Das Subharmonicon wurde gleich dreifach von historischen Vorbildern der elektronischen Musik inspiriert: Es arbeitet wie Oskar Salas Trautonium mit subharmonischen Oszillatoren und es greift Ideen und Konzepte von Leon Theremins Rhythmicon sowie Joseph Schillingers Kompositionssystem auf. Technisch ist das Subharmonicon ein echter Moog-Synthesizer mit klassischen VCOs und einem Ladder-Tiefpassfilter sowie Hüllkurven für VCF und VCA. Sein Patch-Feld ermöglicht dazu die Einbindung modularer Synthesizer. Die wahre Stärke liegt jedoch in der einzigartigen Kombination von subharmonischer Klangerzeugung und dem „historischen“ Sequenzer, dessen überaus kreatives Konzept so manches moderne Gerät ziemlich alt aussehen lässt.
Den Kern der Tonerzeugung bilden zwei VCOs, denen jeweils zwei Suboszillatoren zugeordnet sind. Die Suboszillatoren lassen sich ihrerseits in harmonische Verhältnisse zum VCO setzen und folgen seiner Tonhöhe. Hinter das Konzept blickt aber man erst dann so richtig, wenn die beiden 4-Step-Sequenzer ins Spiel kommen: Sie können wahlweise VCOs und Suboszillatoren zusammen oder getrennt ansteuern, sodass sich Melodie und harmonische Verhältnisse separat sequenzen lassen. Der Sequenzer kann bis zu vier Clock-Teiler auf beide Sequenzen anwenden und im Handumdrehen werden aus den vier Steps deutlich komplexere Muster. Die meisten Funktionen lassen sich über das Patch-Feld ansteuern und es kann sowohl von internen als auch von externen Quellen Einfluss auf die Sequenz und die Klangerzeugung genommen werden.
Das Subharmonicon ist ein Synthesizer wie kein anderer. Wer sich mit dem Subharmonicon auseinandersetzen will, muss einige Vorstellungen vom „modernen“ Musikmachen außen vor lassen – und wird überrascht sein, wie frisch die rund 100 Jahre alten Ideen hinter dem Subharmonicon klingen. Die sechs Oszillatoren, die im subharmonischen Kontext stehen, erzeugen einen kraftvollen, wenngleich ungewohnten Klang. Noch überraschender sind die Ergebnisse des Sequenzers, dessen Tiefen in Ruhe ausgelotet werden wollen. Das Subharmonicon besitzt zwar einen MIDI-Eingang, doch das größere Potential erschließt sich bei der Ansteuerung über CV, da das Patch-Feld Möglichkeiten wie etwa das paraphone Spiel der beiden VCOs erlaubt. Es ist vielleicht kein Gerät für Einsteiger, aber ein guter Einstieg in eine neue-alte Welt der elektronischen Musik.
Der US-amerikanische Hersteller von Synthesizern mit Sitz in Asheville, North Carolina, gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet und genießt einen legendären Ruf. Robert Moog befasste sich seit den 50er Jahren mit elektronischer Klangerzeugung und sammelte erste Erfahrungen mit der Herstellung von Theremins. Den Durchbruch brachte 1968 das mit mehreren Grammys ausgezeichnete Album Switched-On Bach von Wendy Carlos (damals bekannt als Walter Carlos), das im Mehrspurverfahren mit einem Mono-Synthesizer eingespielt wurde. Der 1971 erschienene Minimoog wurde zum beliebtesten Synthesizer der 70er Jahre und gilt bis heute als Messlatte für die Klangqualität von Synthesizersounds. Er und die folgenden Geräte wie Memorymoog, Polymoog oder Prodigy prägten den Sound zahlreicher Alben, von Stevie Wonder bis Police und von Saga bis Kraftwerk.
Das Subharmonicon ist ein minimalistisches Kompositionswerkzeug mit spezieller Ausrichtung. Subharmonie und das Schillinger-System wurden in der Vergangenheit überwiegend in den Bereichen experimenteller und sogenannter „Neuer Musik“ sowie gelegentlich in der Filmvertonung eingesetzt. Mit dem Subharmonicon wird nun eine Brücke zu modernen Musikproduktionen geschlagen: Der Synthesizer kann in EDM-Tracks sowie in Ambient und Scoring ungewohnte Klangfarben und Sequenzen einbringen. Speziell die Einbindung in ein CV-basiertes Umfeld erschließt ein großes Potential, da so die Möglichkeiten des Sequenzers über Clock-, Trigger- und Reset-I/Os noch einmal erweitert und die Teile der Klangerzeugung individuell moduliert werden können.