Der Rattler ist ein Klon der Original Proco Rat aus den frühen 80ern mit Teilen und einem Chip, die in der aktuell erhältlichen Baureihe des Herstellers vom Original, Proco Rat 2, nicht mehr verbaut werden. Das Rat-Pedal gehört zu den klassischen Verzerren, wie ein Centaur Klon und der Boss Distortion.
Ich bin überwiegend im Classic (Hard Rock) unterwegs und habe eine Auswahl von Fuzz-Pedalen. Ich möchte mich nun Sound-technisch 10 bis 20 Jahre vorwärts bewegen und suchte zu meinem Marshall SV20 und JVM den passenden „Anheizer“ für 80s Heavy Rock und frühen Metal. Die klassischen Distortion-Pedale (Boss & co.) sind mir zu extrem. Ich möchte noch etwas vom „warmen“ Grundsound erhalten und ein bisschen Dynamik bei Anschlag und Volume-Änderung an der Gitarre soll auch bleiben. Beide Marshalls haben Gain genug, aber den aggressiven, fauchenden, etwas kratzigen Rat-Sound hatte ich mir als perfekte Ergänzung vorgestellt. Nun galt es aber erstmal im Dickicht der unzähligen Rat-Klone neben dem Original (das über die Jahre auch selbst bauteilbedingt seine Charakteristik verändert hat) die passende „Ratte“ zu finden. Es folgte eine wochenlange Recherche, und bis zum Schluss war ich unsicher, ob ich nicht mit dem „günstigen“ Original Proco Rat 2 glücklich werden könnte. In den Vergleichen stach jedoch der Rattler (der von mir sehr geschätzten griechischen Marke Jam-Pedals) immer wieder heraus. Irgendwie wärmer, trotzdem definierter und mit weiterem Frequenzspektrum. Offensichtlichster Unterschied ist der Bass-Cut bei der Original-Ratte von Proco. Der Rattler hat mehr Bassanteil, kommt damit etwas wuchtiger. Trotzdem bleibt der Bass auch bei hohem Gain-Setting tight. Es wird dann „fuzzy“, aber sehr viel definierter als bei einem klassischen Fuzz-Pedal. Also genau richtig für härtere Riffs (Kill em all von Metallica soll mit Marshall und „Ur“-Ratte eingespielt worden sein). Trash Metal ist vielleicht kein schlagendes Argument für Sound-Connaisseure, die bereit sind, 200 Euro für ein Boutique-Pedal auszugeben, wenn das Original für 85 Euro zu haben ist. Aber dieses Pedal kann viel mehr, mit Low-Gain lassen sich auch dreckig-schmatzende ZZ-Top Sounds kreieren. Es gibt sicher noch andere interessante Boutique-Pedale (ich hasse diesen Begriff) im gleichen Preisspektrum, bspw. das Iron Horse von Wampler. In verschiedenen Vergleichen bin ich aber immer wieder beim Rattler hängen geblieben.
Der Rattler klingt für mich immer gut, egal was ich eindrehe. Das ist ganz untypisch für mich. Ich bin jemand, der bei neuen Amps und Pedalen binnen Minuten den einen Sound findet und dabei bleibt. Als ich den Rattler bekommen hatte, habe ich gespielt und am Pedal rumgedreht, bis (bei durchgehend fettem Grinsen im Gesicht) die Finger weh taten und die Ohren pfiffen. Und trotzdem konnte ich mich nicht entscheiden. Weil alles so geil klang!
Müsste ich den Vergleich mit dem Original auf einen Satz beschränken, würde ich sagen, die original Proco Rat klingt etwas mehr boxy und harscher in den Höhen und damit mehr nach Garagen-Rock; der Rattler belässt den Grunsound natürlicher, Röhrenamp-like und verpasst ihm mehr Wucht, Dreck und Wums. Es ist diese Portion Dreck, von dem dieser Zerrsound lebt. Ich habe seit 11 Jahren einen sehr guten TS808 Klon von Rodenberg (Gas828). Der bläst den Amp sehr definiert im tiefe-Mitten-Spektrum an, klingt aber geradezu langweilig im Vergleich zum Rattler. Also habe ich für meine Zielvorstellung die richtige Entscheidung getroffen.
Übrigens sind die Nebengeräusche für einen Verzerrer erstaunlich gering und die Stromversorgung ist mit und ohne Batterie problemlos.
Jam Pedals machen fantastische Pedale, wenn man analoge Dinosaurier-Gitarrensounds sucht. Das Retro Vibe Mk. 2 ist m. E. das beste Univibe auf dem Markt.