Es handelt sich hier quasi um den Klon eines bekannten Pedals mit "blondem Charakter" einer Firma, die laut Name "ohne Verstärker" auskommt. Bassisten wissen, dass das Original gut am Bass klingt und sie wissen auch, dass es nur wenige Modifikation benötigt, um das Vorbild zu einem "ohne Verstärker" VT Bass zu modifizieren.
Das Harley Benton American TrueTone emuliert also, analog aufgebaut, gewisse Tweed Amps einer amerikanischen Firma.
Kommen wir ohne Umschweife zum Punkt: Es ist eines der besten eigentlich-für-Gitarre-Pedale, welches ich in langer Zeit am Bass ausprobiert habe. Direkt im Signalweg fehlt es ihm logischerweise an Tiefbässen, da ab ca 80 Hertz sanft abgeschnitten wird. Daher eignet sich das Pedal meiner Meinung nach am bestem, wenn es mit einem parallelen Cleansignal unterlegt wird und anschließend beide Signale zusammen komprimiert werden. Oder aber man geht den Weg des Bastlers und sucht im Internet nach den entsprechenden Plänen, um das American TrueTone in ein "Charakter Bass" Pedal umzubauen.
Für mich reicht die Clean-Blend-Variante absolut aus und ich bin wirklich sehr begeistert. Der EQ passt gut zum Bass, denn er greift bei ca. 120 Hz, 400 Hz und 3,6 KHz. Der Voice Poti beschneidet links herum gedreht ca. 500 Hz und rechts herum boostet er 800 Hz. Also Low und High boosten, Quak-Mitten rausdrehen, und mit dem Voice und Drive Regler im Zusammenspiel eine angenehme Zerr-Charakteristik finden. Passt! Dann noch mit einem entsprechenden Blend-Pedal das cleane Signal beimischen und der Bass klingt erste Sahne im Proberaum mit Band.
Die Verarbeitung ist tadellos. Einen Stern Abzug gibt es beim Sound, weil der Charakter des Overdrives von ganz, ganz mild viel zu prompt zur Säge wird, je weiter man aufdreht. Das ist mir bei Harley Benton Ultimate Drive und Vintage Overdrive auch gefallen, welche ich vorher jeweils lange Zeit als Bass-Zerren bei Proben, auf Bühnen und im Studio gespielt hatte. Es fehlt ein gesundes Mittelmaß. Vermutlich ist der Potiwert einfach ungünstig gewählt. Diese kleine Schwäche lässt sich aber beim AmericanTone durch EQ und Voice für meinen Geschmack sehr gut kompensieren, was aber nicht unbedingt intuitiv ist.
An der Gitarre habe ich es gar nicht erst ausprobiert, denn es wurde ausgepackt, auf's Bass Pedalboard geklettet, eingestellt und für extrem gut befunden. Es wird vermutlich lange dort bleiben!