Meine erste Harley Benton. War also gespannt, ob HB inzwischen wirklich so gut ist. Immerhin gehört die Manhattan Standard ja auch zur ?gehobenen? Custom Line. Man wird also vielleicht doch weniger Kompromisse wegen des Preis-Leistungsverhältnisses machen müssen?
Ich ?unboxe? also die Gitarre und bin auf den ersten Blick hocherfreut. Sehr schöne Gitarre, sieht besser aus als auf den Bildern, also weniger wie Onkel Ottos Schrankwand, sondern eher wie Onkel Pauls 50er Jahre ?Schlaggitarre?. Prima, so sollte es sein. Sie ist etwas heller als auf den Bildern, sieht echt gut aus. Zweiter Blick: Korpus macht einen super Eindruck, keine Fehler sichtbar, Binding gut. Hals ebenso gut, Saitenlage muss eingestellt werden, aber das mache ich bei jeder Gitarre. So könnte es weitergehen.
Aber dann: Wie schon geahnt, das Schlagbrett ist natürlich nicht richtig ?rund? ausgesägt, da haben die Hersteller wohl ein grundsätzliches Problem mit der Sägemaschine (ist ja bei der HB-35 wohl auch oft so). Eigentlich schön, so ein Holzschlagbrett, aber muss die Maserung quer zur Maserung der Gitarre laufen? Unschön, aber vielleicht Geschmackssache. Wichtiger: Warum hängt eigentlich der Pickup so schief unter den Saiten? Muss neu gerade angeschraubt werden. Jetzt sind zwei unschöne Löcher am Halsende, aber die sieht ja außer mir keiner.
Leider geht es so weiter: Die Bundstäbchen sind unterschiedlich hoch, müssen also neu eingerichtet werden. Das finde ich auch nicht mit dem günstigen Preis entschuldbar, eine Gitarre ist eine Gitarre und die sollte auch bei günstigem Preis funktionstüchtig in den Basics sein. Ein echter Witz sind die Regler. Der Tonregler arbeitet nur in sehr geringem Umfang, die Soundgestaltung ist also stark eingeschränkt. Noch besser ist der ?Lautstärke?regler, der kennt nur An oder Aus. Ärgerlich, die Potis dürfen billig aussehen, aber funktionieren sollten sie. Ergänzend bleibt noch festzuhalten, dass die Mechaniken aus der untersten Schublade stammen, die habe ich als erstes getauscht.
Nun also abschließend zum Sound: Trocken angespielt klingt sie etwas pappig, am Amp bei den ersten Versuchen schön holzig, akustisch, vintagemäßig gut (ach, wenn sie einen richtigen Tonregler hätte?). Da werde ich noch ein bisschen mit Saiten experimentieren, Round- und Flatwound probieren. Das klingt aber vielversprechend. Übrigens ist der nun eingerichtete Hals sehr schön spielbar.
Ich habe von vornherein beabsichtigt, an dieser Gitarre ein bisschen rumzubasteln und -probieren, deswegen habe ich sie behalten, normalerweise hätte ich sie zurückgeschickt. Mit etwas finanziellem und Arbeitsaufwand kann das aber ?ne echt gute Gitarre werden.