Modulationen oder Effekte erfüllen die Klänge ihre Aufgaben ebenso souverän wie die der bewährten Synth-Klassiker. Die Integration von Nymphes in DAW-gestützte Produktionen ist mit seiner vollständigen MIDI-CC-Implementation jedoch deutlich einfacher als mit einem Vintage-Synthesizer. Ein Drittanbieter-Software-Editor macht die komplette Bedienung über eine graphische Oberfläche am Rechner möglich und lässt die Einbindung des Synthesizers samt virtueller CV-Verbindungen in das Voltage-Modularsystem zu.