Mit der teuren japanischen GB10 habe ich schon lange geliebäugelt, konnte bisher jedoch den Preis, der an der 3000 EUR-Marke kratzt, für mich nicht rechtfertigen. Die mittelpreisige China-Version wollte ich nicht. Deshalb die ganz günstige indonesische Version.
Ich kann nur sagen, dass es ein tolles Instrument ist. Sicherlich sehen die verbauten Plastikteile billig aus. Doch die können mit den teureren Ibanez-Ersatzteilen der echten GB10 ausgetauscht werden, was ich auch gemacht habe.
Wer die Gitarre vorm Umbau im Auslieferungszustand live hören möchte, dem sei mein YouTube-Video der Berlin Jazz Kapelle von "Autumn Leaves" im Duo mit Piano empfohlen: haben die Instrumente clean ohne große Bearbeitung oder Effekte im DAW aufgenommen. Den Fender Blues Deluxe-Verstärker emuliert ein billiges Zoom Effektgerät.
Jetzt zum Verbesserungswürden: Insbesondere das Schlagbrett und die Potis wirken in dem schnöden Schwarz nicht sonderlich wertig. Die wurden letztendlich von mir durch eine Tortoise-Pickguard sowie honigfarbene Shure Gripp III-Potis ersetzt, die man beim Vertriebspartner von Ibanez oder bei Thomann bestellen kann.
Nun jedoch zum wichtigsten Punkt: Sound und Bespielbarkeit sind bei der GB10EM sehr gut. Der Hals ist ein Traum, die Werkseinstellung sehr sauber. Der Sound ist voll, dennoch knackig. Typisch GB10 ist das Instrument auch für harten Funk oder soften Bossa ausgelegt, also deutlich versatiler als die klassischen Archtops.
Sicherlich, die Bünde werde ich noch in den oberen und unteren Lagen nachpolieren. Die floating Humbucker klingen toll, auch wenn der Output etwas geringer als bei anderen Stromgitarren ist.
Rundum ist dieses Instrument für den Bühneneinsatz sowie Home Recording super. Es wäre mir nicht zu schade, wenn man ein Kratzer in den Lack kommen sollte, was bei der japanischen GB10 eindeutig der Fall wäre. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung.
Edit: Nach nunmehr 3 Jahren hat mir die Ibanez GB10-EM gute Dienste im Bühneneinsatz und Home Recording erwiesen. Die Kabel der Tonabnehmer muss man zwar abtapen, weil es sonst akustisch scheppern kann (was allerdings nicht vom Pickup abgenommen wird), die Buchse des Gitarrenkabels macht gerne mal einen Abflug, weil es ohne Gegensicherung verbaut ist (einfach mit einem Schraubenschlüssel richtig fest ziehen). Aber ansonsten ist es in dieser Preislage eine wirklich tolle Jazzgitarre, die ihren Einsatz ohne Murren verrichtet. Ich habe bei Just Music (bevor sie in Berlin dicht gemacht haben) übrigens eine chinesische Version der Gitarre akustisch angespielt. Das Holz der Chinesin klingt besser, da heller und präsenter; die Resonanz ist weniger "pappig"; aber in Bezug auf die Verarbeitung steht sie der indonesischen Budgetversion in nichts nach. Immer noch - die Ibanez GB10-EM bekommt von mir eine klare Kaufempfehlung für ambitionierte Gitarristen, die auf ihren Geldbeutel achten und Instrumente spielen, nicht sammeln.