Der Vocoder Moog Spectravox gibt einen Blick zurück in die frühe Geschichte der Musiktechnologie, denn das Gerät wurde sowohl von der Zusammenarbeit zwischen Bob Moog und Wendy Carlos in den 1960er-Jahren als auch durch die ursprünglichen Ideen des Erfinders Homer Dudley aus den 1930er-Jahren inspiriert. Wie der frühere 16-Channel-Vocoder von Moog, bietet auch der neue Spectravox die Möglichkeit, Stimmen zu verfremden und in einen anderen musikalischen Zusammenhang zu bringen. Im Gegensatz zu klassischen Fixed-Filterbänken und Vocodern sind die Frequenzbänder des Spectravox variabel und können mit einem LFO oder CV-Signalen moduliert werden, was nahezu unendliche Möglichkeiten der Klangbearbeitung eröffnet. Das Desktop-Gerät gehört zu Moogs semi-modularer Familie und kann über das optionale Accessory Kit mit anderen Moog-Synthesizern zu einem individuellen Sound Studio kombiniert werden.
Der Moog Spectravox geht über die Möglichkeiten einfacher Vocoder und Filterbänke deutlich hinaus. Der semi-modulare Spectral Processor ist um eine Filterbank mit 10 Bändern herum aufgebaut und kann diese auf unterschiedliche Weise einsetzen. Es gibt mit dem Vocoder- und dem Filterbank-Modus zwei Betriebsarten. Die Funktion des Carriers, der das Trägersignal generiert, übernimmt ein echter Moog-Oszillator und ein Rauschgenerator. Alternativ lässt sich Spectravox auch als monophoner Synthesizer nutzen, der mit der Filterbank eher unübliche Sounds erzeugt. Die 10 Bänder dienen einerseits zur Analyse im Vocoder-Modus oder können als Filterbank auch unabhängig zur Bearbeitung von externen Signalen genutzt werden. Sie lassen sich nicht nur in der Lautstärke regeln, sondern auch mit der Shift-Funktion gemeinsam verschieben und über die 10 Hüllkurvenfolger frei untereinander verbinden.
Der Moog Spectravox ist ein "Soundwerkzeug" für experimentierfreudige Musiker, die mehr wollen als die üblichen Vocoder-Roboterstimmen. Die Beschränkung auf 10 Bänder wird durch die Spectral-Shift-Funktion nicht nur aufgehoben, sondern eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Als Filterbank ist Spectravox ein vielseitiges Werkzeug zur Bearbeitung von Instrumenten, Sounds und Loops. Auch Vokalisten können damit ihre Stimme effektiv bearbeiten, sei es als reiner Effektklang oder als Beimischung zum Originalsignal. Als Synthesizer mag Spectravox rudimentär erscheinen, doch die Filterbank eröffnet auch hier eigenständige Wege. Das semi-modulare Konzept des Gerätes ist flexibel, erfordert aber auch eine gewisse Kenntnis der Materie. Moog unterstützt weniger erfahrene Musiker mit Video-Tutorials zur praktischen Anwendung des Spectravox.
Der US-amerikanische Hersteller von Synthesizern mit Sitz in Asheville, North Carolina, gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet und genießt einen legendären Ruf. Robert Moog befasste sich seit den 50er Jahren mit elektronischer Klangerzeugung und sammelte erste Erfahrungen mit der Herstellung von Theremins. Den Durchbruch brachte 1968 das mit mehreren Grammys ausgezeichnete Album Switched-On Bach von Wendy Carlos (damals bekannt als Walter Carlos), das im Mehrspurverfahren mit einem Mono-Synthesizer eingespielt wurde. Der 1971 erschienene Minimoog wurde zum beliebtesten Synthesizer der 70er Jahre und gilt bis heute als Messlatte für die Klangqualität von Synthesizersounds. Er und die folgenden Geräte wie Memorymoog, Polymoog oder Prodigy prägten den Sound zahlreicher Alben, von Stevie Wonder bis Police und von Saga bis Kraftwerk.
Mit der Filterbank lassen sich verschiedene Effekte erzielen, die an die früheren Moogerfooger-Pedale erinnern. Der Program Input für externe Signale verfügt über einen weiten Gain-Bereich zur Anpassung an Mikrofon-, Instrumenten- und Line-Pegel. Über die Patch-Buchsen wird das externe Signal anstelle des internen VCOs verwendet. Mit erhöhter Resonanz und LFO-Modulation der Filterbänder entstehen Phaser-artige Sounds wie beim MF-103, wobei die Pegel der Bänder frei einstellbar sind. Beschränkt man die Anwendung auf den Tiefpass von Band 1, wird Spectravox zu einem klassischen MF-101 Filter mit Envelope Follower, der über die Shift-Funktion die Cutoff-Frequenz des Tiefpasses modulieren kann. Zusätzlich lässt sich durch Modulation des VCAs ein Tremolo erzeugen. Mit genügend externen CV-Signalen zur Steuerung der 10 Bänder sind sogar rhythmische Animationen wie beim MF-105 Murf möglich.