Meine erste Fender Telecaster kaufte ich Mitte der siebziger Jahre von einem Schulfreund. Die hatte einen bleischweren Esche Korpus mit einem 7,25 Zoll Griffbrettradius, was mir gar nicht entgegen kam. Ich kam mit dieser Tele und überhaupt den Fender Gitarren aus dieser Zeit nicht wirklich zurecht.
Irgendwie ist diese Abneigung geblieben, denn ich habe heute in meiner Gitarrensammlung keine Tele der Marke Fender.
Insofern war ich umso interessierter, mal diese Schönheit näher zu erkunden, die von der Konstruktion eher in Richtung Les Paul geht und zudem mit einem sehr flachen Griffbrettradius aufwartet.
Optik:
Die Decke (ich hoffe, es handelt sich nicht nur um ein Furnier) ist zwar nicht sehr lebhaft gemasert und besonders dreidimensional in der Optik, dafür aber wunderschön gleichmäßig geflammt und perfekt symmetrisch gefügt. Die Farbe Amber erinnert mich an meine 1987 er PRS Custom in der Ausführung Vintage Yellow.
Materialien und Hardware:
Das Griffbrett ist wunderbar gleichmäßig und glatt, nicht nur optisch, auch die Haptik der Holzmaserung und -struktur ist sehr feinporig.
Bei der Auswahl der drei Mahagoni Teile für den Korpus hätte ich mir mehr Sorgfalt gewünscht. Das mittlere Teil unterscheidet sich hinsichtlich der Maserung und der Farbe doch sichtbar von den beiden anderen Teilen, was jedoch nicht nachteilig für den Sound ist (siehe unten).
Der Hals ist lt. meinen Informationen nicht aus Mahagoni sondern aus Nato, einem Mahagoni zumindest optisch ähnelnden Holz.
Der Rest der Hardware macht ebenfalls einen guten Eindruck. Die Elektronik ist sauber verlötet und sogar ein Treble Bleed Kondensator findet sich am Volume Poti, was man auch hören kann.
Verarbeitung:
Im Grunde kommt diese Tele spielfertig und recht gut eingestellt und verarbeitet. Warum sich in einem Video ein Gitarrentester darüber aufregt, dass die Saitenlage zu hoch eingestellt war und er die Gitarre deshalb nochmals an den Händler zurückgegeben hat, erschließt sich mir überhaupt nicht. Mit den beigelegten Schlüsseln ist das doch in 10 Minuten erledigt.
Ich habe die Bünde nochmals leicht in der Körnung 1000, 1200 und 1500 abgerichtet und anschließend mit 2400 und 3200 Schleifleinen die Bünde poliert und das Griffbrett geölt. Die Bundkanten aller Bünde habe ich zuvor noch etwas abgerundet, weil sich diese etwas scharfkantig anfühlten. Die Bundenden waren jedoch schon werksseitig sauber zum Griffbrettrand/-binding hin abgerichtet.
Der Sattel war für meinen Geschmack zu hoch gekerbt, was ich ebenfalls noch korrigiert habe.
Leider ist die Kerbung für die tiefe E-Saite sehr nahe am Griffbrettrand vorgenommen worden, was leicht dazu führen kann, dass die Saite bei härterem Anschlag leicht über den Griffbrettrand abrutschen kann. Ich wollte nicht gleich noch den ganzen Sattel erneuern und neu kerben und verfolge mal, wie es sich verhält. Im Übrigen habe ich ein ähnliches Problem mit einer Gibson Les Paul Standard und der hohen E-Saite.
Nach Einstellung der Saitenlage, der Intonation, der Halsneigung und der Pickuphöhen, lässt sich die Tele vorbildlich spielen.
Durch das ergonomische Shaping des Hals-/Korpusübergangs ist es ein Kinderspiel die höchsten Lagen zu erreichen. Das flache 15,75 Zoll Griffbrett ermöglicht eine niedrige Saitenlage und ausgiebiges Bending.
Der Sound ist wohl durch den flacheren Korpus und die längere Fender Mensur knackiger mit mehr Attack. Die Seymour Duncan PU's harmonieren perfekt und lassen sich zudem auch splitten. Und last but not least hat die Tele ein hervorragendes Sustain.
Ich liebe dieses Teil, auch wenn es keine typische Tele ist sondern eher eine Telepaula. Aber vintage korrekte Teles gibt es ja genügend und so sollte jeder glücklich werden. Ich bin es mit dieser Fender Custom Telecaster FMT HH in jedem Falle.