...sind eine Wissenschaft für sich (geworden). Allein von Fender/Squier gibt’s mittlerweile über 30 unterschiedliche Tele-bridges, von denen keiner mehr auf Anhieb sagen kann, welche für seine Zwecke nun passt oder nicht.
Fender's Konzeption der Ur-Tele-bridge genügte mit Sicherheit den Ansprüchen der 1950er Jahre - wobei das Hauptaugenmerk wohl erst einmal auf Einfachheit, Erschwinglichkeit, Rentabilität, und erst in zweiter Linie auf Funktionalität lag. Leider ist es 70 Jahre später immer noch einigermaßen schwierig, dieses alte Konzept mit drei Brückenreitern mechanisch so auf moderne Standards umzulegen dass man damit 100%ig glücklich sein könnte. Und schließlich hat es ja auch die nur kurze Zeit später nachfolgende Strat gebraucht, um all die kleinen Ungereimtheiten und Kinderkrankheiten der Tele zu kurieren. Stichwort: Intonation, und Verhinderung von Mikrofonie bei Bühnenlautstärke, verursacht durch das auf der Tele-Stegplatte direkt eingebaute pickup (denn auch 70 Jahre später heult eine standard-Tele auf einem gepushten amp immer noch wie ein Rudel junger Wölfe).
Als Tele-Fanatiker muss man wissen, dass man es heutzutage bei Fender Tele-bridges mit mindestens drei unterschiedlichen Saiten-spacings zu tun hat, und mehreren unterschiedlichen Positionen der Montage-Bohrungen. Was soviel heisst wie: Für so manche neuartige Tele-bridge, - mag sie auf den ersten Blick auch noch so aussehen wie ein lustiger vintage ashtray - müsste man sich eigentlich erst die dazu passende Telecaster bauen. Viele Verbesserungs-Versuche gab’s, Kompromiss-Lösungen sind jedoch nach wie vor bei Weitem in der Überzahl.
Das Saiten-spacing der Ur-Telebridge war/ist 2-1/8“ = 54,1mm. Moderne alternativ-spacings können entweder 2-1/16“ (52,5mm) oder 2-3/16“ (55,7mm) sein. Das spacing differiert immer um +/- 1/16“, also 1,6mm. Mit freiem Auge ist ein derartiger Unterschied (z.B. auf einem Artikelbild) kaum erkennbar, es hilft nur vor dem Kauf MESSEN, man will ja schliesslich mit den Saiten von der body-Rückseite her zielsicher durch die bridge treffen.
Die Auflistung aller verfügbarer Fender Tele Brücken (ganz zu schweigen von der unüberschaubaren Menge an Nachbau-bridges und noname-Kopien) und deren Einzelheiten würde hier bei Weitem den Rahmen sprengen, doch bezugnehmend auf sowohl das „Original“-Saitenspacing von 2-1/8“ (54,1mm), eine einfache Montage, ohne zusätzliche Bohrungen setzen zu müssen, als auch auf eine verbesserte Intonation bleiben von Dutzenden verschiedenen Tele-Brücken vergleichsweise wenige übrig:
Zum einen sei die aktuelle Fender 3-Saddle Am Vintage Hot Rod Telecaster Bridge (009-1114-049) erwähnt: Sie vereint klassische Tele „Vintage-Optik“ mit gefinkelten Saitenreitern, bei denen tatsächlich alle sechs Saiten individuell justiert werden können. Man braucht dafür keine neuen Bohrungen setzen, muss jedoch bei der Justierung der Reiter feinmechanisch firm sein (jaja, und da wäre auch noch das zu berappende Kleingeld...)
Mein persönlicher Allzeit-Favorit ist daher immer noch die hier bewertete Gotoh-bridge. Ich verwende sie seit gut 35 Jahren auf mehreren Teles, sie passt 1:1 auf US- Tele-bodies seit Anbeginn, sie schaut fesch aus, sie ist aus massivem 3mm starkem Messing gemacht und war bereits seinerzeit die erste und einzig vernünftige Telebrücke, welche ohne Zusatzbohrungen 1:1 montiert werden konnte und tatsächlich eine Intonations-technische Revolution darstellte (und heute wird dieses 80er-Jahre Gotoh-Design dutzendfach von anderen Herstellern kopiert und als „neu“ angepriesen). String-spacing ist gewohnt 2-1/8“, die Saiten verlaufen zentrisch über die Reiter, hier gibt es deshalb auch keine unterschiedlich Druck-belasteten Madenschrauben, die sich von selbst verstellen wie bei anderen 6-Reiter-Brücken. Das einzige, was Fender an dieser Brücke nicht gepasst haben mag ist wohl der leicht „unprofessionell“ wirkende Umstand, dass die äußeren Madenschrauben der beiden E-string-Reiter in manchen unglücklichen Fällen ausgerechnet auf den Köpfen der äußeren Befestigungsschrauben der Brücke aufsitzen könnten, was jedoch das geringste Übel darstellt (und halt leider Fender’s Ur-Design der 52er Telebridge geschuldet ist). Genau aus diesem Grund hat Fender die Befestigungs-Bohrungen bei vielen seiner „Marken-eigenen“ 6-Reiter-bridges eben nach weiter hinten versetzt - was allerdings bedeutet: Neue Bohrungen im body setzen. Kurioserweise ließ Fender jedoch auch (für Squier) eine 6-Reiter-bridge in Taiwan fertigen, die der Gotoh bridge zum Verwechseln ähnlich sieht. Einmal mehr breche ich also hiermit die Lanze für Gotoh - diese Tele-bridge ist super, sie hat sich glänzend bewährt, Preis-/Leistungsverhältnis total okay, sie ist einfach zu tauschen, sie passt, sie ist „stimmig“ – nur spielen muss man noch selber:-).