Eines vorweg: Ich habe mit dieser Bewertung gut zweieinhalb Monate gewartet, um das Cello mehrfach zu testen, um eine detaillierte und vor allem korrekte Bewertung abzugeben.
Nun habe ich es bei mehreren Events verwendet. Das, gekoppelt mit mittlerweile 13 Jahren Erfahrung auf einem "echten" Cello, sollte eine gute Grundlage sein...
Ich habe somit nach einem (E-)Cello gesucht, welches ich mitnehmen kann, wenn ich wo anders spiele. In Gemeinden, auf Freizeiten, etc.
Der Wert durfte also nicht ĂŒbermĂ€Ăig hoch sein.
Da kam fĂŒr mich eigentlich nur dieses Modell in Frage. (Die Farbe habe ich aufgrund meiner persönlichen PrĂ€ferenz gewĂ€hlt.)
Mir ist klar, dass man fĂŒr 400EUR keine Klangwunder erwarten kann, insbesondere, wenn eine HĂŒlle und ein Bogen mit inbegriffen sind. Das sollte jedem klar sein, der sich mit diesem Instrument beschĂ€ftigt - das gilt aber fĂŒr alle Instrumente dieser Preisklasse.
Aufbau: Das Instrument wird i.d.R. nicht aufgebaut gelagert, mindestens, wenn es n der HĂŒlle ist. Der Aufbau ist jedoch selbsterklĂ€rend, konkret geht es um drei Teile, die angeschraubt werden mĂŒssen. Hier sei zu sagen: Es sollte darauf geachtet werden, dass die Schrauben fest gedreht werden, sonst kann es passieren, dass die angeschraubten Teile wĂ€hrend des Spielens abfallen. Möglich, muss man halt nur drauf achten. Bei den Teilen, die als KniestĂŒtze dienen sollen, geht das Anschrauben recht gut, bei dem, das man zwischen Instrument und Körper anbringt, ist es bei der "inneren" Schraube jedoch recht schwierig - es sei denn, es gibt da eine Technik, die ich bisher noch nicht kenne.
Kommen wir zu einem der, wenn nicht sogar dem wichtigsten Kriterium: Dem Klang. Hier sei zu sagen: Ich habe das Instrument bisher nur mit den vom Werk drauf gezogenen Saiten getestet. (Ausnahme bildet die A-Saite, die musste ich ersetzen, da sie beim Stimmen mehr oder minder sofort gerissen ist.) Und hier muss ich jeden warnen, der AnsprĂŒche hat, die in Richtung eines echten Cellos gehen. Der Klang ist ein ganz anderer. Und das nicht nur von den Voraussetzungen her.
Das der Klang eines E-Cellos ein anderer ist, darĂŒber brauchen wir nicht reden. Doch sind mir in erster Linie zwei Dinge aufgefallen: Zum einen: UnabhĂ€ngig vom VerstĂ€rker bzw. Abnehmung war es ein GEWALTIGER Unterschied in der LautstĂ€rke im Vergleich von der C-Saite zu allen anderen. GefĂŒhlt wĂŒrde ich sagen, die C-Saite ist doppelt so laut, wie die anderen Saiten (zwischen der G-, D- und A-Saite gibt es diese deutlichen Unterschiede nicht ansatzweise). So war ich mehr oder weniger dazu gezwungen, bei Liedbegleitungen (bei denen es in erster Linie um die tiefen Töne ging) mich mehr oder weniger komplett auf die C-Saite zu verlassen, da der LautstĂ€rkeunterschied immens gewesen wĂ€re (zum Vergleich: Lieber habe ich stĂ€ndig die Lagen gewechselt, sei es die halbe Lage, die zweite, die dritte, vierte, aber auch fĂŒnfte aufwĂ€rts, als in der ersten Lage auf die G-Saite zu gehen).
Und dazu kommt noch der zweite Punkt. Die D-Saite, und insbesondere auch die A-Saite klingen nicht ansatzweise so schön wie die C-Saite. Mag sein, dass man hier mit entsprechend teureren Saiten noch was machen kann... Vielleicht aber auch nicht. So jedenfalls sind die oberen Saiten kaum spielbar. Das sollte jedem bewusst sein, der sich dieses Instrument zulegen möchte.
