Gitarristen sind Gewohnheitstiere, speziell wenn es um das Aussehen geht. Daher werden überwiegend Gitarren mit einem Korpus aus dem Tropenholz Palisander gebaut. Wer nach Alternativen aus europäischen Hölzern sucht, sucht speziell im unteren Preissegment oft vergebens. Umso erfreulicher, dass es aus dem Hause des erfahrenen Hersteller Manuel Rodríguez eine ganze Serie gibt, deren Instrumente vorwiegend aus einheimischen Hölzern gebaut werden – und das außerdem in Europa. Dazu kommt das eine oder andere Detail, das speziell in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist, wie beispielsweise die ergonomische Armauflage.
Die Manuel Rodríguez E-65 ist eine Konzert- bzw. Nylonsaitengitarre der 4/4-Größe. Das bedeutet in diesem Fall eine Mensur (schwingende Länge der ungegriffenen Saite) von 65 Zentimetern – der Standard, seit der spanische Gitarrenbauer Torres Mitte des 19. Jahrhunderts die moderne Konzertgitarre entwickelte. Der Korpus der E-65 besteht aus laminiertem Nussbaumholz, die Decke hingegen ist aus massiver Fichten. Dieses Holz war bereits bei Torres essenziell für einen vollen, dynamischen Ton. Für den Hals hat Manuel Rodríguez Ahornholz gewählt. Lediglich das Griffbrett und der Steg bestehen aus einer exotischeren Holzart, nämlich Akazie. Der Hals ist 52 Millimetern breit und entspricht damit genau dem spanischen Standard.
Diese Gitarre wird besonders viele Freunde unter umweltbewussten und nachhaltigkeitssensiblen Musikern finden – oder unter Gitarristen, die einfach eine andere, alternative Optik schön finden. An dem guten Ton ändert sich dabei nichts, dafür steht schon der Name Manuel Rodríguez. Mit der massiven Decke besitzt die Gitarre bereits einen großen Teil des dynamischen Sounds, der einer vollmassiven Gitarre zu eigen ist, ohne dabei auch nur in die Nähe des Preises einer solchen Gitarre zu kommen. Sie eignet sich daher ideal als zweite Gitarre nach dem Anfängerinstrument, ist allerdings auch selbst als Einsteigerinstrument geeignet.
Die Geschichte von Guitarras Manuel Rodriguez beginnt mit der Gründung der Firma im Jahre 1955 in Madrid. Nachdem Rodriguez dort seine erste eigene Werkstatt eröffnete, zog es ihn nur kurze Zeit später nach Los Angeles in einen neuen Shop, wo er an Verbesserungen von Komponenten wie Deckenverstrebungen oder Bünden forschte. Die Zeit in den USA verschaffte ihm einen weltweiten Ruf, denn viele seiner Instrumente gingen in die Hände von Profis oder Hollywood-Schauspielern über. Im Jahr 1973 zog es Rodriguez schließlich wieder zurück nach Madrid, wo er bis 1991 in einem neuen Shop seine Instrumente fertigte. Schließlich folgte der Umzug in eine eigene Fabrik in Almansa, um dort eine komplette Linie von Rodriguez-Gitarren herzustellen. Nach drei Jahren folgte ein weiterer Umzug der Produktion nach Illesca, von dort werden die Gitarren von Guitarras Manuel Rodriguez in alle Welt verschifft.
Eines der auffälligsten Merkmale der Rodríguez E-65 ist die Armauflage auf dem Korpus. Sie sorgt dafür, dass der rechte Unterarm bequem auf einer breiten Fläche aufliegt und nicht durch die üblicherweise scharfe Korpuskante schmerzhaft gekerbt wird. Wer jemals eine Gitarre mit einem solchen Feature gespielt hat, möchte eigentlich nichts anderes mehr in die Hand nehmen. Alleine das dürfte dafür sorgen, dass diese Gitarre auch bei Musiklehrern ihren Einsatz findet, die ihr Instrument bekanntlich den ganzen Tag in der Hand halten müssen. Dazu kommt die gelungene Optik und das Gefühl, kein Tropenholz in der Hand zu halten.