Wer auf der Suche ist nach einem Low-Mid-Gain Overdrive, der ein wenig "Dreck" in seinem Gitarrenspiel bringt, der sollte sich den Morning Glory V4 genauer anschauen.
Ich muss zugeben, es war nicht "Liebe auf den ersten Blick". Als Referenz habe ich den Boss BD2. Und ich muss sagen, der BD2 kann in der Disziplin "Low-Gain Overdrive mit viel Transparenz und ein wenig Dreck" sehr gut mithalten.
Erst nach dem ich den MG für eine längere Zeit gespielt hatte und dann wieder auf BD2 umschaltete, habe ich die Unterschiede besser raushören können. Der Morning Glory ist in den Höhen weniger fizzelig, was mir beim BD2 z.B. ab 12h Gain immer gestört hatte. Bei höherer Gaineinstellung strafft und räumt der Morning Glory klarer und besser auf. Der Bassanteil ist auch insgesamt weniger dossiert und gefällt mir persönlich besser. Akkorde klingen viel sauberer, definierter und mehr "Marshall like". Insbesondere bei den Zwischenpositionen-Pickups an dem Stratocaster, waren die Nuoncen am besten zu hören. Einfach wunderbar für das Rhythmusgitarrenspiel.
Der klare Klang des Morning Glorys kombiniert sich auch bestens mit Delay Pedalle. Denn oftmals verlieren insbesonders Bodentreter mit leichten Verzerrungen ihren charakteristischen Klangstruktur und verschwimmern in der Delaywolke - nicht mit dem Morning Glory!
Überhaupt ist der Morning Glory sehr kooperativ mit anderen Bodentretern wie Kompressoren oder Overdrives (z.B. TS Styles). Beim letzteres geben sie der Gesamtverzerrung den zusätzlichen Biss in den Höhen ohne schrill zu klingen.
Wem das Pedal doch zu höhenlastig ist, der kann optional den High-Cut Filter an der Seite einschalten und etwas abdämpfen, verliert jedoch deutlich an Offenheit.
In der Version V4 hat JHS die Volume und Gain Struktur verändert. Im Vergleich zum Vorgänger V3 hat er wesentlich mehr Volumen und Headroom bei gleichzeitig mehr Zerre. Die Verzerrung hat sich definitiv verbessert, denn sie ist im Vergleich zum V3 definierter und weniger spitz.
Neu ist auch die zusätzliche Gainstage, der sich mittels eines Kippschalters oder eines externen Pedals bedienen lässt. Letztendlich ist es ein Volumeboost, denn der Charakter der beiden Gainstages verändert sich nicht.
Fazit:
Der MG V4 hat nach längerem Einspielen mich doch überzeugt und einen Platz auf dem Pedalboard gefunden. Die wesentlich straffere Zerrung, klasse Anschlagsdynamik und die zusätzliche Gainstage haben den Ausschlag gegeben. Vorausgesetzt: man mag den typischen Bluesbreaker Sound und ist bereit für die letzten 10% besseren Sound den Aufpreis zu zahlen!