Anderer Punkt: Dem des "sofort losspielen" können. Um dieses Instrument vernĂŒnftig spielen zu können, ist ein VerstĂ€rker zwingend notwendig. Was aufwĂ€ndig, und nicht immer möglich ist. Das sollte beim Kauf beachtet werden! Zudem: Ich wĂŒrde jedem empfehlen, vor dem ersten Auftritt o.Ă€. genug Zeit einzuplanen. Wie gesagt, die A-Saite ist mir ziemlich sofort gerissen (die, die ich danach drauf gezogen habe, hĂ€lt seit den zweieinhalb Monaten durch, trotz vielfachen Stimmens (v.a. auch an den Grobstimmern, dazu spĂ€ter mehr) durch, ich habe also durchaus berechtigten Grund zur Annahme, dass das Problem bei der Saite zu suchen ist, nicht bei meinen StimmkĂŒnsten (wie gesagt, ich verfĂŒge ĂŒber 13 Jahre Erfahrungen bei einem echten Cello, das Stimmen an sich ist fĂŒr mich also keinesfalls was neues).
Doch ganz abgesehen davon: Umgewöhnung (wenn man von einem echten Cello umsteigt) ist ein Punkt, hat bei mir aber keine groĂe Rolle gespielt. Viel entscheidender war etwas anderes: Die Beschaffenheit der Grobstimmer. Diese war am Anfang mehr oder weniger eine Katastrophe. Sehr schnell haben diese die Stimmung der Saite nicht mehr gehalten, und das hat alle vier betroffen. Erst war es notwendig, regelmĂ€Ăig mit den Grobstimmern zu stimmen, dann war nicht mal mehr das möglich, da sie schlicht nicht da geblieben sind, wo sie sollten (bekannter Trick hier: Grobstimmer weiter rein drĂŒcken, hat nicht mehr funktioniert). Kurzum: WĂ€re es so geblieben, wĂ€re dieses Instrument sehr schnell unbrauchbar gewesen, da unspielbar. Und als Deko wollte ich es mir nicht hinstellen, dafĂŒr war es dann doch etwas teuer.
Doch hier muss ich auch eine Lanze fĂŒr Thomann brechen. Denn: Ich habe das Problem geschildert, und habe noch am selben Tag Antwort erhalten. Und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass das Problem beim Instrument lag, haben sie umgehend sogenannte Wirbelseife nachgeschickt, welche das Problem (bisher zumindest) gelöst hat. Ohne groĂe Wartezeiten, ohne Mehrkosten, ohne groĂ beweisen zu mĂŒssen, dass das Problem wirklich vorliegt. Ăber den Kundenservice kann ich mich hier echt nicht beschweren!
Was mich zu einem anderen Punkt bringt: Dem Risiko. Dadurch, dass Thomann ein deutscher HĂ€ndler mit Sitz in der NĂ€he von Bamberg ist, ist das Risiko vergleichsweise gering. Sollte was sein, hat man Ansprechpartner, die auch reagieren, und im schlimmsten Fall kann man von 30 Tage Geld zurĂŒck Gebrauch machen.
Dazu (bei mir immer) kurze Lieferzeiten... Also ĂŒber den Kundenservice von Thomann kann ich mich nicht beschweren!
Fazit: Erwarte nicht zu viel und ĂŒberlege dir, wofĂŒr du es brauchst. FĂŒr manche Zwecke gut, fĂŒr manche reicht es nicht, da muss eine gröĂere Investition. Im Zweifelsfall: Einfach mal testen. Und dann selbst entscheiden. Hat ja auch viel mit subjektiven EindrĂŒcken zu tun.
-> FĂŒr meine Zwecke reicht es, in abgespeckter Form, auch wenn ich die Saiten vermutlich frĂŒher oder spĂ€ter mal wechsle... Mal sehen, wie viel das bringt.