Hinter den zwei Parametern von Contour 1 verbirgt sich ein ganzer Fundus an Funktionen. Alleine mit seiner wesentlichen Aufgabe als Slew Limiter, mit dessen Hilfe ein Portamento erzeugt oder ein Gate-Signal modifiziert werden kann, ist das Modul bereits überdurchschnittlich gut aufgestellt. Das liegt vor allem an den getrennten Rise- und Fall-Zeiten sowie den variablen Kennlinien. Contour 1 kann gleichzeitig aber auch als flexibler Modulator eingesetzt werden, der sowohl ein Hüllkurven- als auch ein LFO-Signal erzeugt. Im Audiomodus wird aus Contour 1 dann sogar ein VCO. Mithilfe der getrennten Rise- und Fall-Zeiten sowie der Kennlinien lässt sich im LFO- sowie VCO-Betrieb die erzeugte Wellenform manipulieren und über die CV-Eingänge modulieren, womit das Modul sogar viele dedizierte Oszillatoren übertrifft. Contour 1 kann somit ständig wechselnde Aufgaben übernehmen, und zwar so, wie sie gerade anfallen.
Rise und Fall sind Zeitparameter, die das Ansteigen und Absinken eines Signalpegels steuern. Mit dieser simplen Funktionalität kann das Modul für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. Führt man dem Modul eine Key-CV von einem Keyboard oder Sequenzer zu, kann der Wechsel zwischen den Tonhöhen verzögert werden. Dieser Vorgang wiederum erzeugt ein Portamento bzw. einen Slide-Effekt, der sich dann detailliert formen lässt. Über die Gate- und Trigger-Eingänge kann das Modul angetriggert werden und dank Rise und Fall eine AR- bzw. AD-Hüllkurve generieren. Mit 500 µs agiert die Hüllkurve ohnehin bereits sehr schnell, doch durch die Anpassung der Kennlinien wird das Signal erst richtig „snappy“. Im VCO-Modus reicht die Geschwindigkeit bis zu 16 kHz, während sich das Pitch Tracking mit einem Trimmer am Frontpanel kalibrieren lässt.
Contour 1 lädt zum Experimentieren und unkonventionellen Denken ein. Das volle Potential erschließt sich erst nach und nach, denn das Modul hält immer wieder Überraschungen bereit. So kann es neben den offensichtlichen Anwendungen auch als subharmonischer Generator, als Impulse Modifier, als Envelope Follower, als kombinierter FM/AM-Oszillator und für eine Square-Wellenform sogar als eine Art Filter genutzt werden. Mit diesem Konzept spricht Contour 1 vor allem User an, die sich mit einem gewissen Experimentierdrang an immer neuen Modularpatches versuchen und die Grenzen ihres Systems, und damit auch dieses Moduls, stetig erweitern möchten. Bei einem Modul wie Contour 1 sollte man keine Berührungsängste zu abstrakten Denkansätzen haben.
Joranalogue Audio Design ist eine kleine, in Belgien gegründete und ansässige Firma, die sich auf die hochwertige Herstellung anspruchsvoller Eurorackmodule spezialisiert hat. Aufgrund der „unerbittlichen Leidenschaft zu analogen Schaltkreisen“ der Köpfe hinter Joranalogue Audio Design sind alle Module rein analog aufgebaut. Die moderne Interpretation der Geräte soll dabei weit über die bekannten Funktionsumfänge hinausgehen und somit ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Die gesamte Entwicklung und Produktion der Module findet mithilfe moderner Fertigungsmethoden vor Ort in Belgien statt. Der Herstellungsprozess sowie das Design basieren dabei auf langjähriger Erfahrung in der modernen Hardwareentwicklung sowie in der Wartung von Vintage-Synthesizern. Das Ziel von Joranalogue Audio Design ist es, stets neue Ansätze und Techniken auf den Eurorack-Markt zu bringen und Wellen in der analogen Welt zu schlagen.
Contour 1 eignet sich für kompakte Systeme, die transportabel und leicht sein sollen. Sofern man die verschiedenen Anwendungen nicht gleichzeitig nutzen will, sondern in jedem Patch eine andere Funktion benötigt, kann Contour 1 die Aufgaben mehrerer Module übernehmen und benötigt dabei nur acht Teileinheiten Platz. Die Flexibilität von Contour 1 zeigt sich auch in komplexen Patches, z. B. dann, wenn das Modul mit CV-Signalen moduliert wird. Als Hüllkurve oder LFO kann durch die CV-Steuerung nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Kurvenform moduliert werden, beispielsweise punktgenau von einem Sequenzer oder spontan mit einem Joystick. Das gilt ebenso für die spezielleren Anwendungen. In Kombination mit einem zweiten Contour 1 kann ein CV-steuerbarer FM-Operator, ein dynamisch gesteuertes Portamento oder ein sich gegenseitig modulierendes LFO/AD-Paar realisiert werden.